Der „gesprochene Sonntag“ kam ganz gut an, so dass ich das vorerst weiterführen werde. Die gesprochene Version ist immer etwas anders, weil ich nichts ablese, sondern eben frei quatsche. Damit könnt Ihr beim Anhören in jedem Fall ein wenig mehr von dem „zwischen den Zeilen“ mitbekommen :-) Viel Spaß beim Anhören und natürlich auch beim Lesen!
Für alle anderen geht es wie gewohnt weiter. Die Woche startete mit einem Montag. Das klingt komisch, ist aber so. Ich hab gearbeitet und nachmittags haben Marius und ich Knoblauchpasta gefuttert und unseren Netflix Probemonat ausgekostet. Aktuell schauen wir „Orange is the new black“. Finden wir ganz gut, aber ich finde es jetzt nicht soooo wetlbewegend, dass ich völlig ausflippe.
Insgesamt sind wir auf jeden Fall nicht bereit, für Netflix „so viel Kohle“ zu latzen. Wir gehören letzten Endes einfach nicht zur Zielgruppe, weil wir viel zu selten und unregelmäßig fern sehen. Serienjunkies sind wir auch nicht und dafür im Jahr fast 100€ zu zahlen ist totaler Quatsch. Amazon Prime lohnt sich für uns, weil wir dort viel bestellen, viel Musik hören, viele Hörbücher und ebooks lesen und zusätzlich, wenn wir Bock haben, eine unserer Lieblingsserien oder eben nen Film schauen. Reicht dann aber auch :-)
Gemerkt habe ich diese Woche die Last, die mir von den Schultern gefallen ist. Die letzten Wochen ging es mir so gut, wie schon lange nicht mehr. Ich hab immer noch eine unbändige Enttäuschung in mir, weil das ganze auf menschlicher Ebene wirklich abgrundtief widerlich abgelaufen ist, insgesamt bin ich aber unendlich dankbar.
Es hat seit Monaten gebrodelt, ich war fürchterlich unglücklich aber man gibt eine solche, trotz aller Widrigkeiten, dennoch relativ komfortable Situation, nicht einfach so auf. Jetzt, wo ich mich für mein Ding entschieden habe, merke ich, wie wieder ein Stück meines eigenen Selbst zum Vorschein kommt. Noch mehr Sandra.
Und es fühlt sich gut an. Ungewohnt, manchmal wackelig, aber gut. Ich sehe das Licht am Ende des Weges, den Horizont und ich spüre wie gut es tut, für sich und nur für sich zu entscheiden. Diese Entscheidung ist die erste in meinem Leben, die ich wirklich ganz alleine und frei von sämtlichen Ratschlägen, Meinungen, Erwartungen und der Gefahr der Ablehnung traf. Zum ersten Mal habe ich zu 100% zu mir gestanden und bin mir treu geblieben.
Natürlich ist meine Situation jetzt nicht leichter als vorher, ganz im Gegenteil sogar. Aber jetzt ist sie echt. Jetzt darf ich entscheiden und ich habe es in der Hand. Durchaus spüre ich auch die Probleme, die da so anstehen und ich muss da erst rein wachsen, aber ich schlage mich echt gut und habe ja auch lange genug genau auf diesen Moment hingearbeitet.
Dienstag haben wir unser Versprechen eingelöst und sind mit einer Freundin in die Niederlande nach Enschede gefahren. Marius und ich fahren ja eigentlich nach Venlo zum Shopping, wenn man aber aus anderen Teilen in NRW kommt (Richtung Münster), dann ist Enschede näher. Insgesamt liegen die beiden Städte nämlich rund zwei Stunden auseinander. Alles hier aus der Gegend fährt eher nach Venlo, Münsteraner und Umgebende eher nach Enschede. Den Unterschied des Menschenbilds in der Stadt merkt man, wie so oft, sofort.
