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Kolumne

Immer wieder Sonntags 278

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|Gesehen| Zerstörung Teil I: Inkompetenz“ von Rezo, „Kinderlos glücklich – Drei Paare und ihre Geschichte“ (irgendwie eine seltsame Reportage, ich gehe weiter unten näher darauf ein), Die Taliban erobern Afghanistan: Lassen wir unsere Helfer im Stich?„, sowie „Vom Opfer zum Hassobjekt“ (die Geschichte von Natascha Kampusch zeigt SO GUT, wie Menschen mit Schuld umgehen) und im Anschluss „Natascha Kampusch – ihr Leben 15 Jahre nach der Flucht“ (bestätigt die Aussagen aus der ersten Reportage), „Dritter Weltkrieg bricht aus: Was wäre wenn…?“ von Anwalt Christian Solmecke und „Brauchen wir ein Recht auf Sterbehilfe?
|Gehört| North Star“ von James Newton (die 16 Aufrufe auf dem Video sind glaube ich von mir, allerdings nicht wegen des Videos, sondern wegen des Songs 🤣),meine Playlists
|Getan| mehrmals mit Alva zur Tierärztin gefahren, gelesen, gearbeitet, geschrieben, gekocht, gegangen, Brombeeren gepflückt
|Gefreut| darüber dass es Alva und Marius besser geht und über unverhoffte Geschenke für die Ratten-Mädels
|Gelesen| weiter „Das Ende der Evolution*“ (weiterhin sehr interessant, lehrreich, zum Nachdenken anregend und für mich lesenswert)
|Gekauft| Shampoo für meine Schuppenflechte* und ne Hose* für Marius
|Geschrieben| die ersten Listen für ausgefallene Adventskalender und nachhaltige Adventskalender, sowie die Aktualisierung für mein Rauhnächte-Journal (der Feinschliff fehlt noch)
|Geplant| Adventskalender-Listen und Rauhnächte Journal fertigstellen und ein Outdoor Escape Game mit meiner Familie spielen

So viel Aufwand, für so kleine Tiere?

Solche und ähnliche Nachrichten in Bezug auf die Pflege und tierärztliche Versorgung kenne ich noch aus der Zeit, in der ich Mathilda und Bella, sowie ein paar weitere in Not geratene Nager von Hand groß zog. 

Seit Alva, Libby und Malie letzte Woche hier einzogen, höre und lese ich solche Aussagen wieder häufiger. Erst wollte ich nicht darauf eingehen, weil der Anteil der Nachrichten im Vergleich zur Anzahl der Menschen, die mir folgen, gering ist. Nachdem mein Bruder in einem Telefonat vorgestern aber dieselbe Meinung äußerte, möchte ich es doch nochmal aufgreifen.

Vermutlich ist der Anteil der Menschen die solche Ansichten und Gedanken teilen und (freundlicherweise) nichts sagen/schreiben nämlich doch höher, als ich glaube.

Der Thematik liegt meist ein Empathie-Paradoxon zugrunde. Wir Menschen sehen uns als Mensch im Mittelpunkt der weltlichen Realität (Stichwort Anthropozentrismus). Nicht zuletzt diese Weltanschauung und damit einhergehende Prägungen sorgen dafür, dass der selbsternannte tierliebe Mensch nur ausgewählte Tiere liebt.

Klassischerweise finden Menschen nur solche Tiere liebens- und schützenswert deren Intelligenz für sie direkt wahrnehmbar ist oder die ihnen schnuffelig-süß-unterlegen sind. „Ich liebe Tiere“ oder „Ich bin tierlieb“ umfasst vorrangig Hunde oder Katzen. Für die würden die allermeisten Menschen alles tun. Sie werden als Familienmitglieder angesehen und akzeptiert, so dass sogar „ein bisschen Trauer“ okay ist.

Geht es jedoch um Tiere, deren Intelligenz und Gefühle von Außen kaum wahrnehmbar sind (wie bei Fischen, teilweise auch Vögeln, Reptilien, Amphibien oder Insekten) oder um solche , die uns „nutzen“ (Kühe, Schweine, Hühner usw.) oder „schaden“ (Waschbären, Tauben, Ratten, Schnecken, Wölfe usw.) hält sich nicht nur das Interesse, sondern vor allem auch die Empathie in Grenzen.

Bei diesen Tieren ist es häufig sogar legitim, sie achtlos mit dem Finger zu zerdrücken, mit der Schaufel zu erschlagen, sie beliebig zu erschießen oder zu vergiften und nach ihrem Tod in die Tonne zu werfen oder die Toilette runter zu spülen.

Der Mangel an Empathie schafft einen gewissen Abstand und sorgt für eine Versachlichung. Diese Tiere gelten mehr als Bespaßungs- oder Dekoobjekt. Manche machen es uns besonders leicht. Schließlich sieht man ihnen, dank fehlender Mimik & Gestik, ihre Gefühle nicht an und davon erzählen können sie uns auch nicht. 

