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Kolumne

Immer wieder Sonntags 122

Hallelujah, was hat Euch mein Beitrag zum Self Love Sunday gut gefallen. Nur wenige haben kommentiert, aber in den ersten zwei Tagen waren über 4000 Personen hier, nur für diesen einen Artikel. Das Interesse und die Neugierde waren groß. Und doch fehlen für den Self Love Sunday mal wieder TeilnehmerInnen. Ich finde Aktionen wie diese unfassbar wichtig und doch gibt es immer wieder Probleme, neue Beiträge zu bekommen. Während bei Instagram plötzlich alle im Bikini/Badeanzug tanzen und ausflippen, möchte aber niemand seine Geschichte zum Self Love Sunday erzählen. Irgendwie will das nicht in meinen Kopf. Vielleicht findet sich hier also doch noch jemand.


Montag:

Fernab des Self Love Sunday war die Woche sehr wegweisend, sehr aufreibend, sehr klärend, sehr gesellig und sehr anstrengend. Angefangen hat alles damit, dass mein Buch* mal wieder ausverkauft war. Momentan braucht es immer 1-2 Wochen, bis versendeter Nachschub eingebucht wird und hinzu kam, dass Sonntag und Montag wieder Verkaufsrekorde geknackt wurden. Letzten Endes waren die Bücher dann aber doch nach wenigen Stunden wieder verfügbar und wir haben gleich Montag nochmal Nachschub weggeschickt, damit die Lager wieder gefüllt sind.

Montag war ich in der Stadt und einkaufen, im Anschluss habe ich die Wohnung sauber gemacht, gearbeitet, neue Pläne geschmiedet und mich spontan bei einem Tanz-Seminar von Jessika Hüls angemeldet. Jessika ist ebenfalls in der Gefährtinnen-Gruppe und hilft dort Magdalena Salvato bei der Umsetzung. Sie selber bietet als Tanztherapeutin und Sozialpädagogin eigene Kurse & Therapien an. Das Tanzen ist bei mir ja immer so ein Ding gewesen (ich schreib „gewesen“ und bin ganz stolz auf mich :-) ). Mittlerweile verfolgt mich das Thema seit meiner Therapie, in der ich auch die ein oder andere Tanztherapie-Stunde mitgenommen habe. Die Heilpraktikerin hat mir einen kurzen Einblick in das intuitive Tanzen gegeben und seit dem lässt mich das nicht mehr los.

In der Gefährtinnen-Gruppe, ebenso wie bei den Workshops von Magdalena Salvato, wird zu Beginn IMMER getanzt. Nach meinem ersten Workshop im November 2017, habe ich bei Immer wieder Sonntags über meinen Zwiespalt geschrieben :

Alles fing damit an, dass Musik angemacht wurde und wir tanzen durften. Wer mich kennt oder hier lange liest, der weiß, dass ich nie tanze. Wirklich nie. Maximal albern aus Spaß oder eben, wenn ich ordentlich Alkohol getrunken habe. Gleich von Beginn an musste ich für mich also schauen, was ich will. Will ich über meinen Schatten springen und mich zur Musik bewegen oder mich an die Seite stellen oder sogar nach Hause gehen? Ich entschied mich binnen weniger Sekunden für Ersteres.

Und obwohl ich merkte, dass ich mich nur schwer „vergessen“ und fallen lassen konnte, habe ich es gemacht und mich dabei, trotz der vielen Gegensätze in mir, gut gefühlt. Es war befreiend!

Mittlerweile muss ich mich nicht mehr überwinden. Es ist irre und ich kann es selbst nicht glauben, aber ich muss mich nicht überwinden. Ich fühle zwar immer noch all die Blockaden in meinem Körper, sobald ich anfange mich rhythmisch zur Musik zu bewegen (alles fühlt sich an, als müsst es mal richtig geölt werden – und wenn man bedenkt, dass ich NIE getanzt oder mich sonst irgendwie großartig bewegt habe, ist das auch kein Wunder), aber ich schäme mich nicht mehr. Alleine dafür hat sich meine Teilnahme an den Seminaren schon jetzt bezahlt gemacht. Ich würde mittlerweile draußen oder z.B. in ner Disco tanzen. Ohne zu zögern und ich freue mich schon jetzt auf den Tag, an dem ich genau das mache.