Ich find das witzig. Gerade Städte wie Wuppertal, Duisburg, Krefeld, Remscheid, Solingen, Essen, Gelsenkirchen etc. sind schon so’n bisschen „asozial“, während Münsteraner halt einfach mal ganz anders sind. Man merkt das sofort, wenn man z.B. wie Marius in Münster aufgewachsen ist. Das ist wie ein Kulturschock. Für ihn weiterhin jeden Tag. Anfänglich dachte ich immer, er übertreibt maßlos, wenn er sagt „Das kenn ich so nicht. Das gibt es bei uns gar nicht.“. Wen immer ich kennen lerne, der eben nicht aus der Gegend hier kommt, bestätigt Marius Ansichten.
Zwar fand ich Wuppertal und Umgebung immer schon asozial seltsam, aber ich dachte, dass es in allen Bundesländern, außer in Bayern, so ist :-D Mittlerweile bin ich viel gereist, habe in vielen Städten Deutschlands Urlaub gemacht und je öfter ich das tue, desto mehr merke ich: ES IST NICHT NORMAL. Ist es einfach nicht. Wuppertal belegt im Ranking der ärmsten Städte in NRW Platz 8 mit einer durchschnittlichen pro Kopf Verschuldung von 5572€, Nachbarstädte wie Remscheid & Solingen sind in der TOP 5 des Rankings. In ner Studie aus 2015 wurde Wuppertal sogar zur dümmsten Stadt Deutschlands gekürt. Find ich sehr lustig.
Jedenfalls: Venlo spiegelt das angrenzende deutsche Menschenbild wieder, ebenso wie es Enschede tut. Ich hab immer schon gesagt, das Venlo quasi das Wuppertal der Niederlande ist. Aber dass der Unterschied zu Enschede so gravierend ist, hätte ich trotzdem nicht für möglich gehalten. Nicht zwingend, was die Infrastruktur oder das Angebot angeht, sondern einzig und allein auf das Menschenbild und den Dreck bezogen.
Mir hat es in Enschede gut gefallen. Insbesondere die Regenbogen-Rolltreppen im Holland Casino :-D Insgesamt haben die Niederlande aber natürlich ohnehin deutlich schönere Städte als Enschede & Venlo zu bieten. In Enschede haben wir den Großteil unserer Zeit im Holland Casino verbracht. Auch wieder so’n Ding, wo mein Kopf früher noch voller Vorurteile war. In Casinos gehen nur zwielichtige Gestalten und Spielsüchtige. Naja und vielleicht noch Leute, die zu viel Kohle haben. Das kenne ich aus Wuppertal halt nicht anders . Ist aber absolut nicht so. Zumindest nicht in den Holland Casinos.
Anschließend waren wir im Albert Heijn einkaufen. In Venlo hatten wir ja die leckeren veganen Burger Pattys gefunden, die so unfassbar echt geschmeckt haben. Von denen haben wir ein paar mitgenommen. Außerdem das bisher leckerste Eis, das ich jemals gegessen habe: Orange Yuzu Jasmin von Professor Grunschnabel. Unglaubliche Geschmacksexplosion. Wir ärgern uns ein wenig, weil das Eis für 2,69€ statt 5,99€ im Angebot war und wir dennoch nur eine Packung gekauft haben. Für das nächste Mal sind wir schlauer :-)
Außerdem gab es Brownie Fudge Eis von Ben & Jerrys. In Deutschland nicht erhältlich, so dass wir sofort zugeschlagen haben. Ben & Jerrys ist in Deutschland auch deutlich teurer, insbesondere teurer, als das normale Ben & Jerrys. Teilweise liegt der Preis für die vegane Version bei 7,99€. Für den Preis mache ich mir mein Eis dann lieber selber oder verzichte. In Enschede haben wir für 500 g die normalen 5,99€ gezahlt und das fand ich okay.
Als wir Abends dann wieder nach Wuppertal kamen, hatte ich sechs Whats App Nachrichten von unterschiedlichen Freunden und Familienmitgliedern die alle nicht in Wuppertal leben: „Ist bei Euch alles ok?“ „Seid Ihr weggespült worden?“. In Wuppertal haben heftige Regenfälle für Überschwemmungen gesorgt und Dächer zum Einstürzen gebracht. Wir haben davon absolut nichts mitbekommen. Aber mittlerweile sieht man die Auswirkungen.
