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3 Monate ohne Smartphone Stress – was hat sich verändert?

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Worum geht’s?

Für alle Neuen und die, die meine Entscheidung nicht mitbekommen haben: nachdem ich meinen Handykonsum rigoros einschränken wollte und etliche Versuche (siehe oben verlinkte Artikel) nur so mittelfristig erfolgreich waren, habe ich beschlossen, konkreter zu werden.

Vor etwas über drei Monaten ist mein Handyvertrag ausgelaufen. Ich habe ihn nicht verlängert und bin statt dessen auf eine kostenfreie Karte umgestiegen. Meine neue Handynummer haben um die 5 Personen – meine Familie & einige Freunde, sonst niemand. Mein Smartphone hat Notfall-Guthaben, um unterwegs telefonieren oder eine SMS schreiben zu können. Außerdem habe ich ein Büro-Handy, das komplett ohne Karte ist. Hier befinden sich alle typischen Arbeits-Apps drauf, darunter auch Social Media Apps. Das Internet am Büro-Handy funktioniert nur im WLAN zu Hause.

Was ich schon lange verändert habe, um meine Smartphone-Beziehung zu normalisieren
  • mein Smartphone ist seit ein paar Jahren IMMER lautlos
  • alle Benachrichtigungen (z.B. für eingegangene E-Mails, Nachrichten usw.) sind seit einem Jahr ausgeschaltet
  • handyfreie Zonen: im Badezimmer/auf’m Klo und im Schlafzimmer sind Smartphones bei uns seit rund einem Jahr komplett tabu, im Wohnzimmer und in der Küche sind sie nur für Storys oder Fotos erlaubt.
  • vor der Morgenroutine gibt’s kein Smartphone
  • das Smartphone wird nicht mehr als Uhr und Wecker genutzt
  • Smartphones sind während sozialer Aktivitäten tabu (auch beim Stadtbummel, Spazieren usw.)

Wie erging es mir? Was hat sich verändert?

Die offensichtlichste Veränderung ist: mein Smartphone liegt die meiste Zeit irgendwo rum und entsprechend hält der Akku drei bis vier Tage, ohne geladen zu werden. Erinnert einen fast an die „good old 90s“ mit Nokia ;-)

Als ich auf die neue Handynummer gewechselt habe, habe ich 238 berufliche und private Kontakte gelöscht. Allein bei WhatsApp habe ich durchschnittlich 63 Nachrichten und 2 Anrufe pro Tag erhalten, plus insgesamt 2 Gigabyte an Daten. (Überlebens)wichtig war davon gar nichts. Im Vergleich dazu die letzten 92 Tage: Anrufe: 1 eingehend, SMS ausgehend: 2, SMS eingehend: 4

Das Gefühl, ständig zum Smartphone zu greifen, um zu gucken was es Neues gibt / ob man was Wichtiges verpasst hat, ist weg. Einfach nicht mehr existent. Weil ich zu 100% weiß: wenn WIRKLICH die Hütte brennt, dann werde ich angerufen. Alles andere kann warten. Für mich mit die heilsamste Veränderung. HIER hab ich damals sehr genau beschrieben, wie groß meine Angst seit Papas Tod war und wie oft ich kontrolliert habe, wann meine Familie zuletzt online war, um sicher zu gehen, dass nichts passiert ist. Das ist jetzt echt geheilt.

Photo by Jakob Owens 

Die ersten Wochen hatte ich unterwegs außerdem noch den Impuls, zum Smartphone zu greifen und z.B. meine Wartezeit zu vertrödeln. Mittlerweile habe ich immer ein Buch und/oder den Kindle dabei. Die meiste Zeit verbringe ich aber freiwillig damit, wie früher, die Umgebung und Menschen zu beobachten. Das ist SO VIEL besser. Auch wenn es ein Stück weit bedrückend ist, weil der Großteil der Menschen wie Zombies aussieht.

Negative Veränderung:

In gewissen Situationen werde ich automatisch zum Außenseiter. Ganz besonders krass fällt mir das bei WhatsApp Gruppen auf. Für die Frauen Workshops gibt es z.B. Gruppen, in denen ich nicht drin bin. Dadurch geht mir der Flow nach den Workshops und der Austausch mit den Frauen flöten. Ich bin die Einzige, die nicht in den Gruppen ist. Das macht (für mich) viel aus, auch wenn die Frauen versuchen, mich bei wichtigen Sachen per Mail zu informieren.

Um zumindest für mich eine Art Austausch aufrecht zu erhalten, habe ich angefangen den Frauen E-Mails zu schreiben, wenn mich etwas besonders beschäftigt. Das ist für mich ein guter Weg, für die anderen aber natürlich ein deutlich größerer Zeitaufwand, als ein Herz und einen Kuss, oder einen Satz bei WhatsApp zu senden. Ein Austausch per Mail findet also nicht statt. Meist kann ich das verstehen, manchmal bin ich deshalb aber auch ein Stück traurig.