Das Tanz-Seminar von Jessika Hüsing, das mich am meisten angesprochen hat und um das ich (wie so oft) seit ein paar Wochen rum-schlängel, trägt den Namen „Deine Einzigartigkeit aufrichtig“ leben und erscheint mir geradezu perfekt. Ich bin total gespannt auf Jessikas Arbeit und sehne mir schon jetzt den Dezember her.


Dienstag:

Dienstag haben Marius und ich genutzt, um viel zu arbeiten und lecker zu kochen. Es gab CousCous mit Datteln, Minze, Erbsen & Mandeln (das Rezept findet Ihr HIER). Völlig verrückte Kombination, die unsagbar lecker ist!


Mittwoch:

Ein wichtiger Tag für Marius und meine Zukunft. Während der ein oder andere seine Hilflosigkeit und sein verletztes Ego durch Beleidigungen und Niveaulosigkeiten versucht auszuleben, blieb mir zum ersten Mal nur ein müdes Lächeln dafür übrig. Früher hätte mich all das, was in Bezug darauf hier in den letzten zwei Monaten abging, völlig nervös gemacht und an mir zweifeln lassen. Aber nicht zuletzt dank Marius lerne ich so langsam, wie der Hase läuft. Das tut gut und darauf kann man durchaus auch mal mit einem Glas Wein anstoßen.

Der Mittwoch stand ansonsten vor allem im Zeichen der Arbeit. Ich hab bis 17:00 Uhr geschrieben & verpackt. Danach habe ich unser neues Lieblingsgericht zubereitet: „frittierte Glasnudeln“ in allen Variationen. An diesem Tag mit Chinakohl, Möhren, Bambussprossen und Räuchertofu. Es gab aber noch einige andere Leckereien, unter anderem die auf dem Foto. (v.l.n.r.: CousCous, Dum Aloo, frittierte Glasnudeln – Rezepte gibt es HIER!)


Donnerstag:

Verspätete Frühjahrsmüdigkeit macht sich breit. Ich bin SO unfassbar müde und kämpfe den ganzen Tag damit, nicht auf der Stelle einzupennen. Auch ein Spaziergang ändert nichts daran. Nachmittags habe ich mich dann, vor Beginn des „Vertrauen & Hingabe“-Workshops, mit Magdalena getroffen, um ein kleines Video zum Thema „Selbstfindung“ aufzunehmen. Wir hatten beide Spaß und wiederholen das sicher.

Nach der Video-Einlage begann der Workshop. Ich war dort nun schon 4 x und konnte Donnerstag ganz besonders gut spüren, welche Veränderung in den letzten 9 Monaten durch die Workshops möglich geworden sind. Nicht nur das Tanzen, das ich oben angesprochen habe, fällt mir leichter. Ich fühle mich im Außen immer besser. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, wirklich in einer Gruppe angenommen zu werden. Nicht ein bisschen, sondern zu 1000%. Ich habe das Gefühl, genau so sein zu können, wie ich bin. Ich ziehe meinen Bauch nicht ein, ich verstelle mich nicht, ich fühle mich nicht dumm, dick, kindisch, nutzlos oder sonst wie falsch und fehl am Platz, sondern absolut angenommen und ernst genommen. Man begegnet mir mit so viel Respekt, Neugierde und Liebe, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe.

Ich hatte mir bei meiner Anmeldung damals sicher einiges erhofft, eben vor allem, dass es mir besser gehen würde, aber niemals, dass mein Leben ganz zart so positiv umgekrempelt wird. Ich wachse jeden Tag ein Stückchen mehr. Weiß nicht nur, sondern SPÜRE und verinnerliche, dass ich genau so wie ich bin absolut richtig bin und geliebt werden kann. Ich muss mich für nichts rechtfertigen, bekomme keine blöden Sprüche gedrückt, werde nicht seltsam angeschaut, nichts wird unnötig kritisch hinterfragt. Es ist einfach nur aufrichtig und ehrlich. Jede von uns kann so sein, wie sie ist. Mit all ihren Facetten. Ich liebe es und hab das Gefühl, gar nicht oft genug darüber reden, schreiben und mich freuen zu können.


