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Hört auf, nur im Hier und Jetzt zu leben!

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Im Hier und Jetzt leben wird oft als Allheilmittel verkauft. Genau dafür hielt ich es, nach den vielen, plötzlichen Verlusten vor wenigen Jahren. Ich glaubte, dass ich, wenn ich mir bewusst vor Augen halte, wie schnell das Leben vorbei sein kann (nämlich schon Morgen oder JETZT!), all meine Ängste verliere. Wenn ich mich nur genug auf das konzentriere, was in diesem Moment ist, würde alles gut werden.

Es klingt immer so einfach: lebe im Hier und Jetzt und natürlich sowieso jeden Tag (oder besser noch: jede Minute!) so, als wäre es der Letzte. Dann nämlich machst Du genau das, wonach Dir in diesem Moment ist. Du musst nichts bereuen. Du musst nichts fürchten. Du denkst nicht an gestern und auch nicht an morgen. Nur an Dich und an diesen Moment. Alles ist easy. Alles ist toll. So einfach ist es aber eben gar nicht. Die Realität sieht anders aus.

Die Realität sieht anders aus. Das Hier und Jetzt braucht oft auch gestern und morgen. Einiges im Leben muss geplant und vorbereitet werden. Nichts fliegt uns mal eben so zu, nur weil wir im Hier und Jetzt leben und besonders stark daran glauben / es uns wünschen. Meistens jedenfalls nicht. So, wie der Gedanke hinter diesem Konstrukt von vielen „Experten“ vermittelt wird, ist er schlichtweg falsch und aus meiner persönlichen Sicht sogar schädlich.

Für mich als Angstpatientin hatte dieser Gedanke nach wenigen Wochen einen umgekehrten und absolut unerwünschten Effekt: Ich habe immer öfter wahnsinnige Angst davor gehabt, dass jemand stirbt. Irgendwer aus meiner Familie, meine Freunde oder ich selbst. Was ist, wenn es kein Morgen mehr gibt? Was würdest Du dann tun, Sandra? Was ich tun würde, war mir klar. Aber vor allem auch, was ich bis dahin nicht mehr schaffen würde. Wünsche, die auf der Strecke bleiben würden, Pläne vom Leben, die nicht gelebt werden würden, trauernde Menschen. Der stete Gedanke daran, dass es Morgen vorbei sein könnte (im Sinne von „Lebe JETZT!“) hat mich verrückt gemacht.

Ein starker Partner für morgen: DocMorris

Dieses „Gedankengut“ los zu lassen, erfordert viel Kraft und Mut. Mut, darauf zu vertrauen, dass es ein Morgen geben wird. Ich hatte Euch an anderer Stelle einmal erzählt, dass mich die Textpassage aus dem „Gute Nacht Lied“ (“ Morgen früh, wenn Gott will, wirst Du wieder geweckt.“) schon als kleines Kind ängstlich zurück gelassen hat. Was ist, wenn Gott nicht will, dass ich geweckt werde? Meine Herausforderung heißt deshalb eigentlich schon immer: dem Leben vertrauen. Damals wie heute.

Der Gedanke daran, dass Morgen alles vorbei sein kann, ist in den meisten Fällen für mich, genau aus diesen Gründen, total hinderlich. Ich muss lernen, dem Leben (wieder) zu vertrauen und mich vor allem vom Hier und Jetzt los lösen. Von dem Gedanken, dass Morgen alles vorbei sein kann. Weil es mich (und scheinbar auch viele von Euch) sehr nervös macht. Dabei kann der Gedanke an Morgen wunderschön und heilsam sein.

An Morgen zu denken, heißt nicht zwingend, etwas auf Morgen zu verschieben oder zu verdrängen, dass unser aller Leben vergänglich ist. An Morgen zu denken, bedeutet auch, sich zu freuen und Pläne zu schmieden und Träume verwirklichen zu können. Hierfür benötige ich Zeit. Mit den ständigen Gedanken „Wie geht’s dir morgen ? Du weißt es nicht, also leb JETZT, denk nicht an Morgen“ im Kopf, geht zumindest bei mir ein Teil des Spaßes verloren.

Das Morgen hält so viel für uns bereit, wie traurig und verkehrt wäre es, sich darauf nicht (auch!) zu freuen. Auf das Morgengrauen, auf Vogelgezwitscher, einen Windhauch, eine neue Jahreszeit. Auf ein Wiedersehen, auf eine Umarmung, auf ein liebes Wort. Aber auch auf neue Erkenntnisse, auf neue Möglichkeiten, auf Gesundheit oder einfach auf einen weiteren Tag. Morgen bedeutet nicht zwingend das Ende. Oft bedeutet es auch Hoffnung. Fortschritt. Neustart.

In der Frühe

Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir,
dort gehe schon der Tag herfür
an meinem Kammerfenster.
Es wühlet mein verstörter Sinn
noch zwischen Zweifeln her und hin
und schaffet Nachtgespenster.
– Ängste, quäle
dich nicht länger, meine Seele!
Freu dich! Schon sind da und dorten
Morgenglocken wach geworden.

