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Kolumne

Immer wieder Sonntags 243

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|Gesehen| den Film „Systemsprenger*“ und „Jana aus Kassel – das Musical
|Gehört| Sag mir wie du heißt“ von Faber,Can’t stop Christmas“ von Robbie Williams, „This must be Christmas“ von Kodaline, das neue Album „Blaue Stunde*“ von Gentleman, „Winter Song“ von Sam Fender (+ Video dazu), das wunderwunderschöne „Das Glück der anderen“ von Philipp Poisel und das amüsante „FCK 2020“ von Scooter feat.RTOEhrenfeld
|Getan| gearbeitet, gelesen, geschrieben, geärgert, getüftelt, gefreut
|Gefreut| über „endlich fertig sein“
|Gelesen| “Die letzten Tage von Rabbit Hayes*” und “Mein innerer Tyrann*”
|Gekauft| RECOACTIV* für Bongo, einen neuen Multifunktionsdrucker*, neue Barfuß-Hausschuhe und Barfußschuhe – beide für Marius, Gehörschutz*, neues Sterilium* und WISO Steuer-Sparbuch 2021*
|Geschrieben| nichts öffentliches :-)
|Gestreamt| nope.
|Geplant| zwei große Projekte fertigstellen


Eine junge Frau, ein Fehler und der Hass der sozialen Medien

Der Auftritt der 22 jährigen Jana aus Kassel und ihr unbedachter Sophie Scholl Vergleich (hier ihr Auftritt) ist die gesamte Woche über, gerade in den sozialen Medien, sehr präsent gewesen. Es ist nicht so, dass ich mich nicht auch über z.B. das oben verlinkte Musical amüsiert hätte, oder dass ich nicht auch fassungslos über den Vergleich von Jana mit Sophie Scholl gewesen wäre. Die grundsätzliche Kritik an ihrem Auftritt ist berechtigt.

Aber: das Internet bzw. generell alle Medien haben Jana vor ihren Karren gespannt, wo sie nun seit einer Woche durch das Dorf gehetzt und gemobbt wird. Ich frage mich: was bringt das? Was bringt es, einen Menschen so bloß zu stellen und fertig zu machen? Was bringt es solche Menschen generalisiert als „dumm“ zu titulieren?

Mir ist jedenfalls kein Fall bekannt, in dem man Probleme lösen oder Menschen zum Umdenken anregen konnte, indem man sie systematisch ausgelacht und niedergemacht hat.

Vergleiche mit Opfern der nationalsozialistischen Diktatur sind besonders auf den „Anti-Corona Demonstrationen“ weit verbreitet. Die Menschen sind aber nicht dumm. Häufig sogar ganz im Gegenteil. Das macht es natürlich nicht besser, aber wäre es nicht sinnvoller, sich mit den strukturellen Ursachen auseinander zu setzen? Zu schauen, woher all das kommt, wie ernst man es nehmen muss und was man dagegen tun kann?

Warum sind NS-Vergleiche beispielsweise gerade in diesen Kreisen so häufig? Ist das pure Provokation und Selbstverherrlichung oder sehen sich viele gerade WIRKLICH als Opfer einer vermeintlichen Diktatur? Wie kann man diese Menschen erreichen (auch hier kann ich wieder das Buch „Erziehung prägt Gesinnung*“ empfehlen) ? Ist es überhaupt sinnvoll, ihnen eine so immense Plattform zu bieten?

Die sozialen Medien puschen solche Kreise. Jeder Furz, der irgendwo gelassen wird und sich eigentlich, mehr oder weniger unbemerkt, verflüchtigen würde, kann zu einer Atombombe werden.

Ich kann, bei all der verständlichen Kritik und der Tatsache, dass NS-Vergleiche inakzeptabel sind, nicht nachvollziehen oder gutheißen, wie versucht wird, dieses Problem zu lösen. Und auch nicht, wie Kritiker glauben können, dass sie mit einem „Vielleicht sollte man sie verbrennen/enthaupten/vergasen/töten…“ besser wären.