Freitag:

Ein anstrengender Tag. Ich bin bis Mittags einkaufen gewesen und habe ab dann bis abends in der Küche gestanden, um für den 92. Geburtstag von Marius Oma alles vorzubereiten. Unsere Essgewohnheiten erforderten ein eigenes Menü und so musste ich entsprechend viel vorbereiten.

Am Abend stand dann noch eine Kräuterführung auf dem Begegnungshof in der Espe an. Nachdem ich ja eher ein Wandermädchen bin und deshalb das Wort „Führung“ überlas, ging ich von einer Wanderung aus. Auf die hatte ich mich, nach dem anstrengenden Tag, total gefreut. Leider sind wir in anderthalb Stunden aber nur rund 50 Meter gegangen. Klar, es war eine Führung und keine Wanderung – wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Und doch war ich etwas enttäuscht, weil ich es vom wilden Wegesrand auch anders kannte. Aber das vorher waren eben auch Wanderungen und keine Führungen.

Dafür gab es bei Lexa & Markus auf dem Hof wirklich viel zu entdecken und Nici Ventker hatte interessante, mystische und witzige Geschichten rund um die Kräuter zu erzählen. Den Großteil der Kräuter kannte ich dieses Mal, die Geschichten dahinter aber eben noch nicht. Das hat großen Spaß gemacht und mich entsprechend über die Enttäuschung des kurzen Weges hinweg getröstet :-D


Samstag:

Wir sind nach Werne gefahren, um den 92. Geburtstag von Marius Oma nachzufeiern. Dass wir vegan leben, verschweigen wir den Senioren seit letztem Jahr und hatten auch nicht vor es anzusprechen. Durch die jüngeren Generationen, die anwesend waren und von unserer Ernährung wissen, kam das Thema aber dann doch auf den Tisch. Mit dem Thema auch sämtliche Vorurteile und typische Diskussionen. Meine Mutter sagte vorgestern noch zu mir: „Man muss darüber ja gar nicht diskutieren. Man sagt, dass das so ist und fertig.“ aber genau so ist es eben nicht. Wer in einer solchen Situation ist, weiß wovon ich rede und auch, dass man sich gegen Diskussionen nicht wehren kann.

Es fängt meist mit der Frage nach dem „Warum?“ an. Der Einfachheit halber sage ich dann immer, dass es bei uns aus gesundheitlichen Gründen ist. Das kann jeder nachvollziehen, auch wenn es nur ein viertel der Wahrheit ist. Und auch, wenn ich sage, dass es nur deshalb ist, kommt danach eine Litanei von Vorurteilen, Bedenken & eigenen Erzählungen. IMMER. Jedes Mal. EGAL ob man was sagt, oder nicht.

Fleisch essen wir schon von Beginn an. Wenn man abnehmen möchte, kann man ja wohl auch was anderes machen. Wir brauchen Fleisch. Wie soll ein Kuchen ohne Eier und Milch funktionieren. Was ist mit den Proteinen und Vitaminen und Mineralien. In diesem Ersatzkram ist doch nur Chemie drin. Ich esse ja nur Bio-Fleisch und eh ganz selten. Ach, schade, dass Du das hier nicht probieren kannst, es schmeckt wirklich SO lecker. Willst Du nicht doch ein Stückchen Fleisch, hm? Nur mal probieren? Gesund ist das ja wohl nicht? Also ICH könnte mir das nie vorstellen.

Denselben Scheiß, den ich früher auch immer erzählt habe. Den wir vermutlich beinah alle erzählen. Und auch ich habe den Veganern immer gesagt: blablabla, da muss man ja auch gar nicht drüber diskutieren. Bullshit. WILL man nicht, muss man aber in den meisten Fällen doch. Selbst wenn man zu dem Thema schweigt. Die eigene Meinung wird einem zu 80% dennoch aufgetischt. Ungefragt.