Eduard Mörike

Auf Facebook und Instagram habe ich Euch gefragt, was Euch Morgen bedeutet und was dieser „Im Hier und Jetzt leben“ Gedanke mit Euch macht. Der Großteil war sich einig: der Gedanke, so wie er aktuell existiert, erzeugt großen Druck. Einerseits den Druck, dass Morgen etwas Schlimmes passieren könnte, andererseits aber auch, dass man das heute sinnlos verstreichen lässt:

  • frau__herbert Seit ich Mutter bin, bedeutet „morgen“ für mich oft ein Reset. Ein Neustart. Einfach ein neuer Tag, an dem ich etwas besser machen will. Oder anders. Und mich täglich davon frei machen, nicht daran zu denken, was alles schlimmes passieren könnte. Mir den Druck nehmen unbedingt was richtig Sinnvolles aus jedem Tag machen zu wollen / oder müssen. Nur weil MORGEN etwas passieren könnte. Dann passiert es. Dann soll es so sein. Das wird es schlimm genug. Warum muss ich da vorher schon über ungelegte Eier grübeln.. „MORGEN mache ich mir nicht so viele Gedanken.“
  • collectyourcourage Ich bin auch immer stark überfordert mit dem „Hier und Jetzt“ leben. Das erzeugt oft nur Druck, mit dem ich nicht klar komme und oft noch das große schlechte Gewissen nur noch anheizt, wenn es einem an einem Tag mal nicht so gut geht. Da freue ich mich immer darauf, dass es einen nächsten Morgen gibt, der viel besser werden könnten. Denn sind wir mal ehrlich – nicht jeder Tag ist super. ? Allerdings ertappe ich mich auch immer wieder dabei wie zuviel auf die „besseren“ Tage geschoben wird anstatt sich Tag für Tag bisschen was vorzunehmen. Also ist das irgendwie ein zweischneidiges Schwert für mich.
  • wildepflanze Ich versuche oft im hier und jetzt zu sein. Seitdem mein Vater tot ist, weiß ich dass es schnell gehen kann und es kein Morgen (hier) mehr gibt..daher bin ich einfach oft dankbar. Mir hilft dieses Denken auch oft, so dass Probleme, wie nervige Vorgesetzte, nicht so groß werden.
  • tante_a_essenistfertig Ich lebe heute hier und jetzt. Versuche meine Energie jedoch achtsam zu nutzen. Und sie nicht mit Dingen oder Menschen zu verschwenden, die meinem Herzen nicht gut tun. Und habe so noch genug Energie, damit ich Morgen das Leben leben kann.
  • pandaelfenhausen Manchmal ist es befreiend, im Hier und Jetzt zu sein, manchmal beängstigend. Es gibt kein Morgen und kein gestern… wie gruselig. Als würde man an einer Klippe stehen und hinter sich und vor sich ist nichts. So stelle ich es mir manchmal vor. Trotzdem freue ich mich immer auf ein morgen, auf einen neuen Tag, auf neue Momente mit meiner Familie. Manchmal habe ich vor morgen aber auch Angst. Vor morgen in ein paar Monaten, Jahren…. wie oft denke ich darüber nach, was dann sein wird… wie oft habe ich Angst, dass meinen Kindern, meinem Mann oder mir etwas passiert…
  • jululu13 Ich ärger mich oft… Weil ich immer denke morgen machst du das und das, hoffentlich ist bald das neue Jahr, dann kann ich das und das machen… Aber das HEUTE verfliegt, Tag für Tag.
  • Simone Kloos Ich hab immer im „morgen“ gelebt. Bis zu den Schlaganfällen, da wurde mir klar, es gibt vll kein morgen. Ich erledige meine Aufgaben am liebsten gleich, aber nehm mir auch genug Auszeit. Muss ich.
  • Mika Jääminen Ich brauche immer etwas, auf das ich mich freuen kann! Das „Heute“ ist oft sehr hektisch und nervig und es bleibt einem bei einem so stressigen Beruf, wie ich ihn habe, manchmal keine Zeit, im „Heute“ was Schönes und Angenehmes zu erkennen, so freu ich mich regelmäßig auf „Morgen“ bzw. das Wochenende oder Freizeit und die schönen Dinge, die ich dann unternehmen werde. Das bedeutet nicht, dass ich schöne Momente nicht im Heute erkennen könnte und möchte, aber sich auf etwas freuen, das kann sogar lebensverlängernd sein. Mein Papa hat sich immer auf irgendwas gefreut, er hat gesagt: Man muss immer etwas haben, auf das man sich freuen kann!, und er ist alt geworden mit dieser Einstellung. Diesen Satz hab ich mir eingeprägt und nach dem lebe ich auch.

Und wie geht es uns morgen?

Wir wissen es nicht. Und ich glaube, wir alle sind uns einig, dass das auch gut so ist. Morgen ist eine Einstellung, ein Funke Hoffnung oder Mut, das Unbekannte, die Chance, die Veränderung. Und ja, vielleicht ist Morgen auch das Ende. Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, wie es uns Morgen geht, was Morgen für uns bereit hält. Aber wir haben die Chance, etwas zu verändern, zu hinterfragen, unsere Zukunft ein Stück weit zu ebnen und zu beeinflussen.


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