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#cardetox oder warum ich mein Auto liebe

Wie ich auszog, um zu lernen, wie scheiße es ohne Auto ist.

Vor wenigen Monaten sagte unser persönlicher Auto-Mechaniker : „Nä mach isch nisch TÜV“. Damals ahnten wir noch nicht, dass er das ernst meint und dass seine Auffassung vielleicht auch von anderen Auto-Mechaniker geteilt werden könnte.

Vor ein paar Tagen wurden wir dann aber eines Besseren belehrt. Denn ein „Ne, sorry. Aber eigentlich hab ich darauf echt keinen Bock. Kauft Euch nen neuen, Gebrauchten. Das macht doch keinen Sinn da noch Kohle rein zu stecken“ ist gleichzusetzen mit „Nä mach isch nisch TÜV“.

Ne. Machense nicht. Machense wirklich nicht. Und während Du Dich noch fragst, wie viele Kohle die haben müssen, dass sie 2500€ Reparaturkosten nicht haben wollen und dir lieber raten dein (übrigens seit 16 Jahren problemlos fahrendes) Auto zu verschrotten (Hallo Wegwerf-Gesellschaft!), stehst Du plötzlich ohne Auto da. Dann wird Dir bewusst, vor welchen scheinbar unlösbaren Hürden du stehst.

Den 100€ Wochen-Einkauf, mit den vier vollgepröften Taschen, die wir manchmal nicht mal in einem Rutsch hoch getragen bekommen weil sie so schwer sind? Kannse vergessen! Mal eben am Wochenende nach Holland fahren? Kannse vergessen! Mal eben mit einer einzigen Tankfüllung für 40€ nach Ungarn fahren? Kannse vergessen! Fünf Minuten nach Feierabend zu Hause sein? Kannse vergessen! In der Mittagspause zum Sport? Kannse vergessen! Spontan zu Freunden fahren? Kannse vergessen! Es fängt ja schon damit an, dass die Busse in Wuppertal fast IMMER zu spät kommen. Man steht da an der Haltestelle, wie so’n Schaf und wartet und wartet und wartet und wartet.

Foto: pixabay, Misterfarmer
Foto: pixabay, Misterfarmer

Unser Weg zur Arbeit dauert zu Fuß ca. 30 Minuten hin und 40 Minuten bergauf zurück. Eine Strecke hat ca. 2,8 Kilometer. In den zwei Jahren, in denen ich hier arbeite, bin ich genau 2 x auf die Idee gekommen, diesen Weg freiwillig zurück zu legen. Zumindest den Rückweg. Mit dem Bus von der Arbeit nach Hause zu fahren ist nahezu unmöglich. Es gibt nämlich keine direkte Busverbindung. Und so würde man für eine Strecke von 2,8 Kilometern rund 50 Minuten benötigen. In der Zeit bin ich anderthalb Mal den Berg zu Fuß rauf.

Für den Weg zur Therapeutin brauche ich mit dem Auto exakt 10 Minuten und zahle dafür effektiv weniger als 10 Cent an Spritkosten. Mit dem Bus bin ich mehr als 50 Minuten unterwegs, muss 2 x umsteigen und zahle pro Fahrt 2,60€. Zum Einkaufen würde uns beide mit dem Bus 10,40€ und 1,5 Stunden reine Fahrtzeit kosten. Mit dem Auto wären wir nach 60 Minuten ( inkl. Großeinkauf!) und ca. 20 Cent Autogas-Kosten durch. Selbst wenn ich die jährlichen Steuern, Versicherungen und bisher gezahlten Reparaturkosten großzügig mit einrechnen würde: Bus & Bahn fahren ist hier verdammt noch mal abgefuckt teuer. So teuer, dass ich mich jedes Mal darüber aufrege, wenn mir irgendwer sagt: „Fahr doch mit’m Bus, is eh viel günstiger.“

Foto: pixabay, Alexas_Fotos
Foto: pixabay, Alexas_Fotos

Wenn ich ohnehin ein Auto habe, dann ist das definitiv absolut falsch. Sicher ist ein Auto der pure Luxus. Ich habe die absolute Planungssicherheit und Entscheidungsfreiheit. Ich fahre wann ich will, so viel ich will, wohin ich will und mit wem ich will. Und gerade in Wuppertal ist es mit Auto definitiv viel luxuriöser und angenehmer weil das verdammte öffentliche Verkehrsmittel-Gedöns fürn Arsch ist.

Besonders spitzfindige Auto-Gegner sagen gerne: „Ja, dann fahr doch mitm Fahrrad oder geh zu Fuß!“ Ich frag mich, wann die das letzte Mal untrainiert 100kg den Berg hoch gezogen haben :-D Zu Fuß lasse ich mir ja die meiste Zeit noch gerade so gefallen aber in Wuppertal mit dem Fahrrad zu fahren ist ungefähr genauso kacke, wie mitm Bus. Das liegt nicht nur an den Bergen, sondern auch an fehlenden Fahrradwegen. Das letzte Mal Fahrrad gefahren bin ich hier vor drei Jahren. Damals bin ich, nachdem mich ein Auto in ner 30er Zone mit fuffzig überholt hat, vor lauter Panik umgefallen.

Ohne Auto zu sein hat nur einen einzigen Vorteil für mich: ich bewege mich gezwungener Maßen mehr! Letzteres genieße ich vor allem morgens auf dem Weg zur Arbeit sehr, weil es eben gut tut. Und egal, ob wir nun unser Auto doch noch behalten können oder ein neues brauchen, eine Sache steht für mich fest: ich werde mich künftig öfter aufraffen, um morgens zu Fuß zur Arbeit zu gehen. Aber keine 10 Pferde werden es schaffen, dass ich hier in Wuppertal auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad zurück greife. Für kein Geld der Welt!

Eine Antwort auf „#cardetox oder warum ich mein Auto liebe“

Das sehe ich ganz genauso. Wenn ich immer höre, fahr mit Bus und Bahn, ist viel günstiger, wer zum Teufel hat dieses Gerücht in die Welt gesetzt?
Bus und Bahn ist verdammt teuer, und die fahren nie, wenn ich es wirklich brauche. Da ist man für einen 10 Minuten Termin drei Stunden unterwegs.
Fahr mit dem Fahrrad einkaufen, na klar und hänge 6 Tüten und einen 12er Pack Milch an den Lenker oder wie??
Ich hoffe, dass du dein Auto doch noch repariert bekommst und mag gar nicht dran denken, wenn mir das passieren sollte. Ich möchte nie auf mein Auto verzichten.
Wünsche dir einen entspannten Sonntag.
Liebe Grüße
Susanne

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