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Kolumne

Immer wieder Sonntags 115

Heute solltet Ihr Euch mal wieder was zu Trinken holen, wenn Ihr „Immer wieder Sonntags“ lesen wollt. Ich habe einiges zu erzählen und es könnte eventuell etwas länger dauern :-D

Wir fangen auch gleich mit der neusten Neuigkeit an: ich arbeite nicht mehr dort, wo ich noch vor wenigen Wochen gearbeitet habe. Aus und vorbei.

Viele von Euch wird das jetzt überraschen, einige haben es geahnt und ganz wenige wissen es schon lange. Wer mir aufmerksam folgt, dem ist nicht entgangen, dass ich diesen Job geliebt habe. Dass ich meinen Chef und meine Kollegen lange Zeit für sowas wie Freunde hielt. Ich dachte, dass das für immer ist. Ganz oft wurde ich von Euch angeschrieben, dass Ihr „neidisch“ darauf seid, wie ich meinen Job liebe und wie das Verhältnis dort ist.

Ein Job, für den man freiwillig im Urlaub ins Büro kommt, um zu helfen. Ein Job, für den man krank arbeiten geht. Ein Job, für den man auch nach Feierabend von zu Hause aus Texte schreibt und Fotos macht. Ein Job, für den man jeden Morgen gerne aufgestanden ist. Es war für dreieinhalb Jahre wirklich ein Traum.

Manchmal platzen Träume und man muss erkennen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Für mich war das eine bittere und schmerzhafte Erkenntnis, die mir die letzten Monate schwer zu schaffen gemacht hat. Ich glaube, seit Papas Tod 2014, waren es die schwersten Monate meines Lebens.

Schon lange war ich nicht mehr so traurig und enttäuscht. Die Machtlosigkeit hat mich fast irre gemacht und ich bin selbst jetzt noch sprachlos über das, was abgegangen ist. Aber es ist eben so und lässt sich nicht ändern.

Letzten Endes hat alles einen Sinn. Davon bin ich fest überzeugt. Jede Hürde, jeder Mist lässt uns wachsen. Jeder Fehler lässt uns lernen. Der Sinn in dieser Sache lag darin zu erkennen, dass es an der Zeit ist, andere Wege einzuschlagen.

Meine Situation war in den letzten Jahren sehr komfortabel. Es hat mir an nichts gefehlt und es gab wenig Ansporn, noch einen großen Schritt weiter zu gehen. Ich will schon lange meine Ideen weiter ausbauen. So richtig ausbauen. Nicht nur 50%, sondern 100%. The time is now. Ich bin soweit.

Vor mir liegt die Chance meines Lebens und ich werde sie dieses Mal nutzen. Meine Stärke ist meine Stärke. Einfach machen. Durchziehen. Und darauf vertrauen. Vertrauen und Hingabe. Meine profimäßige Überleitung zum nächsten Thema :-D


Um Vertrauen und Hingabe ging es nämlich auch in dem letzten Workshop bei Magdalena Salvato. Ich war im Dezember 2017 schon einmal bei diesem Kurs. Damals war es mein erster Kurs bei Magdalena und gleichzeitig der Auslöser dafür, dass ich noch am selben Abend meine Anmeldung für das Gefährtinnen-Seminar abgeschickt habe. Mich hat der Kurs tief bewegt. Am Donnerstag erneut.

Im Vergleich zum letzten Jahr konnte ich bereits deutliche Veränderungen spüren. 2017 war ich nicht bereit, überhaupt irgendwas loszulassen. Donnerstag habe ich immerhin kurzfristig was loslassen können. Zum einen in Bezug auf das Tanzen, denn: einige Gefährtinnen lesen hier mit (Hallo! :-) ) und haben entsprechend auch mitbekommen, dass ich mit dem Tanzen so meine Probleme habe.

Das hat dazu geführt, dass ich am Donnerstag nicht meine übliche „ich schlängel mich grinsend durch die Masse und tanze mich dann möglichst unbemerkt in ner Ecke fest“ – Taktik anwenden konnte. Eine von Ihnen hielt mich nämlich mit einem „Ey, nicht einfach abhauen!“ an. Mich hat das erst irgendwie „schockiert“ und nervös gemacht. Aber es ist auch etwas in Gang gekommen.

Plötzlich war es ganz ok zu tanzen. Ich war nicht damit beschäftigt, darüber nachzudenken, wie (doof) ich evtl. beim Tanzen aussehe, sondern damit, was die Leute wohl denken, wenn ich einfach immer beim Tanzen abhaue und ob es eigentlich sinnvoll ist, sich hier auf dem Blog so nackig zu machen :-D (Ja, es ist sinnvoll!).