Alle weiteren Änderungen kurz und knackig:

  • Nackenschmerzen sind besser
  • Augen nicht mehr so trocken
  • ich kann mich besser konzentrieren
  • ich bekomme keine unbekannten und/oder unerwünschten Anrufe mehr
  • ich fühle mich nicht mehr genötigt zu antworten
  • ich bin nicht mehr grundlos mental gestresst
  • ich bin nicht mehr so wütend (regelmäßiger und exzessiver Smartphonegebrauch hat mich echt richtig wütend und unzufrieden gemacht)
  • ich fühle mich befreit
  • ich lass mein Handy meist zu Hause weil ich weiß, dass ich es eh nicht brauche
  • ich beschäftige mich nur noch mit den Menschen, die mir wirklich viel bedeuten und mir was zu geben haben

Was sagen/machen andere?

Das ist wirklich ne interessante Sache. Problematisch war meine Entscheidung ausschließlich für die Menschen, die mich bisher belagert haben. Menschen, die keinerlei Grenzen kennen und sogar spät abends noch „Kannst Du mal kurz, bitte?!“ geschrieben oder angerufen haben. Und es ist auch für die problematisch, die selber in diesem Sog drin hängen. Die nicht ohne Smartphone können und für die es absolut unvorstellbar ist, wie man mich jetzt erreichen soll.

Dazu noch eine interessante Sache: mit den 238 Kontakten hatte ich vorher mehr oder weniger regelmäßig Kontakt. Ich schrieb jedem Kontakt zwei Wochen vor dem „Cut“ eine lange Nachricht mit meinen Gründen und Kontaktmöglichkeiten (E-Mail, Post, Social Media). Von den 238 Kontakten haben ein paar in Gruppen oder privat (insgesamt ca. 10 Personen) geschrieben, dass sie meine Entscheidung super inspirierend und mutig finden. Eine Person hat gefragt, ob das was mit ihr zu tun hat. Alle anderen haben sich gar nicht gemeldet. Nie wieder. Und das einzig und allein, weil ich kein Smartphone mehr (für sie) habe und nicht mehr 24/7 zur Verfügung stehe. Ich finde das sehr bezeichnend.

Mit vier Personen von 238 stehe ich noch in regelmäßigem Kontakt. Von den Leuten, die meine Handynummer nicht mehr haben, haben sich seit dem vier Personen bei mir gemeldet. Davon belagert mich eine Person jetzt regelmäßig per Mail mit ihren „Kannst Du mal hier und mal da“-Nachrichten, statt per WhatsApp ;-) – zu dem Rest habe ich bisher keinen Kontakt mehr. Ich finde, das sagt sehr viel über die Qualität dieser Beziehungen aus, aber auch darüber, wie sehr andere auf die Kommunikation über das Smartphone setzen. Kaum jemand kommt noch auf die Idee lange Mails zu schreiben oder gar Briefe/Postkarten (ich hab übrigens allen meine Adresse gegeben – es kam eine Postkarte an).

Photo by Austin Chan

Ansonsten sind die Meisten erst mal irritiert, wenn ich sage, dass ich kein Handy habe (wie gesagt: es stimmt nicht ganz, aber für Außenstehende kommt es auf dasselbe raus). Zwei mal wurde mir gesagt: „Aber das geht nicht, ich muss Dich erreichen können, wenn xyz.“ und meine Antwort darauf lautet immer: „Nein.“. Wer mit mir nicht privat eng verbunden ist, der muss mich definitiv nicht 24/7 und unterwegs erreichen können. Auch beruflich besteht absolut keine Notwendigkeit, da ich während meiner Arbeitszeit über das normale Bürotelefon und per Mail ohnehin viel schneller erreichbar bin, als über das lautlose Smartphone.

Man muss sich ja auch mal überlegen: wenn wir unterwegs sind, machen wir etwas anderes. Auto fahren, soziale Kontakte pflegen, arbeiten, Pflichten wie einkaufen o.ä. erledigen. Kontakt mit dem Handy aufzunehmen, egal ob man telefoniert oder etwas schreibt, bringt einen sofort aus dem Jetzt raus und lenkt von der eigentlichen Handlung ab. Ist das notwendig, wenn’s kein Notfall ist? Neee! Es kommt dann natürlich noch auf die eigene Definition von „Notfall“ an. Ich hab dafür ein tolles Beispiel, das mir bei meiner Entscheidung auch nochmal sehr geholfen hat:

Rund zwei Wochen vor meiner Entscheidung war ich mit meinem Freund bei seiner Oma in Werne. Es war ein freier Tag für uns. Als ich auf mein Handy schaute, sah ich eine Nachricht einer Kundin: „Sandra, Ich hab auf meiner Homepage aus Versehen was gelöscht und jetzt ist die ganze Seite leer und ich kann es nicht rückgängig machen. Das ist eine Katastrophe für mich.“ Ich antwortete ihr sowas wie „Du, sorry. Ich bin gerade gar nicht im Büro, hab einen freien Tag.“ aber mein Gedankenkarussel ging an: die kannst Du doch jetzt nicht da alleine stehen lassen. Was machst Du denn jetzt? Du würdest doch auch wollen, dass man Dir so schnell wie möglich hilft. Immerhin ist heute auch ein normaler Arbeitstag.

