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Kolumne

Immer wieder Sonntags (39)

Fast geschafft. Noch eine Woche und ich schraube meine Stunden runter. Definitiv höchste Eisenbahn. Sogar einigen von Euch, die mich im echten Leben gar nicht kennen, ist aufgefallen, wie mich das halbe Jahr dann auf den letzten Metern doch noch gestresst hat. Jetzt schraube ich ein paar Stunden runter und das reicht dann. Man muss pünktlich die Reißleine ziehen.

Gerade im Kundenservice hat man einfach unweigerlich mit Menschen zu tun, die manchmal auch nerven und über die Stränge schlagen. Weil ich eben deren erste Ansprechpartnerin bin, die dann Wut, Verzweiflung & Co. abbekommt. Ich bin jemand, der grundsätzlich extremst freundlich ist und gut mit Arschlöchern umgehen kann. Je beschissener der Kunde, desto freundlicher werde ich. Es sei denn, es werden Grenzen überschritten. Bin schließlich keine Sozialarbeiterin oder Psychologin, sondern ein Mensch. Ich nehme meine Wut, die ich dem Kunden gegenüber nur in echten Ausnahmefällen raus lasse, dann aber mit nach Hause. Da muss ich dann runter kommen.

Zu Hause bleiben mir pro Tag effektiv aber nur vier Stunden zum runter kommen und für mich selbst. Von 24 Stunden. Alleine das ist ja schon niederschmetternd aber diese verbleibenden vier Stunden pro Tag nutze ich NIE so, wie ich es will, weil man ja auch noch kochen muss, die Tiere versorgen, aufräumen, putzen, einkaufen.

Mit dem „weniger arbeiten“ einhergehend ist übrigens meine neu aufkeimende Wut gegenüber einigen Menschen. Die, die meine Entscheidung gegen Vollzeit belächeln („Mein Gott du stellst Dich aber auch an“), die mir irgendwas andichten („Du bist einfach nur scheiße faul!“) und die, die das Ganze kritisch beäugen („Wie kann man nur so wenig arbeiten!!!“). Mich macht das mittlerweile nur noch wütend.

Wie es in meinem Leben ständig und überall Menschen zu geben scheint, die mich offenbar besser kennen als ich selbst. Egal ob ich sie seit Jaaahren nicht mehr gesehen und gesprochen habe, erst seit drei Monaten oder mein Leben lang kenne. Überall sind da welche die irgendwas besser wissen und bewerten, insbesondere auf meine Entscheidung weniger zu arbeiten bezogen.

Für Euch Labertaschen kann ich das gerne mal in Eurem übertriebenen Stil ein für alle Mal festhalten: nicht ich bin dumm, fernab der Welt, faul und völlig durchgedreht, sondern Ihr. Wenn Euch Eure Familien, Eure Freunde und Euer eigenes Leben nicht so wichtig sind, dann rackert Euch doch Euer leben lang den Arsch ab. Dann sterbt kurz nach der Rente, voller Plänen für das Rentenalter oder kippt vor lauter Stress mit Mitte 40 einfach um und wacht nicht mehr auf. Kommt beides aufs selbe hinaus. Hauptsache ist doch, dass Ihr am Ende Eures Lebens sagen könnt: Ich hab gearbeitet aber kaum gelebt! So ist es doch, oder? Darum geht es Euch. Das bloß niemand auf die Idee kommt, Ihr wärt faul oder könntet im Leben nichts erreichen. Wer arbeitet, der ist was! Wer viel arbeitet, der ist was ganz tolles. Aber wer sein Leben genießen will, der ist ein verrückter, fauler Träumer.

Ihr habt gearbeitet. Durchschnittlich 220 von 365 Tagen im Jahr. Vielleicht noch mehr. Im besten Fall habt Ihr Eure Wochenenden genossen und seid vielleicht zehn Mal in den Urlaub gefahren. Oft war kein Geld da, um in den Urlaub zu fahren oder es fehlte schlichtweg die Zeit. Eure Familie habt Ihr vor allem am Wochenende gesehen, manchmal seltener. Aber Hauptsache ist doch: Ihr habt gearbeitet, ihr Idioten!