Ja, das was Jana gesagt hat ist falsch. Ja, es ist richtig, solche Vergleiche nicht kommentarlos stehen zu lassen. Aber ich bin auch ganz klar der Meinung, dass dieser immense, unverhältnismäßige Shitstorm, an dem sich ja sogar PolitikerInnen beteiligen, unverantwortlich ist. Nicht nur im Hinblick auf das Alter von Jana, sondern auch auf ihre psychische Verfassung.

Viel wichtiger und zielführender wäre das Gespräch zu suchen, aufzuklären, Ängste zu nehmen und all diese Menschen ernst zu nehmen. Denn letztlich ist „Jana aus Kassel“ nur das Symptom einer auseinanderdriftenden Gesellschaft.


Spaßkasse Teil II

Ich habe letzte Woche ja bereits von den Irrungen und Wirrungen mit der Wuppertaler „Spaßkasse“ geschrieben. In dieser Woche ging es in die Verlängerung. Wobei man, im Hinblick darauf dass die Klärung des Ganzen jetzt bald ein Jahr dauert, bei dem Wort „Verlängerung“ durchaus schmunzeln kann.

Dieses Mal war jeden Falls meine Mutter vor Ort. Ihr sagte man, dass das alles so nicht geht (Bullshit) und dass ich keine Generalvollmacht hätte (Bullshit³, ich habe eine Generallvollmacht UND eine Bankenvollmacht eben dieser Spaßkasse und zwar seit 2013, noch bevor meine Oma überhaupt krank wurde).

Dieser Verein ist wirklich so ein Witz. Ich habe mich erst fürchterlich aufgeregt (und merke, dass ich es gerade wieder tue, während ich das hier schreib :-D), mir aber dann gedacht: scheiß drauf. Es hilft ja eh nix. Und das tut es wirklich nicht.

Ich könnte jetzt natürlich eine Klage einreichen, und würde zu 1000%, wie schon all die anderen vor mir, vor Gericht Recht bekommen. Aber ich habe insgesamt ganz andere Sachen, auf die ich mich konzentrieren muss. Deshalb schenke ich mir die dafür zu investierende Zeit und werde das Konto dort kündigen. Auch wenn ich in solchen Fällen meinen Rückzug nur zähneknirschend hinnehme.


Black Friday

Alle Jahre wieder gerät der Black Friday in die Kritik (hier und hier habe ich das zu „Immer wieder Sonntags“ auch schon thematisiert). Dieses Jahr las ich häufig, dass Leute, die zu diesem furchtbaren Konsumfest einkaufen, schlimme Impulskäufer wären und außerdem der Kapitalismus dahinter absolut verwerflich sei. Als wären Konsum(feste) und Kapitalismus erst oder überhaupt ausschließlich zum Black Friday ein Thema. Wehe aber jemand möchte ihnen ihr „heiliges“ Weihnachtsfest oder Silvesterböller nehmen.

Der Sinn von Rabatten ist das gesamte Jahr über derselbe: nicht etwa Menschen Gutes zu tun, weil man sie so sehr liebt, sondern Verkäufe anregen, weil man als UnternehmerIn sinnvolle Geschäfte betreiben möchte und ggf. sogar Geld sparen möchte. Letzteres finden die Menschen ja oft auch nur bei denen ganz schlecht, die (in ihren Augen) viel zu viel Geld (eigenhändig erwirtschaftet) haben und davon niemandem etwas abgeben.

Das alles ist nicht nur zum Black Friday so. Es gibt für jedes Fest und jeden Anlass (ja sogar für Beerdigungen) Konsumanregungen und Angebote. Manche davon sind künstlich erzeugt/gefaked, manche nicht.

Es folgt ein heftiger Spoiler: Rabatte hin oder her – ein Großteil der Menschen (laut Statista) tätigt das ganze Jahr über (unnötige) Impulskäufe und wird aktiv von sämtlichen Einkaufsstätten, online wie offline, dazu animiert (empfehle dazu sehr das Thema psychologische Verstärker).