Schön wäre, wenn ich einfach mal gar nicht über irgendwas nachdenken würde und im JETZT bin. Aber was man quasi 32 Jahre gemacht hat, kann man im 33. Jahr nicht mal eben mit einem Fingerschnipp über Bord werfen. Es ist harte Arbeit, all die Gedankenmuster zu durchbrechen.

In dem öffentlichen Kurs (an dem also nicht nur Gefährtinnen, sondern auch „Neue“ Frauen teilnehmen können) ging es jedenfalls darum, dem Leben und sich selbst neu zu vertrauen und sich hinzugeben. Die Energie in der Gruppe war phänomenal, das hat für mich dieses Mal besonders gut gepasst. Nicht nur, weil die neuen Frauen total mein Ding waren, sondern auch weil meine persönlichen Lieblingsgefährtinnen fast alle dabei waren.

Bei einer „Übung“ (es sind eigentlich keine Übungen, es ist das Leben, aber um es für Euch irgendwie… deutlich zu machen… sag ich trotzdem „Übung“), in der es darum ging, das Besondere in seinem Gegenüber zu sehen, sagte mir eine Frau, dass sie es bewundert, wie ich die Dinge angehe. Wie kreativ ich bin, wie ich all das umsetze und bewundernswert bin. Eine andere sagte, dass ich vor Lebensfreude und Ruhe sprühe. Dass sie Liebe spürt und unendliche Weisheit. All das gesagt zu bekommen, zu spüren und zu erfahren ist überwältigend. Ich hab mich getragen und sicher gefühlt.

Das wiederum hat dazu geführt, dass ich mich bei einer „Übung“, in der es um’s fallen lassen ging, zwar nicht so fallen lassen konnte, wie ich es mir vorstellte, aber auf andere Art und Weise dann doch los gelassen habe: ich hab den Drang, meine Schwäche in Form von Tränen festzuhalten, losgelassen. Wenn auch nur kurz, so war das doch ein riesen Schritt. Bei der Übung stand ich mit verbundenen Augen im Kreis, umringt von sechs Frauen und durfte mich, gehalten von ihren Händen, nach vorne und hinten, fallen lassen.

Zuvor war eine andere Frau im Kreis, die sich unter Tränen mit Worten wie „ich falle für meine Freiheit“ „Ich falle fürs frei sein“ fallen ließ. Ich hatte das Gefühl, ihre Knoten platzen zu sehen. Ihre „Befreiung“ hat in mir aber große Trauer ausgelöst.

Ich konnte all die selbst errichteten Schutzwälle in mir spüren. Während ich im Kreis sagte, wofür ich fallen möchte, spürte ich, wie ich mich selbst fest schnüre. Wie ein zusammengeschnürtes Paket Mensch. Wie man sich vor Verletzungen schützen will und dabei das Leben irgendwie ausschließt ist so schade und schmerzhaft, wenn man es erkennt.

Zum Glück war da aber auch noch was anderes: ICH und das, was möglich ist und schon möglich wurde. Diese Gefühlskombination hat in mir eine Mischung aus Trauer und Glück ausgelöst. Einerseits war ich bittertraurig, dass meine Knoten nicht geplatzt sind, andererseits war ich unendlich stolz, dass ich überhaupt schon so weit bin, das erkennen zu können.

In meinem Umfeld sind viele Menschen noch gar nicht so weit, das Leben auf diese Art zu reflektieren. Wie oft höre ich von (meist) älteren Leuten, dass sie in Rente (oder todkrank) sind und jetzt erst erkennen, was sie im Leben verpasst haben. Welche Fragen sie nicht gestellt haben, welche Wege sie nicht gegangen sind. Wie gern sie weniger gearbeitet und mehr für sich und die Familie getan hätten.

Ich möchte nicht erst mit 50, 60 oder 70 Jahren zu verstehen, wie kurz das Leben ist. Papas plötzlicher Tod hat mir die Chance gegeben, andere Wege zu gehen. Ich kann mich selbst reflektieren, meine Fehler sehen und akzeptieren oder verändern, ich kann mich verwirklichen, für mich einstehen und meine Träume leben. Ich lebe nicht, wie der Großteil der Menschen, um zu arbeiten und lasse mich nicht in das typische Arbeitsmuster zwängen, dass dazu führt, dass vom echten Leben kaum mehr etwas übrig bleibt. Dass ich das anders mache, macht mich stolz.

