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Kolumne

Immer wieder Sonntags 269

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|Gesehen| Faires Gehalt – Was würdest du dir zahlen?“ (war ganz interessant), „Kinderinfluencer – Zu jung, zu fame, zu freizügig?“ (hat mich wirklich schockiert, wie jung die Kinder sind), „Staatstrojaner: JETZT dürfen Handys gehackt & überwacht werden„, außerdem habe ich in die gehypte Youtube-Serie „Pedo-Hunters“ reingeguckt. Darauf gehe ich unten weiter ein.
|Gehört| meine Playlists
|Getan| geschwitzt, gearbeitet, gegangen
|Gefreut| über einige Gewitter in dieser Nacht und die daraus resultierende, leichte Brise
|Gelesen| nix
|Gekauft| eine neue Maus*
|Geschrieben| darüber „was eigentlich normal ist“, aber der Artikel ist leider nicht fertig geworden
|Geplant| beim Umzug helfen überleben 😂

Pedo-Hunters

Triggerwarnung
Im folgenden Text geht es um Pädophilie. Das Thema kann, insbesondere für traumatisierte Betroffene, belastend und (re)traumatisierend sein. Das Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ bietet Informationen und Hilfen für Betroffene und Angehörige.

Die Serie „Pedo-Hunters“ auf Youtube ist ein Zusammenschluss verschiedener Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Pädophile zu „jagen“. Eine klassische, selbsternannte „Bürgerwehr“, die Selbstjustiz übt. 

Ich finde und halte das Vorgehen für hochproblematisch und unprofessionell. Menschen mit pädophilen oder hebephilen Neigungen werden (durch Begrifflichkeiten wie „Die Pädophilen Jäger“) über einen Kamm geschert und weiter stigmatisiert. Sie werden generalisiert als sexuelle Straftäter*innen dargestellt.

Diesen Fehler machen Medien immer wieder und ich halte das für absolut nicht hilfreich. Dokus wie „Jung & pädophil – Kein Täter werden„, sowie „Wie muss die Gesellschaft mit Pädophilen umgehen?“ klären gut darüber auf und geben Einblicke in die seelische Belastung, die pädophile/hebephile Neigungen für die Betroffenen mit sich bringen. Das Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ bietet zudem Informationen und Hilfen für Betroffene und Angehörige. Menschen mit solchen Neigungen sind NICHT gleichzusetzen mit Sexualstraftäter*innen.

Fernab dessen kritisiere ich aber auch das generelle Vorgehen der Gruppe. Sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen ist kein Unterhaltungsformat. Genau so sind die Folgen aber inszeniert.

Die Art der Selbstdarstellung und Zurschaustellung der eigenen „Heldentaten“, sowie die Aufmachung der Videos, nicht zuletzt durch passende Musik, „Special Effects“ und unangebrachte „Witze“, soll bewusst unterhaltsam und spannend sein. Sie maßen sich an, das demokratische Justizsystem zu umgehen und alles (vermeintlich besser!) selbst in die Hand nehmen und regeln zu können. 

Die (vermeintlichen) Täter werden beschattet, gejagt, bedroht, beleidigt, genötigt. In der letzten Folge wird ein junger Mann „gejagt“, der ganz eindeutig massive Probleme hat, die weit über seine sexuelle Neigung hinaus gehen. Solche Menschen brauchen Hilfe, damit sie eben NICHT zu Tätern werden. Ob diese Art der Konfrontation da hilfreich ist, wage ich stark zu bezweifeln. 

In einer weiteren Folge wird ein Mann von den „Pedo-Hunters“ konfrontiert, der gerade mit seiner Frau und seinem Kind bei Aldi auf dem Parkplatz steht. Seine Frau wird völlig unprofessionell (insbesondere im Sinne einer fehlenden aber aus meiner Sicht absolut notwendigen psychologischen/seelsorgerischen Unterstützung) mit den Neigungen ihres Mannes konfrontiert und mehrmals gefragt „Was sagen Sie denn dazu? Finden Sie das nicht schlimm? Ist das nicht ihr gemeinsames Kind? Mit ’nem Kind Sex haben?“

Auch Triggerwarnungen und die Nennung von Hilfsangeboten für Betroffene bleiben völlig aus und bestätigen für mich das Bild des selbsternannten „The Sergeant“ Nick Hein, der die Gruppe, übrigens als ehemaliger Bundespolizist, „anführt“.

