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Kolumne

Immer wieder Sonntags 130

Montag: 

Montag haben wir uns spontan dazu entschieden, die Schränke jetzt schon auszuräumen. Drei Schränke haben wir leer gemacht, die kommen Ende des Monats dann auf den Sperrmüll. Der Inhalt der Schränke landet wahlweise auf dem Müll, im Fairteiler, bei Freunden & Bekannten oder zum Verkauf im Internet.

Erst vor wenigen Jahren hatten wir uns in die Küche zwei neue Schränke als Vorrat gebaut, den größten haben wir nun wieder abgebaut. Uns ist nämlich aufgefallen: je mehr Platz man hat, desto mehr Schrott sammelt sich. Und weiterhin empfinde ich es als unglaublich befreiend, zu einem minimalistischeren Wohnbild zu gelangen, ohne dabei auf irgendwas verzichten zu müssen. Ich werde dazu Anfang Oktober einen ausführlichen Artikel schreiben. Dann sind wir nämlich vorerst mit dem Ausmisten durch und ich zeig Euch auch Fotos von unserem Wohnzimmer ohne Couch :-)


Dienstag:

Dienstag haben wir vor allem gearbeitet. Ich war außerdem bei einer (mir bis dato unbekannten) Therapeutin und hab in ihrem Zimmer mein Selbstfindungsbuch* gesehen. Ein tolles Gefühl & Kompliment :-) Ansonsten habe ich/ haben wir Dienstag nichts spannendes gemacht.


Mittwoch:

Mittwoch haben wir weiter ausgemistet, gearbeitet und nachmittags waren meine Mama und mein Bruder da, weil wir noch ein paar Dinge zu regeln hatten. Ich hab mich gefreut, dass wir es geschafft haben, uns mal unter der Woche zu sehen und ein klein wenig zu reden.


Donnerstag:

Donnerstag war ich ich nach der Arbeit in der Metro, um ein paar Sachen zu kaufen. Abends ging es dann zum beinah wöchentlichen Besuch bei Magdalena. Dieses mal stand der öffentliche „Selbstliebe“ Workshop an, den ich an diesem Abend zum fünften Mal machte. Die meisten finden es witzig und sind erstaunt, dass ich so oft da bin. Mir geht es auch so, aber umgekehrt. Ich wundere mich, dass ich die Einzige bin, die jeden Workshop mehrmals mit macht. Es gibt einem so viel und man lernt einiges über sich und andere. Ich finde, es wird von mal zu mal spürbarer und leichter, die eigenen Stolpersteine im Leben zu spüren und langsam aufzulösen.

An diesem Abend war für mich ganz deutlich spürbar, was sich seit November 2017 mit den Workshops getan hat. Als ich gestern Abend mein Wohnzimmer frei räumte, um besser tanzen zu können, ist es mir besonders bewusst gewesen. Ich habe 32 Jahre meines Lebens, wie schon oft erwähnt, maximal wenn ich richtig betrunken war getanzt. Auch alleine habe ich nie getanzt. Meine Glaubenssätze dazu sind „Du kannst nicht tanzen“ und „Du siehst beim Tanzen echt dämlich aus.“ und wohl auch „Du bist total steif beim Tanzen.“.

Ich erinnere mich an so viele fürchterliche Situationen, in denen man mich zum Tanzen zwingen wollte. Am aller schlimmsten ist die Erinnerung an meine erste Klassenfahrt. Ich war ca. 13 Jahre alt und alle meine Klassenkameraden waren abends in der Jugendherberge zur Party. Es gab typisches Discolicht, Musik und gute Laune. Immer wieder wurde ich zum tanzen aufgefordert und hab mich letzten Endes in der Toilette eingesperrt, weil es mir so dermaßen peinlich war. Ich war im absoluten Zwiespalt. Eigentlich wünschte ich mir nichts sehnlicher, als zu tanzen. Am liebsten sogar mit meinem damaligen Schwarm. Aber ich konnte nicht über meinen Schatten springen. Es war mir so unendlich unangenehm und ich war fürchterlich traurig, weil die Party ohne mich statt fand.

So ging es mir ganz oft. Partys fanden quasi „ohne mich“ statt. Ich hab immer an der Theke oder am Tisch gesessen und versucht, so schnell wie möglich betrunken zu werden, damit ich entspannt bin. Rückblickend eine wirklich bedrückend traurige Situation.

Umso befreiender ist aber die Veränderung, die gerade statt findet. Die letzte Woche habe ich drei oder vier mal zu Hause alleine getanzt und war SO unfassbar glücklich dabei, dass mir sogar die Tränen kamen. Beim Selbstliebe Workshop am Donnerstag ging es mir ähnlich. Ich glaube, zum aller ersten mal hab ich mich richtig, richtig zu 100% wohl dabei gefühlt, dort zu tanzen. So komplett ohne Zweifel.

Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich mich in den Workshops immer sehr aufgefangen, dazugehörig und auch gebraucht fühle. Ich liebe es, den neuen Frauen davon zu erzählen, wie es in der festen Gefährtinnen-Gruppe ist, ihnen beim Wachsen zu zu sehen. Und es gefällt mir natürlich auch, wenn Magdalena mich, quasi als „alten Hasen“, mit in die Workshops einbezieht, so dass ich z.B. mit ihr den anderen die Experimente beispielhaft zeige. Es ist nicht so wie früher, dass ich mich fühle, als würde ich nicht dazu gehören und als wäre es egal ob ich da bin oder nicht. Ich bin mitten drin, man freut sich wenn ich komme und interessiert sich für mich. Das gibt mir einen großen Selbstvertrauens- und Selbstwertschub.

Im Alltag macht sich da in vielen kleinen Situationen bemerkbar. Als klitze kleines Beispiel: gestern kam ich mit dem Auto hier in die Straße und auf einem freien Parkplatz stand ein altes Ehepaar rum und blockierte den Parkplatz so. Früher wäre ich weiter gefahren und hätte mir, wenn nötig, einen Parkplatz in fünf Kilometer-Entfernung gesucht. Ich hätte mich nicht getraut, die Menschen darauf anzusprechen, den Parkplatz bitte für mich frei zu machen. Gestern habe ich es gemacht. Ich hab den Rückwärtsgang zum Einparken eingelegt, bin auf die beiden zugefahren und hab sie gebeten, Platz zu machen. Für mich ein riesen Ding.

Denn so sehr ich auch extrovertiert bin, wenn es darum geht, albern zu sein, über irgendwelche Dinge zu reden oder so: es fällt mir unglaublich schwer für mich einzustehen,meinen Raum zu beanspruchen oder z.B. mein Recht durchzusetzen. Ich bin meistens den Weg des geringsten Widerstandes gegangen und habe mich entsprechend unterbuttern lassen.

Und auch in Sachen Selbstliebe tut sich einiges. Mein Problem ist ja weniger, mich selbst zu lieben, als viel mehr diesem Gefühl zu vertrauen UND die Angst vor Ablehnung/nicht zurück geliebt zu werden, wenn ich mich so liebe, wie ich bin. Hier merke ich auch, dass es besser wird und ich mir das „Ich liebe mich“ immer öfter glauben kann.


Freitag:

Freitag habe ich den gesamten Tag gearbeitet und abends festgestellt, dass ich gerade mal 900 Schritt gegangen bin. Daraufhin sind Marius und ich dann zwei Extrarunden durch den Wald und so wenigstens auf knapp 5000 Schritt gekommen :-)

Außerdem wurde Freitag der Blog gestürmt, wegen meines Artikels über die Harmonie in meiner Beziehung als Antwort auf die Frage Wie führt man eigentlich eine harmonische Beziehung? Es sind viel mehr Besucher auf dem Blog gewesen wie sonst, auch einen Tag später machte sich das noch deutlich bemerkbar. Der Artikel war also sehr beliebt. Das freut mich grundsätzlich sehr, aber die Statistiken zeigen auch: ein Großteil der Personen war noch nie zuvor auf meinem Blog und hat sich ausschließlich die Fotos angesehen (die ich zuvor im Teaser angekündigt hatte) und ist danach wieder abgehauen. Die eigentliche Geschichte war vielen leider total egal.

Das erinnert mich wieder daran, wie oft ich gefragt wurde, warum man Marius auf Fotos nicht sieht. Oder, wenn man ihn mal sah, dass die Leute schrieben „Oh der ist ja sogar total hübsch, das hätte ich nicht erwartet.“. Gleichzeitig ist das, aus meiner Sicht, auch der Grund, warum so typische Schmierblätter, wie die Bildzeitung, so viele „Leser“ haben und warum auf der Gegenfahrbahn der Autobahn bei einem Unfall ein Stau entsteht: Voyeurismus und Ereignis-Geilheit. Viele wollten unbedingt sehen, wie Marius aussieht oder wie unsere Pärchenfotos aussehen. „Hat sie WIRKLICH einen Freund? Den sieht man doch nie. Wie sieht der wohl aus? Wird ja schon nen guten Grund haben, dass man den bisher nie gesehen hat.“

Das macht mich traurig. Weil meine Artikel wirklich mehr verdient haben, als neugierige Gaffer, aber auch weil es einfach so unendlich viel über unsere Gesellschaft aussagt. Ich hätte mich gefreut, wenn meine „Botschaft“ viel mehr Menschen erreicht hätte und es genau darum und eben nicht um die Fotos meines Freundes ginge. Und natürlich hat es mich auch traurig gemacht, weil es die Freude über die, (in diesem Fall) Wenigen, die meinen Artikel gerne gelesen und die Message dahinter verstanden haben, irgendwie überschattet. Letzteres habe ich aber selbst in der Hand, das ist mir auch klar.

