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Gedanken

Die Macht der Worte

Welche Ursachen und Folgen haben völlig alltägliche unbedachte Worte auf uns?

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Worte beeinflussen unser gesamtes Leben – wie wir denken, fühlen und handeln. Sie hinterlassen positive wie negative Spuren.

Sie sind so stark, dass es nicht viel braucht, um sowohl tiefe Gefühle des Glücks, als auch der Trauer oder Verzweiflung hervorzurufen. Ich möchte mich in diesem Artikel auf die Ursachen abwertender Worte, sowie die möglichen, negativen Folgen unbedachter Worte, fokussieren.


Was ich über andere denke, ist eine Offenbarung

Ich habe über Menschen gelästert, sie beleidigt, in Schubladen gesteckt, sie verurteilt, mich über sie lustig gemacht, sie in Gegenwart anderer klein geredet, über sie geschimpft und sogar für meine Zwecke manipuliert. Und sicherlich tue ich einiges davon auch weiterhin noch viel zu oft.

Jeder Mensch manipuliert (bereits schmollen, bockig werden oder in einem Streitgespräch nicht mehr zu reden ist eine Form der Manipulation), jeder Mensch (ver-/be)urteilt (man denke alleine an Themen wie Gewalt, Rassismus, Sexismus), jeder Mensch verletzt (wenn auch unbewusst).

Das, was ich über andere denke, sagt IMMER etwas über mich aus, häufig sogar viel mehr, als über die betroffene Person. Nicht nur das, was ich über mich denke, wird damit (häufig) offenbart, sondern auch wie ich die Welt sehe, in welchen Mustern ich denke oder mit welchen Vorurteilen ich lebe.

Ich glaube, es ist zutiefst menschlich, mit dem Blick von den eigenen Unzulänglichkeiten immer wieder ins Außen zu wandern, um etwas zu finden, dass uns davon ablenkt oder auch, um uns insgesamt durch die Abwertung vermeintlich „besser“ zu fühlen. Tatsächlich fällt es uns meist sogar leichter, andere zu beurteilen, als uns selbst.

Wie ich handle und was ich über andere Menschen denke, ist die Basis dafür, die Ursachen der abwertenden Worte anderer sehen zu können. Denn so verstehe ich, dass die Worte anderer viel mehr über sie, als über mich aussagen und kann versuchen, die individuellen Ursachen zu ergründen.

Außerdem hilft es mir dabei, mein eigenes Verhalten zu reflektieren und Menschen weniger häufig zu be- oder verurteilen. Sich bei diesem Thema zuerst an die eigene Nase zu fassen, bevor man mit dem Finger auf andere Menschen zeigt, ist aus meiner Sicht der wichtigste Schritt.


Gibt es böse Menschen?

Sicherlich gibt es böse Menschen, aber meiner Meinung nach wird niemand böse geboren. Einer der Menschen, der mich mit Worten am meisten verletzt hat, ist meine Oma. Andere sagen über sie oft, sie sei „von Grund auf böse“. Meiner persönlichen Ansicht nach, gibt es allerdings keine von Grund auf bösen Menschen.

Ich bin überzeugt davon, dass alle unsere Verhaltensweisen (mindestens) eine Ursache haben. Oft können wir sie ausmachen, manchmal bleibt sie uns aber auch im Verborgenen. Ich für mich habe die Erfahrung gemacht, dass das Verhalten anderer Menschen für mich nachvollziehbar wird, wenn ich versuche hinter die Fassade zu blicken. Nachzuvollziehen und zu verstehen, bedeutet NICHT gutzuheißen. Mir persönlich aber hilft das Verstehen dabei, mehr Frieden mit dem zu schließen, was mich in der Vergangenheit zutiefst verletzt hat.


Welche Macht Worte über mich haben

Platt und philosophisch-klug kann ich jetzt natürlich sagen: „Sie haben die Macht, die ich ihnen gebe.“. Wenn ich aber bedenke, dass ich viele dieser Worte gehört habe, noch bevor ich mein 18. Lebensjahr erreicht hatte oder mir ihrer Auswirkungen bewusst war, ist das totaler Quatsch.