Die Black Friday Kritik, häufig durch Klassenhass befeuert, wird aus meiner Sicht völlig isoliert und zu kurzsichtig/einseitig geäußert. Wie schon an anderer Stelle geschrieben:

es gibt Menschen (wie Marius und mich), die den Black Friday gezielt für ihre Wünsche/Anschaffungen nutzen und so Geld sparen. Wir führen eine Liste mit Dingen, die wir zwar brauchen, aber nicht zwingend sofort kaufen müssen und vergleichen/beobachten die Preise meist über das gesamte Jahr. Etliche Produkte kaufen wir erst dann, wenn der Preis den niedrigsten Stand erreicht hat (und das ist bei einigen Produkten – bei Weitem aber natürlich nicht bei allen – zum Black Friday der Fall).

Aus meiner Sicht und Erfahrung kann man gerade um die Black Friday Zeit SINNVOLL und sehr bewusst konsumieren. Dafür muss man sich aber natürlich das gesamte Jahr über in Zurückhaltung/Geduld üben können (gerade eben was besagte Impulskäufe anbelangt) und in der Lage sein, sich selbst umfassend zu informieren, statt blind zu konsumieren.

Ich habe 2018 zur Black Week z.B. das  Canon EF-S 24 mm* Objektiv für 117€ gekauft. Das Objektiv war nur zum Black Friday so günstig. Aber auch Angebote wie die von Cyclotest sind (bisher) ausschließlich zum Black Friday zu ergattern.

Statt also den Black Friday und andere „Aktionstage“ zu verteufeln, sollte man lieber sein eigenes Einkaufsverhalten überdenken und seine Strategie dahingehend anpassen, um selbst profitieren zu können.

Corona

Ich habe seit April, bis auf Marius und meine Mama, kaum jemanden real getroffen (und wenn dann zumeist an der frischen Luft oder mit Mundschutz). Für mich hat sich das Jahr über an der Corona-Lage nichts verändert. Ich nehme die Situation ernst, auch wenn mir die Kontaktbeschränkungen, gerade in Bezug auf die schwerkranken Menschen in unserem Umfeld, weh tun und schwer fallen.

Aus meiner Sicht trage ich Verantwortung für die anderen Menschen. Ich gehöre nicht zur Risikogruppe, aber ich kann Risikopatienten anstecken. Entsprechend wichtig ist es mir, alles dafür zu tun, das zu vermeiden.

Ich habe aber das Gefühl, damit ziemlich alleine zu sein. Gerade in den letzten Wochen werde ich immer häufiger mit Aussagen konfrontiert wie „Haltet ihr euch immer noch so streng an die Kontaktbeschränkungen?“ oder „Naja, mit einem Haushalt darf man sich ja treffen.“ und „Ich würde mich in meiner Freiheit nicht so beschränken lassen.“

Mir fehlt dafür jegliches Verständnis. Denn fernab der Tatsache, dass unsere Familien leider viele Risikopatienten haben, leuchtet mir einfach nicht ein, wie man persönliche Interessen (wie Urlaub, Geburtstagsfeiern usw.) über das Leben anderer stellen kann.

Es ist ganz klar, dass die aktuelle Situation hausgemacht ist. Nach der Lockerung der Regeln im Sommer haben die meisten weiter gelebt wie üblich und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Zahlen wieder steigen.

Mich macht es wütend, wenn ich all die Menschen sehe, die fröhlich weiter ihre Feste, Urlaube und Besuche feiern und mich dann gleichzeitig darstellen, als sei mein Verantwortungsgefühl völlig überzogener Gehorsam. Nicht zuletzt, weil sie mit ihrem Verhalten möglicherweise meine Familie gefährden.

Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen zwar finanziell betroffen sind (und auf Grund irrsinniger Regelungen zurecht wütend und genervt), aber in Bezug auf gefährdete Menschen im eigenen Umfeld eher keine Erfahrungen haben und deshalb Abstandsregelungen und Kontaktbeschränkungen nicht ernst nehmen.