Und deshalb: danke an diejenigen von Euch, die den Artikel gelesen und dieses Mal sogar kommentiert haben. Ich hab mich darüber sehr gefreut. Kommentare sind ein rares Gut und ich liebe gerade den Austausch mit Euch doch so sehr!

Ganz nebenbei hat ein Kommentar mir außerdem dabei geholfen, mein Mitgefühl zu schulen. Denn jemand schrieb:

Die Hölle durchlebt. Weißt Du, wann man die Hölle durchlebt? Wenn man seinen Mann verliert oder sein Kind. Aber doch nicht, bei ein paar Problemen. Wenn ich lese, wie klein deine Probleme sind und wie du jammerst, könnt ich kotzen. Seid doch froh, dass ihr am leben seit.

Und statt mich über die unnötige Wortwahl oder ähnliches aufzuregen, habe ich mich in die Situation hinein versetzt und bemerkt, dass ich dieses Gefühl ganz genau kenne. Meine Antwort fiel entsprechend aus:

Ich kann deine Wut nachvollziehen.
Als mein Vater einfach so umkippte und starb, obwohl er augenscheinlich kerngesund war, war ich auch wütend auf all die Leute in meinem Umfeld, die sich über (meiner Meinung nach) Nichtigkeiten aufregten. Die und ihre kleinen Probleme – was wissen DIE schon? Ich war von Neid zerfressen weil andere ihre Papas noch haben, tolle Sachen mit ihnen erleben. Weil bei anderen die Familie noch intakt war und sie gemeinsam in den Urlaub fuhren.

Aber weißt Du was? Ich halte es für vermessen, das Schicksal anderer zu be- bzw. gar zu verurteilen. Und genauso vermessen ist es, davon auszugehen, dass mein leiden gerechtfertigt ist, aber das der Anderen nicht. Nur weil ich glaube, dass mein Leid „schlimmer“ ist.

Es gibt immer irgendwo auf der Welt einen Menschen, der vermeintlich Schlimmeres durchlebt oder durchlebt hat. Es ist aber eben nicht MEIN Schicksal. Für meine Welt war es „schlimm genug“ und deshalb habe ich selbstverständlich jedes Recht darauf, traurig zu sein und es für mich mit der Hölle zu vergleichen.

Ich bin froh, dass ich lebe und dankbar. Sogar für den Tod meines Vaters (das kannst Du hier nachlesen, wenn es Dich interessiert: https://www.frau-achtsamkeit.de/wie-der-tod-mich-positiv-beeinflusst-hat/).
Manchmal, da war ich aber eben nicht froh, noch zu leben. Weil das Leben in diesem Moment, mit all seinen Lasten, unglaublich schwer zu (er)tragen war. Ich hätte mir gewünscht, nur zu träumen oder einfach mit gestorben zu sein, um das nicht erleben zu müssen.

Unser Leben besteht immer aus Licht- und Schattenseiten. Jedes einzelne Leben. Manche Schicksale kommen uns schlimmer vor als andere aber insgesamt ist das erfahren von Leid auch ein Stück weit subjektiv und davon abhängig, was man bis zu diesem Tag an Leid überhaupt erfahren hat.

Eine Sache kannst Du mir aber glauben: wenn ich eins nicht mache, dann ist es jammern.

Das in dieser Form geschafft zu haben, hat mich auch einen großen Schritt weiter gebracht. Manchmal ist Verständnis genau das Richtige ♡


Samstag:

Gestern war Entspannungstag. Ich habe den halben Tag auf dem Balkon verbracht, gelesen und Steine mit Mandalas bemalt. Marius und ich waren außerdem im Wald spazieren. Auf unserem Weg durch den Wald kamen wir an einer Gruppe Kinder vorbei, die zwischen den Bäumen lachend her liefen und komische Bänder um den Kopf hatten, die rot oder blau blinkten. Ich sagte zu Marius: „Oh, guck mal! Es gibt doch noch Kinder die im Wald spielen“ (denn das sind seit einem halben Jahr beinah täglicher Spaziergänge zu unterschiedlichen Uhrzeiten tatsächlich bisher die einzigen gewesen, die wir in diesem Park beim Spielen gesehen haben).