Jedenfalls gab es veganen Apfelkuchen. „Der ist aber schon mit Butter und Eiern oder? WAS? Ganz ohne?“ Schweigen. Für die älteren Herrschaften ist es irre abgefahren unglaublich und genau deshalb wollten wir das Thema eigentlich auch für uns behalten. Aber, es hat der Oma immerhin „ganz ok“ geschmeckt „dafür, dass das mein erster Apfelkuchen war“ ;-)

Und dann kam das Highlight des gesamten Tages. Marius und ich hatten uns das vegane Grillgut von Aldi Süd mitgebracht (Steaks & Würstchen), die anderen hatten „normales“ Fleisch & Würstchen. Außerdem gab es für alle veganen Kartoffelsalat und veganen Nudelsalat. Davon haben wir aber nichts erwähnt und da die Älteren noch nicht richtig begriffen hatten, was „vegan“ jetzt dann genau bedeutet, war das in Bezug auf die Salate entsprechend auch nicht mehr vordergründig. Ich glaub, es blieb hängen, dass wir einfach kein Fleisch essen. Und Eier. Und Butter. Aber nur im Kuchen. Oder so :-)

Wir stellten unsere Sachen auf den Tisch und kurze Zeit später fielen unsere Blicke auf Marius Oma, die genüsslich eins unserer Würstchen knabberte. Fest im Glauben daran, gerade ne richtig geile Bratwurst zu schnabulieren. Obwohl sie mich kurze Zeit vorher noch fragte, wie das denn gehen würde, wenn wir jetzt zum Kartoffelsalat gar kein Fleisch aßen und dass das für sie nicht geht, auch nicht dieser komische Fleischersatz. Es war so schön zu sehen, dass sie es gern gegessen hat und nichts davon bemerkte.

Eine 92 Jährige Oma, die ihr Leben lang jeden Tag Fleisch aß, ist in Sachen Vegan-Kritik für mich der absolute Endgegner. Aber halt auch nur, wenn sie weiß, was sie da eigentlich isst :-D Tut sie es nicht, hört man plötzlich „Die Kartoffeln waren für mich zum beißen etwas zu hart, aber ansonsten war es lecker. Vor allem der Nudelsalat.“ Jackpot. Der Opa von Marius Cousin hat unser veganes Grillgut ebenfalls (allerdings wissentlich) probiert und für sehr lecker befunden. Gleiches gilt für Marius Tante, die sich sogar nach der Fleischwurst erkundigte. Herrlich. All die blöden Sprüche, Diskussionen und Vorurteile waren letzten Endes doch (wie immer) völlig umsonst.


Sonntag:

Heute steht, nach einem Spaziergang, der Quartalsabschluss an. Außerdem werden wir die Reste von gestern vertilgen und ich werde noch was lesen. Das war es mit Plänen für heute.


Aphorismus der Woche:

Getroffene Hunde bellen.

|Gesehen| wie eine 92 Jährige Oma ihren „ersten veganen Geburtstag“ gefeiert hat :-D
|Gelesen| gelesen nix, aber gehört!
|Gehört| über die neue BookBeat App (* über den Link bekommt Ihr übrigens 1 Monat gratis und könnt in dieser Zeit so viele Hörbücher hören wie ihr wollt) das Buch „Menschen lesen„*
|Getan| gearbeitet, gebacken, gekocht, gereist, gefeiert, gelernt, geliebt
|Gegessen| siehe Was essen wir heute
|Gedacht| unfassbar, wie viele Menschen sich selbst was vormachen
|Gefreut| über die aufkeimenden „Du bist richtig“-Gefühle
|Geärgert| über völlige Ahnungslosigkeit und Unterdrückung
|Gewünscht| dass es so weiter geht, nur steiler nach oben
|Gekauft| Kreuzworträtsel ohne neue Fremdworte* für die Oma
|Geliebt| weitere Fortschritte, gesetzte Grenzen, daraus resultierende, neue Wege
|Geschrieben| darüber, warum ich meine Sommerferien allein verbrachte und was das mit der Lootbox zu tun hat
|Geplant| Mittwoch treffen wir uns mit Marius Tante und Donnerstag bin ich mit den Frauen aus der Gefährtinnen-Gruppe im Biergarten 

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