Die gesamten Waldwege bei uns vor der Tür sind zum Teil abgesperrt, in jedem Fall aber unterspült und von teilweise nen halben Meter tiefen Rissen durchzogen. Viele Straßen sind aufgerissen worden und Asphaltstücke und Steine an den Rand gespült worden. Bei unseren Freunden im Nachbarhaus stand der gesamte Keller unter Wasser. Hier war offenbar einiges los :-) Irre, dass uns das absolut entgangen ist.
Den Rest der Woche haben wir nichts außergewöhnlich Interessantes erlebt. Wir haben gearbeitet, sind spazieren gewesen, haben weiter Schränke im Büro abgebaut weil am Samstag Sperrmüll anstand und unsere neuen Schreibtische ja bald kommen. Am Freitag sollte dann eigentlich die wilde Hilde abgeschleppt werden. An dem Auto meines Bruders fehlte aber leider ein wichtiges Gewinde für das Abschleppseil. In Kombination mit erneuten Überflutungen in Wuppertal durch Starkregen, haben wir uns dann dagegen entschieden und starten Montag einen Neuanlauf.
Freitagabend haben wir die alten Schränke runter getragen und sind danach relativ müde ins Bett gefallen. Samstag waren wir wie immer ganz früh einkaufen, haben danach ausgiebig gefrühstückt, sind ne Runde durch den Wald spaziert und haben im Anschluss Sachen erledigt, die noch zu erledigen waren. Abends saßen wir auf dem Balkon und haben, mit Weinbegleitung, ne Runde gekniffelt. Heute sieht der Tag, das Einkaufen ausgenommen, sehr ähnlich aus.
Aphorismus der Woche:
Die höchste Lebensqualität ist nicht erreicht, wenn man es am bequemsten hat, sondern wenn man sich am besten entfalten kann.
Henriette Wilhelmine Hanke
|Gesehen| Regenbogenrolltreppen
|Gelesen| „Endlich Abschalten“*
|Gehört| Deva Premal and Miten: Calma e Tranquilidade – weiterhin!
|Getan| gearbeitet, gelacht, gespielt, gewerkelt
|Gegessen| siehe „Was essen wir heute„
|Gedacht| Das bist Du, Sandra.
|Gefreut| über eine Zusage zum Rudelsingen, es dauert zwar noch eine gefühlte Ewigkeit aber nachdem mir zum Rudelsingen ganz oft abgesagt wurde, habe ich jetzt eine große Gruppe, mit der ich gemeinsam nach Düsseldorf zum Rudelsingen gehen werde – ich freue mich jetzt schon ungemein!
|Geärgert| über nichts, außer über mich selbst. Was letzten Endes irgendwie impliziert, dass ich „Nichts“ bin, so meine ich es aber nicht :-D
|Gewünscht| dass Marius und ich dieses Jahr vielleicht doch gemeinsam nach Bayern kommen. Wenigstens für ein paar Tage, um mal hier raus zu kommen. Da müsste aber ein Wunder geschehen.
|Gekauft| ganz viele Steckdosenleisten von APC* für die gesamte Wohnung, zwei Radlerhosen* für unters Kleid und neue Bücher
|Geliebt|mein Regenbogen-Windspiel, den Tag in Enschede, Frühstück
|Geschrieben| über das Buch grandiose“Endlich Abschalten“ und meine geplanten zwei Wochen Digital Detox, über das Buch „Hab Mut zur Lebensfreude“ von Kerstin Werner und „Was essen wir heute„
|Geplant| Montag kommt das Auto weg, Mittwoch bin ich für eine Marktforschungsstudie in Düsseldorf, Donnerstag ist endlich wieder „Gefährtinnen-Seminar-Zeit“ und Freitag steht der Geburtstag von der Freundin meines Bruders an.
2 Antworten auf „Immer wieder Sonntags 117“
Ich finde es beides gut.Lesen oder auch auch anhören.
Finde es klasse, deine Sonntagsgeschichten aus dem Leben.
Ich drück dich
Andrea.
Ich freu mich so, dass Du hier Sonntags vorbei schaust, Andrea! <3