Aus dieser Perspektive entstehen meist die oben genannte Ansichten. Würde es hier um einen Hund oder eine Katze gehen, käme kaum jemand auf die Idee, den vermeintlichen Aufwand der medizinischen Versorgung in Frage zu stellen. Es ist aber auch nicht weiter verwunderlich.

Wir lernen von klein auf, welche Tiere es verdient haben, geliebt zu werden und welche nicht. Wir lernen, welche Tiere uns schaden und deshalb bekämpft werden müssen.

Immer wieder hört und liest man, dass gewisse Tiere den Menschen „gefährlich nahe“ kommen (neben Wölfen z.B. auch Wildschweine, Waschbären oder Füchse) und bekämpft werden müssen. Was nur selten erwähnt und gelehrt wird: Diese Tiere sind (wenn überhaupt) ein Symptom. Wir Menschen sind die Ursache.

Wir dringen in die Lebensräume der Tiere ein und zerstören sie bewusst (z.B. durch Bebauung) oder unbewusst (durch den Klimawandel, Insektizide, Pestizide etc.). Wir stellen uns über die Tiere und machen sie uns zu eigen. Wir sind der Schädling. 

Fernab dieser „tiefer gehenden“ Sicht: Entstanden ist das Thema auf die Reaktionen von Libbys operierten Riesentumor und der Behandlung unseres neuen Sorgenkinds. Alva (die Albinoratte) hat nämlich eine Gebärmutterentzündung, wegen deren Behandlung ich diese Woche mehrmals bei der Tierärztin war. 

Ja, natürlich kostet die Haltung und Behandlung von Tieren Geld. Sie gehören für uns zur Familie, weshalb jede Anstrengung und jeder Cent es wert sind, ihnen ein gesundes und glückliches Leben zu ermöglichen. Sei es auch noch so kurz.

Alva geht es jedenfalls viel besser und die drei leben sich gut ein.

Kinderlose und ihre Schuld

Gestern sah ich beim Kochen die MDR Doku „Kinderlos glücklich – Drei Paare und ihre Geschichte“ (oben unter „Gesehen“ verlinkt). Beim Titel erwartete ich einen Film, der zeigt, dass Glück nicht von Kindern abhängt.

Ich dachte anfänglich, ich würde die Botschaft des Films möglicherweise auf dem völlig „falschen Ohr“ hören (Stichwort Vier-Ohren-Modell). Aber so sehr ich mich auch bemühte, die Sachinformationen zu filtern: Am Ende blieb das Gefühl, dass auch dieser Film vermittelt, dass Paare ohne Kinder zu wenige Aufgaben für zu viel Zeit haben und deshalb einen anderen Lebenssinn brauchen und „natürlich“ der Gesellschaft etwas schuldig sind.

Die meisten Ansichten und Aussagen der drei Paare, die im Film begleitet werden, sind mir völlig fremd. Mein folgender Text bezieht sich allerdings auf die Thematik im Allgemeinen.

Ich habe noch nie das Gefühl oder Bedürfnis gehabt, der Gesellschaft dafür etwas zurückgeben zu müssen, dass ich ihr meine Fruchtbarkeit bewusst nicht zur Verfügung stelle. Genau das scheinen viele aber zu meinen und stellen Kinderlose in die Ecke „egoistischer Nutznießer“.

Dieser Zusammenhang erschließt sich mir bis heute nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass ich als Kinderlose sämtliche steuerfinanzierten Betreuungs-, Bildungs- und Sozialleistungen für Eltern und Kinder sowie die Kosten der beitragsfreien Mitversicherung von Kindern in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung mittrage : Ich wurde nicht gefragt, ob ich geboren werden und der Gesellschaft (offenbar als Gebärmaschine?) „dienen“ will. Umgekehrt zwinge ich niemanden dazu zu leben und möglichst viele Kinder zu produzieren, die mir meine Rente finanzieren und im Alter den Hintern abwischen.

In einer Zeit, in der wir es nicht mal schaffen, die lebenden Menschen gut zu versorgen, Kinderlosigkeit als Schmarotzertum zu bezeichnen, ist für mich an Absurdität kaum zu überbieten. Welches Paar entscheidet sich für Kinder mit Gedanken wie: „Für die Rente!“, „Für unsere Pflege!“, „Für die Wirtschaft!“, „Für die Erde!“ oder „Für das Allgemeinwohl!“?

Genau so was wird mir als Kinderlose oft „vorgeworfen“. Ob ich keine Angst hätte, im Alter alleine zu sein, wer mich pflegen und meine Rente zahlen solle. 

Wenn ich richtig informiert bin, entsteht ein Kinderwunsch für gewöhnlich aus dem Bestreben, die eigene Liebe zu potenzieren und/oder als Paar etwas einmalig Verbindendes, Gemeinsames in die Welt zu tragen. Häufig steht auch der Wunsch nach einer (neuen) Lebensaufgabe, nach (mehr) Verbindung / Stabilität innerhalb der Partnerschaft, weniger Einsamkeit oder nach einer besonderen Lebenserfahrung dahinter. Im Kern ist diese Entscheidung immer egoistisch (und das ist vollkommen okay so).