Also habe ich, während wir mit Marius Oma durch die Stadt in Werne gingen, vom Smartphone aus und ohne W-Lan, innerhalb von 45 Minuten die Homepage repariert. Später als ich dann mit der Kundin telefonierte, erzählte Sie mir, dass es für sie gar nicht schlimm war. Sie hätte erst Panik gehabt und sich dann aber gedacht: „Ist egal, irgendjemand regelt das schon. Ich lass mich jetzt erst mal massieren.“. Während ich also panisch durch die Stadt in Werne lief, um meiner Kundin bei ihrem dringenden Notfall zu helfen, lag sie auf der Massageliege.

Seit dem sind Notfälle für mich nur noch solche, bei denen es um Leben und Tod, oder um meine Familie/Freunde geht + Events o.ä. bei denen bei Kunden genau JETZT etwas schief läuft. Und dann auch nur, wenn ich nicht frei habe. Punkt.


ABER! – Was steht noch an?

Ich habe noch eine Baustelle, die ich für mich abstellen möchte: während der Arbeit lasse ich mich schnell ablenken. Sowohl vom Smartphone, als auch vom Internet insgesamt. Nicht selten verliere ich mich dann, auf der Suche nach Ablenkung, etwas Spannendem und dem „Internet-Schuss“ für meine Sucht, im sinnlosen surfen. Darunter leiden Konzentration und Effektivität. Deshalb möchte ich (wieder) feste Internet-Nutzungszeiten und Social Media Zeiten für mich einführen und das Internet ansonsten ausstellen. Es gibt nämlich viel zu viele Tage, an denen ich  hier einfach von morgens bis abends vor dem PC sitze. Das möchte ich nicht mehr.

Außerdem möchte ich gern Digital Detox Tage einführen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das 1 x pro Woche oder 1 x pro Monat möchte, aber es wird für mich auf jeden Fall kommen. Ich halte Euch auf dem Laufenden! :-)

Photo by Allie Smith

Buchempfehlungen*

Weiterer Input für Euch

Bereits erschienene Artikel zum Thema

ENDLICH Abschalten
Eine Woche ohne Smartphone
Entfolgungsgate
Mein Leben passt in ein Smartphone ich will das nicht mehr

Jacko Wusch hat in ihrem „Sprachnachrichten“ Podcast zu 100% die richtigen Worte gefunden. Sie richtet sich eher an jüngere Generationen, aber genau DAS hat diese Folge für mich so wertvoll gemacht. Denn sie spricht u.a. darüber, wie es für unsere Generation ohne Smartphone war und erklärt den Jüngeren, was wir statt Social Media & Co. gemacht haben. Das hat mich so furchtbar berührt und die Sache nochmal aus ganz anderer Sicht beleuchtet. Die Folge gibt es auf YouTube, wer mit Spotify & Co. vertraut ist, findet den Podcast aber auch dort. „Generation Instagram – Was das Smartphone mit uns macht“

Außerdem (neben meinen Artikel, die ganz oben in der Box verlinkt sind :-) ) empfehlenswerte YouTube Videos:

Wieso dein Leben durch Social Media zerstört wird und was du dafür tun kannst

You will wish you watched this before you started using social media

Warum ich meine Social Media Seiten gelöscht habe

Social Media is a Monster


Wie geht es Euch mittlerweile mit dem Smartphone, Internet und Social Media im Allgemeinen? Habt Ihr für Euch etwas verändert? Wollt Ihr etwas verändern? Fällt es Euch leicht, Euch einzugestehen, dass es eine Sucht ist (bezogen auf diejenigen, die ihr Smartphone exzessiv nutzen)? Oder findet Ihr Ausreden („Also im Restraurant ist es aber tabu“ „Ich nutz es immer nur um mal eben zu gucken“ „Dafür guck ich kein TV“ …)? Habt Ihr Angst vor dem Tag, an dem die letzte Generation, die ein Leben ohne Smartphone noch kennt, ausgestorben ist? 

Eine Antwort auf „3 Monate ohne Smartphone Stress – was hat sich verändert?“

Wow, ich finde das einfach mega inspirierend! Und bewundere Dich für Deine Konsequenz und Dein Zu-Dir-Halten. Mal sehen ob ich davon auch was für mich umsetzen kann… denn ich will zwar selbstständig arbeiten, aber gerne ohne das „ständig “ :-) Liebe Grüße und Danke für Deinen so wertvollen Blog!

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