Auf viele Verluste und Erfahrungen der letzten Jahre hätte ich gerne verzichtet, aber sie haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin. Erst dadurch wurde Veränderung möglich. Erst so konnte ich erkennen, was im Leben zählt. Das Leben findet Jetzt statt.

Während ich mich „fallen ließ“ und im Anschluss nachspürte, was das so mit mir macht, musste ich weinen und ließ es, zumindest kurzfristig, auch zu. Im Kreis fremder Frauen, mit denen man sich doch so unendlich verbunden fühlt. Es war seltsam toll! Die Entwicklung, die mit dem Seminar möglich ist, fängt gerade erst an und doch ist schon jetzt so viel in Gang gekommen. Ich liebe es und bin so unendlich dankbar dafür.


Ich möchte Euch auch noch von einem Bewerbungsgespräch erzählen. Noch bevor die Entscheidung fiel, dass ich aufhöre zu arbeiten, hatte ich mehrere Bewerbungsgespräche. Mir war vorher noch nicht klar, in welche Richtung das alles geht und deshalb habe ich einfach mal meinen Marktwert ausgecheckt, mich letzten Endes aber umentschieden. Meine Erfahrung und die Erkenntnis daraus, möchte ich aber dennoch mit Euch teilen:

Ich wurde zu einem Gespräch in einem großen Konzern eingeladen. Einer dieser Konzerne, die weltweit agieren, wo Besucher nicht nur schon im Parkhaus mit Namen begrüßt werden, sondern neben einem eigenen Besucherausweis auch eine Hausordnungen inkl. Verschwiegenheitsklausel & Co. bekommen. Ein ganz anderes Kaliber, als ein kleines Unternehmen . Für mich alleine deshalb so wertvoll, weil es ein unsagbares Kompliment an meine Fähigkeiten und mein Können ist, in einem solchen Unternehmen, als einzige ohne Studium, in die ganz ganz enge Auswahl zu kommen. 

Das ist eine der Sachen, die ich Euch mit auf den Weg geben will: wenn Ihr Bock auf was habt, dann macht es. Egal ob es sich schickt oder nicht. Traut Euch einfach. In dem Bereich, in dem ich mich beworben habe, werden ausschließlich studierte Leute gesucht. Ich habe kein Studium, nichts das sich, wie eigentlich üblich, auf dem Papier nachweisen lässt. Nur meine Ausbildung als Zahnarzthelferin vor über 10 Jahren und mein Abitur, das ich 2010 nachgemacht habe.

Aber ich habe etwas anderes: viele Jahre praktische Erfahrung, den Willen mich durchzuboxen und all das, was ich konsequent weiter verfolgt habe. Das, was ich mir selbst beigebracht habe, ist nicht mehr wert, als ein Studium, aber eben auch nicht zwingend weniger. Ich habe mein eigenes Buch geschrieben, designed und verlegt. Habe meine eigene Abobox designed, entwickelt und vertrieben. Habe zwei erfolgreiche Blogs auf die Beine gestellt. Coache Firmen im Bereich PR und Social Media. Und das ist letzten Endes nur die Spitze des Eisbergs. Man braucht kein Studium, um eine Idee und seine Träume zu verwirklichen. Wenn Ihr also schon was älter seid und kein Studium habt, lasst Euch davon nicht zwingend entmutigen. Wenn Ihr was auf dem Kasten habt, drücken viele Firmen ein Auge zu.

Ich habe mich „trotzdem“ bzw. GERADE DESHALB beworben und bin von allen Firmen, bei denen ich es nie für möglich gehalten habe, zu einem Gespräch eingeladen worden. All das, was ich in den letzten Jahren auf die Beine gestellt habe und was ich selbst immer so belächelt habe, hat plötzlich die Welt bedeutet. Dafür so viel Anerkennung zu erhalten und ernst genommen zu werden, war unfassbar wertvoll. Es hat für mich dazu geführt, dass ich wirklich daran glaube, was ich kann. Man ist ohne eine Ausbildung in einem bestimmten Bereich nicht zwingend schlechter/dümmer/unqualifizierter. Ganz im Gegenteil! Es ist gut und sinnvoll, dass es Studiengänge gibt, aber es ist für Euch kein Untergang, wenn Ihr es eben nicht habt.