Wir blieben stehen, um zu schauen, was genau die Kinder machen. Dann fielen mir die Plastikgewehre auf und die „Schieß ihn tot“ Schreie. Die Kinder (alle übrigens maximal 10 Jahre, eher sogar 8 Jahre alt) schossen mit Lasergewehren aufeinander und wurden von ihren Eltern angefeuert. Die roten/blauen Stirnbänder blinken, sobald sie getroffen werden. Ich fand und finde das  erschreckend.

Aus meiner Sicht geht es in die absolut falsche Richtung. So jungen Kindern so realistische „Fake-Waffen“ zu geben, sie zum „virtuellen“ und doch ja irgendwie „realen töten“ zu animieren, das find ich nicht ok. Wir sprechen hier nicht von bunten Wasserpistolen oder irgendwelchen Luft-Laserschwertern, sondern von Plastikwaffen, die absolut so aussahen, wie Maschinengewehre. Auf Instagram habe ich Euch nach Eurer Meinung gefragt. Die Ergebnisse seht ihr hier:

88 % sehen es ähnlich wie ich. Diejenigen, die sich dafür ausgesprochen haben, gehen meistens eher generell auf Waffen ein, nicht aber auf diese Töten-Thematik in Kombination mit echt aussehenden Plastikgewehren. Das ist es, was aus meiner Sicht in diesem Fall den Unterschied macht. Wobei ich generell gegen Waffen (in Form von Pistolen/Gewehren/Granaten etc.) in Form von Spielzeug bin. Es ist eben kein Spielzeug und ich finde, dass Waffen dadurch unnötig verharmlost werden und Gewalt verherrlicht wird. Klar, gerade Jungs fangen irgendwann automatisch an zu rangeln, zu „schießen“ und sich mit unterschiedlichen Spielereien Macht zu erkämpfen und auszuprobieren. Aber muss man das mit solchen Waffen als Erwachsener unterstützen? Ich finde nein.

Danke für Eure Meinung dazu, ich freu mich hier auch weiterhin über Kommentare :-)


Sonntag:

Heute steht nicht viel an. Wir fahren gleich zu Marius Mama und ansonsten ist heut typischer Sonntag! :-)


|Gesehen| wie ich wachse
|Gelesen| Blühende Fantasie
|Gehört| Meditationen und Oldies
|Getan| gearbeitet, gelacht, gelernt, gelesen, getanzt, gewachsen, geredet, geschrieben, gefilmt
|Gegessen| dieses Mal vor allem Kram aus dem Vorrat, deshalb gab es auch kein „Was essen wir heute„, wir waren nämlich nicht mal richtig einkaufen diese Woche :-)
|Gedacht| Ich will tanzen!
|Gefreut| über das „The wild unknown journal*“ das so ziemlich das zauberhafteste, kreativitätsanregendste Buch ist, das ich je hatte
|Geärgert| über nichts
|Gewünscht| den richtigen „Drive“, um mehr für meinen Körper zu tun
|Gekauft| eine Pitahaya und zwei Futon-ähnliche Sitzgelegenheiten als Couch-Alternative. Da freu ich mich so drauf!
|Geliebt| unsere Gespräche, unsere Zeit und das Lesen
|Geschrieben| über die Frage „Wie führt man eine harmonische Beziehung“ und „Fünf Fragen am Fünften“
|Geplant| morgen steht das Rudelsingen an. Darauf freue ich mich SOSOSOSOSO sehr. 

3 Antworten auf „Immer wieder Sonntags 130“

Liebe Sandra !

Ich muss gestehen daß du mein Lieblingsblog bist und der einzige den ich regelmäßig Lese. Hier gibt es nicht nur rosa rot sondern richtig bunt zur Sache. Ab Donnerstag hab ich Gänsehaut bekommen da ich einige Situationen selbst so empfunden habe und auch weiß das ich mir da selbst im Weg stand. Ich finde es toll wie du dich selbst reflektiert und mir schon oft geholfen hast , da ich dann selbst gemerkt habe das es mir genau so geht. Ich finde es immer mega spannend wen du von deinen Worshops erzählst und hoffe das ich irgendwann auch Mal sowas mit erleben darf. Und überhaupt finde ich dich Klasse. Liebe Grüße Catharina

Waffenthematik: Da ich hochsensibel bin, erschreckt mich jede „spielerische“ Form von Gewalt. Wobei ich ( Mädchen!) als ich jung war, sehr viel gerangelt habe. Aber nur mit meinen Geschwistern. Sonst hatte ich eher Angst vor menschlichem Kontakt.
Das mit dem Beitrag über eure Beziehung finde ich schade. Der war so schön. Marius sieht gut aus? Na schön. Ich finde ihr beide seht zusammen zufrieden aus. Das finde ich viel schöner.

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