Einerseits kann ich das verstehen, es gibt sicherlich auch viele andere Themen die ich nicht ernst nehme, weil ich nicht betroffen bin, andererseits behandle ich auch Nicht-RisikopatientInnen mit dem nötigen Verantwortungsgefühl. Ich kann schließlich gar nicht wissen, ob er oder sie ein erhöhtes Risiko hat oder Angehörige, die gefährdet sein könnten. Ich würde mir dahingehend mehr Verständnis wünschen.

Und sonst so?

Ich habe diese Woche fast ausschließlich daran gearbeitet, mein neues Buch fertig zu stellen. Jetzt ist es endlich so weit und es wird innerhalb der nächsten Tage bis Wochen veröffentlicht. Ihr erfahrt es natürlich, sobald es erhältlich ist. Ich freue mich schon darauf und bin gleichzeitig furchtbar aufgeregt. Denn mit meinem neuen Buch habe ich mal wieder eine meiner eigenen Grenzen in Bezug auf meine Glaubenssätze gesprengt. Diese Grenze wird durch die Veröffentlichung aufgelöst und das macht mir, bei all der Freude, durchaus auch ein bisschen Angst :-) Aber das gehört dazu, wenn man Komfortzonen verlässt.

Wer Lust hat, kann ja schon mal raten, was für ein Buch es thematisch werden wird – eure Ideen würden mich auf jeden Fall interessieren.

Ansonsten war in dieser Woche nicht viel los. Ich war ein paar mal draußen spazieren (macht aber wenig Spaß, weil es SO VOLL ist), wir haben uns viel mit unserer Tilly, Pipp und Bella Rattengang beschäftigt, Bongo versucht zu beruhigen, ich habe gelesen, meine Rückenschmerzen geheilt (YEAH!), einige Drucksachen gestaltet (ein bisschen davon zeige ich euch in ein bis zwei Wochen) und viel Dead by Daylight gespielt :-)

Ich wünsche euch einen schönen 1. Adventssonntag!

2 Antworten auf „Immer wieder Sonntags 243“

Stimme dir in vielem zu! Finde die Hetzjagd auf eine einzelne Person in dem Ausmaß auch inakzeptabel.

Aber eine Demo anzumelden und sich auf der Bühne mit Sophie Scholl zu vergleichen ist mit Sicherheit vieles, aber nicht unbedacht.

Der Vergleich bzw. der gesamte Auftritt ist aus meiner Sicht in vielerlei Hinsicht definitiv unbedacht von ihr gewesen. Beispielsweise in Bezug auf: die Folgen und die tatsächliche Realität. Sie hat mit Jubel und Zuspruch gerechnet. Aber alleine die Tatsache, dass die Kritik eines einzigen Ordners ihr gesamtes Kartenhaus in sich zusammen fallen lässt, zeigt für mein Empfinden sehr deutlich, wie wenig durchdacht und viel mehr sogar emotional geleitet das alles war.
Ich bin mir absolut sicher, dass sie völlig unbedarft und unbedacht an die Sache ran gegangen ist und insbesondere mit den Folgen, die ihr Auftritt für sie nun hat, nicht mal in ihrem schlimmsten Albtraum gerechnet hat.

Ich schreibe im Artikel weiter unten allerdings auch: „Vergleiche mit Opfern der nationalsozialistischen Diktatur sind besonders auf den “Anti-Corona Demonstrationen” weit verbreitet. Die Menschen sind aber nicht dumm. Häufig sogar ganz im Gegenteil. Das macht es natürlich nicht besser, aber wäre es nicht sinnvoller, sich mit den strukturellen Ursachen auseinander zu setzen? Zu schauen, woher all das kommt, wie ernst man es nehmen muss und was man dagegen tun kann? Warum sind NS-Vergleiche beispielsweise gerade in diesen Kreisen so häufig? Ist das pure Provokation und Selbstverherrlichung oder sehen sich viele gerade WIRKLICH als Opfer einer vermeintlichen Diktatur?“.

Diese Jana fällt aus meiner Sicht genau darunter. Sie sieht sich WIRKLICH als Opfer. Für sie ist das die Realität gewesen. Das macht es nicht besser, aber eben auch nicht besser durchdacht.

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