Aufklärung ist absolut wichtig und es gibt in jedem Fall generelle Probleme im deutschen Rechtssystem bei der Strafermittlung und dem Strafvollzug, das ist allerdings keine Rechtfertigung dafür, außerhalb unseres gesellschaftlich vereinbarten Justizsystem selber „tätig zu werden“. Darüber hinaus halte ich diese Art von Aufmerksamkeit und Behandlung, für die Betroffenen beider Seiten, für nicht hilfreich.

Hilfe ein Fuchs, erschießt ihn!

Aufgeregt hat mich in dieser Woche das, meiner Meinung nach, völlig absurde, Vorgehen eines Polizisten aus Wuppertal. In Wuppertal Ronsdorf fühlte sich ein Fuchs offenbar besonders wohl (hier der passende Artikel, der sich allerdings hinter einer „Bezahlschranke“ versteckt). Die WZ berichtet in ihrem Artikel davon, dass der Fuchs besonders zutraulich sei, von Anwohner*innen gefüttert würde und sich sehr an Menschen gewöhnt habe. 

In dem Artikel kommt auch ein Jäger zu Wort, der bestätigt, dass der Fuchs gesund sei und keine besondere Gefahr darstelle. Man solle sich darüber freuen, dass die Natur einem so nah käme, aber dennoch davon absehen, ihn zu füttern oder zu streicheln.

Drei Tage nach diesem Artikel ist der Fuchs tot. Er wurde von einem Polizisten erschossen, nachdem Anwohner die Polizei riefen, weil der Fuchs versuchte, ins Haus „einzudringen“. Man kann es sich bildlich vorstellen, wie dieser gesunde, als zutraulich und sehr jung beschriebene Fuchs (in der Größe eines eher kleineren Hundes), nachts versucht in ein Haus einzudringen. Da gibt es absolut keine andere Wahl, als drauf los zu schießen. Verscheuchen, betäuben, jemanden holen, der sich mit Füchsen auskennt… 🙄

Es zeigt einmal mehr, wie sich ein Teil der Menschheit von der Natur entfremdet und fälschlicherweise an die Spitze der Nahrungskette einordnet. Tatsächlich liegen wir, zumindest wenn man den Ergebnissen einiger Forscher*innen glaubt, eher im Mittelfeld. Die Forscher*innen schreiben in ihrem Bericht selbst: „Here, we find a global HTL of 2.21, i.e., the trophic level of anchoveta.“ also frei übersetzt: das Trophieniveau von uns Menschen (human trophic level = HTL) liegt bei 2,21 und entspricht dem von z.B. peruanischen Sardellen – langsam wird mir einiges klar 😏 

Hitze & Angst

In dieser Woche war es heiß. Unfassbar heiß. Normalerweise versuche ich mich so wenig zu bewegen wie möglich, denn gerade das schwüle Wetter macht mir wahnsinnige Angst. Wenn ich keine frische, kühle Luft einatmen kann, triggert das häufig genau diese Angst und ich bekommen das Gefühl, nicht richtig und/oder genug  Luft zu bekommen.

Ich bin zudem Viel-Schwitzerin (Danke, Papa 🙄), mit zusätzlichem Übergewicht, werde nervös, wenn ich nicht genug zu trinken habe und mir wird von zu viel Sonneneinstrahlung und Hitze innerhalb weniger Minuten schwindelig und schlecht. Manchmal verliere ich mich dann in einer Angstspirale.

Seit meinem ersten „Blind Dance“ im Sommer 2019 hat sich diese Angst stetig verändert (hier sind meine Erfahrungen dazu nachzulesen und >>HIER<< seht ihr weitere Erfahrungen von mir + Vorher/Nachher Fotos von mir, die mich immer wieder beeindrucken).

In diesem Jahr fällt mir das besonders auf. Die Veränderung ist zwar in meinem Kopf noch nicht ganz angekommen, aber der braucht ohnehin oft etwas länger ;-) Jedenfalls habe ich bemerkt, dass ich seitdem deutlich weniger Angst habe. Im Mai und Juni bin ich pro Monat 200 Kilometer gegangen, also im Durchschnitt 6,6 Kilometer pro Tag bzw. bezogen auf die aktuellen 20 Tage im Juni sogar 10 Kilometer. Das war für mich vor dem Blind Dance 2019 nicht möglich bei diesen Temperaturen. Ich erinnere mich gut an eine Wanderung, die Marius und ich zu seinem Geburtstag im Juli 2018 in den Niederlanden machten. Dort entstand dieses Foto nach einer „Mini-Wanderung“ (um die 5 Kilometer).