Für die Gespräche habe ich mir eine Sache geschworen: ich verstelle mich nicht. Ich zeige mich so, wie ich bin. In meinem Klamottenstil, mit meiner Art zu reden, ganz ehrlich und ungeschönt. Auch das hat mir einen Selbstbewusstseins-Boost verpasst. Noch nie habe ich mich in Bewerbungsgesprächen so gut, so wohl und so ehrlich gefühlt. Ich habe mich nicht an Bewerbungsratgeber gehalten, habe alle Regeln ignoriert und das gemacht, was ich für richtig und wichtig erachte. Es hat funktioniert und sich SO gut angefühlt. Versucht das mal! Eine unbezahlbare Erfahrung.


In dieser Woche und in diesem Monat generell, habe ich alles versucht, um mich wieder aufzupäppeln und zu regenerieren. Zu Beginn habe ich von morgens bis abends geweint, mich schlecht gefühlt und schlecht geredet, aber mittlerweile geht es bergauf. Ich war mit Freundinnen unterwegs, habe viel für mich gearbeitet und erreicht, war jeden Tag mindestens 30 Minuten mit Marius im Wald, Marius und ich haben, wann immer es ging, morgens ausgiebig gefrühstückt. Ich war mit Mama spazieren, mit Marius in Holland, mit einer guten Bekannten im Café. Ich habe gemalt, gesungen, geschrieben und ganz viel anderes getan, damit es mir wieder besser geht und die Erfahrungen der letzten Monate nicht an meinem Selbstwertgefühl  und meiner Lebensfreude nagen.

Es fühlt sich gut an und war die richtige Entscheidung. Alles. Auf das was kommt, freue ich mich, mit einer guten Portion Respekt, total. Und Ihr dürft mich natürlich begleiteten, is ja klar :-)

|Gehört| so viel Vogelgezwitscher, Bachgeplätscher und Bienengesumme wie lang nicht mehr. Hallo Leben <3
|Gesehen| eine Meise auf unserem Balkon. Ich hab direkt ungefähr 80 Kilo Sonnenblumenkerne auf dem Balkon verteilt, vor lauter Freude und Aufregung :-D 
|Getan| regeneriert, genossen, geweint, gewachsen, gelacht, gearbeitet
|Gegessen| ganz viel leckeres Zeug. U.a eine mediterrane Quiche, Weinblätter und viel Salat
|Gedacht| es wird richtig.
|Gefreut|  über den weltbesten Rum (Große Old Monk Liebe *_*) und ein Regenbogentuch direkt aus Indien, über Wachstum, Wertschätzung, Fortschritt, Liebe und „Wachstumsschmerzen“. Die sind auch nötig.
|Gelesen| „Endlich Abschalten“* (für alle die wirklich abschalten wollen in Bezug auf das Smartphone sehr hilfreich, ich stelle es Euch bald noch genauer vor)
|Geärgert| nur über die Reklamationsabwicklung bei Philips
|Gekauft|einen Etiketten Drucker*
|Geliebt| das Gefühl an- und runter zu kommen.
|Geschrieben| natürlich „Was essen wir heute„; außerdem über meine Barfußschuhe und die Wildkräuterwanderung in Köln

6 Antworten auf „Immer wieder Sonntags 115“

Ich würde niemanden Anraten nicht zu studieren. Manchmal ist das kombiniert mit dem eigenen ich der Auslöser DEN Job zu bekommen. Ein Studium ist für den der Vlt nicht grad 2 Blogs schreibt und ein Buch verlegt hat meist das Sprungbrett.

Hallo Heike,

ich würde auch niemandem anraten, nicht zu studieren. Was ich rate und oben auch genau so schreibe: wer was auf dem Kasten hat, aber aus irgendwelchen Gründen „damals“ kein Studium gemacht hat, der muss dennoch nicht zwingend sein gesamtes Leben mit einem Scheiß Job verbringen.
Umgekehrt ist ein Studium keine Garantie für einen Job oder den Sprung zur Millionen.

Meine zwei Blogs und mein Buch sind nicht der Grund für meinen „Erfolg“, sondern das Wissen, das ich mir in den letzten 20 Jahren, außerhalb eines Studiums, angeeignet habe.

Ich bin dafür, immer von Fall zu Fall für die eigene Situation zu entscheiden :-) (ich z.B. habe ja mit 28 mein Abitur nachgemacht und mich dann dazu entschlossen, nicht zu studieren, weil ich eben einen Job in dem Bereich bekommen habe, den ich mir gewünscht habe)

Wow, Sandra!! Wie krass! Ich bin so gespannt, was dich als nächstes erwartet! Ich bewundere so sehr deinen Mut! Danke für deine motivierenden Worte! Wir sollten uns alle eine Scheibe von dir abschneiden! Ich zumindest würde es gern.

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