Vielleicht wird Euch ja klar, dass wir nur dieses eine Leben haben, wenn Ihr Euch die folgende Seite zu „The Tail end“ anschaut. Diese Seite ist SO effektiv, dass sicher 50% von Euch ab Morgen am liebsten gar nicht mehr arbeiten gehen würden (wenn da nicht diese Stimme im Kopf wäre, die sagt, dass man arbeiten muss, um überhaupt was wert zu sein). Angucken: http://waitbutwhy.com/2015/12/the-tail-end.html

weeks

So. Rant beendet. Musste mal sein :-D Diese angestaute Wut immer. Hach. Gestern waren wir auf der Sim-Jü in Werne. Ich liiiebeee diese verdammte Kirmes. Trotz 400.000 Besuchern pro Wochenende, ist diese verdammte Kirmes die einzige die ich kenne, die voll normal und angenehm ist. Jung und alt feiern fröhlich zusammen. Keine Asis. Nix. Darauf freue ich mich echt jedes Jahr!

Freitag haben wir noch spontan mit unseren liebsten Freunden bei nem Weinchen und Cuba Libre zusammen gesessen und den Abend ausklingen lassen bzw. das Wochenende eingeläutet. Für heute steht sonst nichts mehr auf dem Plan. Eigentlich wollten wir auf das Good Food Festival in Düsseldorf, aber das hin und her von Werne nach Wuppertal und dann nach Düsseldorf war uns, nach den stressigen letzten Wochen dann doch zu viel, so dass wir darauf verzichten.

|Gesehen| gaaanz viele asiatische Marienkäfer
|Gehört| wie idiotisch Menschen denken und wie eingefahren sie in ihren Strukturen sind 
|Getan| gearbeitet, Schafe und Pferdis und Katzen bekuschelt, Sim-Jü in Werne unsicher gemacht, mit Freunden getroffen
|Gegessen| Gemüsepfanne, Suppe, Sauerkraut mit Kartoffelpürree, Spiebraten im Brötchen, Pommes, Crepes
|Gedacht| Ich hasse Menschen. Ich hasse Menschen. Ich hasse Menschen. Oh. Hass ist so ein böses Wort. Aber egal. Ich hasse Menschen.
|Gefreut| über einen schönen Tag in Werne, etwas Ruhe am Wochenende und wunderschön herbstliche Baumfarben
|Gelesen| Die Nachtigall* (Partnerlink)
|Geärgert| über Menschen :-D
|Gewünscht| die Fähigkeit, gelassener zu sein
|Gekauft| Nix!
|Geliebt| das Wochenende
|Geträumt| ich erinnere mich dieses Mal nicht, die Woche war zu stressig. Bin jeden Tag aufgeschreckt weil ich dachte ich habe verpennt (sogar Samstag -.-) und hab dadurch sämtliche Träume vergessen.
|Geklickt| den grandiosen Artikel „Kooperationsanfragen an Blogger – Eine Anleitung für Firmen und Agenturen“
|Geschrieben| über das Haare waschen mit Roggenmehl

2 Antworten auf „Immer wieder Sonntags (39)“

Eigentlich liegst du damit absolut im Trend. Wenn Man den zukunftsforschern glauben möchte werden wir in einigen Jahren eh größtenteils „arbeitslos“ sein und wenn wir Glück haben wird es ein bedingungsloses Grundeinkommen geben. Das soll jetzt auch garnicht angsteibflössend klingen, aber es ist nunmal Tatsache das zukünftig noch mehr Arbeitsplätze verschwinden werden oder wegen dieser ttip und ceta Sache anderen Menschen in anderen Ländern zur Verfügung gestellt werden. ubd jetzt hab ich den Faden verloren. Tüdelüüü :)

Cool, gratuliere zu Deiner Entscheidung! Genieß den Zugewinn an Freizeit.
Ich muss gestehen, dass ich erst mal „asiatische Marienkäfer“ gegoogelt hab – kannte ich nicht ;-)

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