Ich habe auf dem Weg so eine Angst bekommen und bin zeitweise fest davon überzeugt gewesen, dass ich es niemals zurück zum Auto schaffe. Erinnere mich noch wahnsinnig gut daran. 

In dieser Woche waren Marius und ich, bis auf heute, jeden Tag zur Mittagszeit draußen und ich habe jeden Tag mein Ziel von 10.000 Schritten geschafft, ohne große Angstanflüge. Ich habe beim Blind Dance etwas wichtiges erfahren: ich kann atmen, wenn es warm ist und bei starker Hitze kann ich mich völlig verrückt und intensiv bewegen, ohne dass mir was passiert.

Das scheint immer mehr anzukommen und mir Stück für Stück dabei zu helfen, auch diese Angst langsam, aber sicher verwandeln zu können. Freitag gab es noch eine zusätzliche „Feuerprobe“ beim Biofeedback in der ADHS-Ergotherapie. Dort trainiere ich aktuell, durch eine bewusste Atmung, ungefähr 6 Atemzüge pro Minute zu machen (statt um die 20). Mein Gehirn plapperte Freitag, bei 34 Grad im Schatten, ein fröhliches „Das überlebst du nicht, Sandra.“. Habe es aber, sogar ohne Probleme, doch getan ;-) Es tat sogar unwahrscheinlich gut so bewusst zu atmen. 

Schön also, dass die Erfahrungen beim „Blind Dance“ weiter in mir wirkt und ich mich solchen Ängsten kontinuierlich stellen kann 💜

Und sonst so?

Arbeiten, Salat essen, unsere Rattenmädels abkühlen (die Storys auf Instagram und Facebook kamen super bei euch an, das hat mich total gefreut!), nackig in der Wohnung sitzen (hier habe ich auf gutes Storymaterial verzichtet) und auf etwas frischen Wind hoffen. Das wars ;-)

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag!

2 Antworten auf „Immer wieder Sonntags 269“

Liebe Sandra,

bei der Überschrift hab ich mir gedacht „Bitte… warum sollte man Pädophile nicht jagen?“ (= erster Reflex, ich kenne auch keine derartige Sendung). Bei dem, was du da geschrieben hast, wird mir aber fast flau im Magen. Vor allem die Konfrontation der Angehörigen auf einem Parkplatz, ohne jede Supervision/psychologische Betreuung/… – ziemlich krass. Generell, dieses „Vorführen“ von Menschen wird ja immer beliebter, siehe diverse „Realityshows“. Ich verstehe uns Menschen nicht.
Das nicht-verstehen zieht sich dann durch deinen kompletten Beitrag – was mit dem Fuchs passiert ist, lässt mich den Kopf schütteln. Und die Angst vor dem nicht atmen können, weil es zu warm is, kannte ich auch noch nicht. Muss wirklich eine irre unangenehme Angst sein, aber wie toll du dich der Sache trotzdem stellst – Hut ab!

Alles Liebe, Simone

Liebe Simone,

ja, das wäre in anderem Kontext vermutlich auch mein erster Impuls gewesen.
Finde dieses ganze zur Schau stellen und Ausschlachten von „Storys“ richtig fürchterlich und menschenunwürdig. Leider wird oft mit der finanziellen Not / Verzweiflung der Menschen gespielt (z.B. auch bei diesen Obdachlosen und Hartz IV Shows). Und leider gibt es immer noch zu viele Menschen (ich nehme mich da manchmal nicht mal aus), die genau solche Dinge schauen. Muss mich selbst manchmal daran erinnern, dass gewisse Formate NICHTS mit „Unterhaltung“ zu tun haben.

Das mit dem Fuchs finde ich auch weiterhin unfassbar. Gerade habe ich wieder das Gefühl, dass sooo viel unfassbares auf der Welt passiert. Nervig!

Und danke für deine Wertschätzung bzgl. meiner Angst bzw. dem „sich stellen“. Ich bin fest davon überzeugt, dass es die einzige Möglichkeit ist, auch solche Ängste hinter sich zu lassen <3

Viele Grüße!

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