Was für mich das Spannende an der Sache ist (und weshalb ich es hier erwähne): Die Behauptung, ein Kinderwunsch sei egoistisch, führt ziemlich sicher zu einem Aufschrei. Gleichzeitig wird vehement (auch in der Kommentarspalte unter besagtem Film) behauptet, bewusste Kinderlosigkeit sei egoistisch.

Ich persönlich empfinde eine Entscheidung, die auf Eigennützigkeit basiert, nicht als negativ. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Dennoch empfinde ich meine Entscheidung nicht nur als eigennützig.

Ich möchte unter anderem keine Kinder, weil

  1. … ich meine Freiheit und Unabhängigkeit schätze und darunter niemanden (z.B. durch mangelnde Aufmerksamkeit oder mangelndes Interesse) leiden lassen möchte.
  2. … ich keine Kinder in eine Welt wie diese setzen möchte und ihnen auch nicht die Verantwortung für den Umgang mit den von vorherigen Generationen verursachten Problemen und die „Rettung der Welt“ in die Hände legen will.
  3. … ich meine und die Probleme meiner Familie und unserer Zeit nicht auf Unschuldige und Unbeteiligte übertragen will.
  4. … ich die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen, als große finanzielle, psychische und physische Herausforderung erlebe, deren „Bezwingung“ ich für mich (bezogen auf meine Maßstäbe und Definition einer guten Kindheit und Beziehung) als nicht erstrebenswert ansehe.

Ein Punkt, der im Film häufig thematisiert wird und den ich gar nicht nachvollziehen kann ist, dass kinderlose Paare es in der Beziehung vermeintlich schwerer miteinander hätten und zudem vor der Herausforderung stünden, ihrem Leben einen Sinn zu geben (was für mich suggeriert, dass einem Leben ohne Kinder erst mal der Sinn fehlt). 

Als Argument für die Leichtigkeit, die Kinder in eine Partnerschaft bringen, wurde genannt, dass man sie so schön vor Probleme schieben könne. Ohne Kinder müsse man sich mehr miteinander auseinandersetzen, mehr unterhalten, mehr an der Beziehung arbeiten und viel mehr überlegen, wie man seine Zeit verbringt.

Wir halten also fest, dass Kinder zu bekommen erstrebenswert ist, um die Rente und Pflege im Alter zu sichern, die Partnerschaft aufrecht zu erhalten (KOMME WAS WOLLE !!11elf!), Gespräche innerhalb der Partnerschaft möglichst auf ein Minimum zu reduzieren, dem Leben endlich einen Sinn zu geben und überhaupt mal was mit der eigenen Zeit anfangen zu können.

Was für eine fürchterliche Last würde bitte auf dem Rücken unseres Kindes liegen, würden wir uns aus solchen Gründen für ein Kind entscheiden? 

Ich habe noch nie ein Kind in meinem / unseren Leben vermisst. Ich spüre keinerlei Sehnsucht und keinen Mangel. Gleichzeitig habe ich auch nicht das Gefühl, ohne Kinder irgendwas ganz besonderes in die Welt „gebären“ oder etwas finden zu müssen, das meinem Leben „endlich“ einen Sinn gibt oder mich erfüllt. Zeit für uns, unsere Liebe, Pläne, Sorgen, Probleme und Bedürfnisse zu haben empfinde ich als Geschenk, nicht als Bürde.

Dass gewollte Kinderlosigkeit immer wieder so seltsam dargestellt und angesehen wird, damit kann ich leben. Dass in solchen „Diskussionen“ die Argumente für Kinder jedoch immer mit einer enormen Last für die Kinder verbunden sind, finde ich wirklich seltsam. 

Oft wird gesagt „Kinder sind unsere Zukunft.“. Korrekter wäre zu sagen: „Kinder retten hoffentlich den Fortbestand der Menschheit.“ (und selbst da würde ich nicht unter allen Umständen zustimmen wollen).

Kinder sind nicht unsere Zukunft. Wir beeinflussen die Zukunft der Kinder (im letzten Jahrhundert nicht gerade positiv) und lassen sie irgendwann damit alleine.

Und sonst so?

Diese Woche war anstrengend. Gefühlt und tatsächlich kommen wir kaum zur Ruhe, weil immer irgendwas ist. Die Abschiede der letzten Monate haben uns etwas gelähmt, so dass wir berufliche Ziele teilweise hinten angestellt haben und vor allem bei mir manches aufgelaufen ist. Das führt zu zusätzlichem Stress. 

Langsam arbeiten wir alles ab und sehen Licht am Ende des Tunnels. Das Licht führt uns Richtung Wander-Auszeit und mich Richtung endlich wieder regelmäßig mehrmals pro Woche schwimmen. Um bei der Tunnel-Metapher zu bleiben: Ich hoffe, der Tunnel wird nicht wieder mit irgendeinem unnötigen Geröll zugeschüttet :-P

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag!

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