Ganz besonders die Worte, die wir als Kinder und Jugendliche zu hören bekommen, prägen uns enorm. Häufig haben wir gar keine andere Wahl, als sie (erstmal) für wahr zu halten. Nicht selten kommen die Worte aus dem direkten Umfeld, von Menschen die uns lieben und die uns gar nichts Böses wollen.


Prägende Worte meiner Kindheit

Gerade Kinder wurden und werden mit vermeintlich harmlosen Worten regelrecht zugeschüttet. Wir Erwachsenen sind uns der Konsequenzen selten bewusst und wissen es einfach nicht besser. Kaum ein Elternteil möchte sein Kind absichtlich verletzen.

Insbesondere die Worte, die wir in unserer Kindheit hören, haben große Auswirkungen darauf, wie wir uns entwickeln und wie wir mit uns und anderen Menschen umgehen.

Mir ist wichtig zu betonen, dass keiner dieser klassischen Sätze jemals wirklich böse gemeint war. Ich habe sie als Kind auch nie so empfunden. Ich führe sie vor allem auf, um ihre potentielle Macht zu verdeutlichen und nicht, weil sie mich nachhaltig negativ geprägt hätten.

Einer der ersten Sätze, die mir einfielen, stammt aus einem Gute-Nacht Lied: „Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt.“ Mit wenigen Jahren fragte ich mich (und dann auch meine Mama): was ist, wenn Gott nicht will, dass ich geweckt werde? Ich hatte und habe oft Angst, morgens nicht mehr aufzuwachen. Dass diese Angst einzig und allein mit diesem Satz zusammen hängt, wage ich zu bezweifeln. Aber er hat etwas in mir bewirkt.

„Kinder die was wollen, kriegen was auf die Bollen!“ wie oft ich diesen Satz gehört habe. Meine (Groß)Eltern sagten das immer ganz scherzhaft, wenn ich irgendwas mit „Ich will…“ sagte, woraufhin ich lachend die Augen verdrehte und „Oaaah, OPAAA/PAPAAA!“ sagte. Speziell von meinen Großeltern wurde ich doch ziemlich verwöhnt und bekam Großeltern-typisch so ziemlich alles, was ich wollte.

Und dennoch: Bis heute habe ich Probleme damit, mir zu erlauben, etwas zu wollen und auch damit, meine Wünsche zu äußern. Innerlich begleitet mich ein Gefühl von ängstlicher Unsicherheit, wenn ich etwas will und das artikuliere. Umgekehrt freue ich mich wie ein kleines Kind, wenn mir jemand „die Erlaubnis erteilt“, etwas wollen zu dürfen. Ich kann das nur ganz schwer erklären. Auch hier der Hinweis: ich möchte nicht sagen, dass dieser Satz zwingend schlimm ist, sondern die (möglichen) Zusammenhänge & Konsequenzen zeigen.

„Du redest wie ein Wasserfall/wie Gisela Schlüter. Kannst du nicht wenigstens mal morgens den Sabbel halten?“ Als Kind habe ich es geliebt zu reden. Natürlich besonders morgens, wenn ich schon ewig wach war, während meine (Groß)Eltern gerade erst aus dem Bett kamen ;-) Ich habe wirklich geredet wie ein Wasserfall. Manchmal ohne Punkt und Komma. Ich erinnere mich an die ein oder andere Situation, in der ich enttäuscht war und mich „nicht richtig“ fühlte, wenn meine (Groß)Eltern mich unterbrachen und darum baten, erst mal nicht so viel zu reden.

Das „viele“ Reden habe ich mir irgendwann abgewöhnt. Auch weil ich bis heute immer wieder erlebe, dass mir nicht richtig zugehört wird. Wenn ich jemandem etwas erzähle, besonders wenn es etwas ist, das mich begeistert, habe ich oft das Gefühl, schnell zum Punkt kommen zu müssen, oder gar zu nerven. Beim Sprechen werde ich deshalb schnell unsicher, wenn ich auch nur einen Hauch von Irritation/negativen Gefühlen im Blick meines Gegenübers vermute. Deshalb kann bzw. möchte ich sowohl meine Gedanken, als auch meine Gefühle, am aller liebsten und „besten“ schriftlich äußern.

In der Psychologie spricht man bei Sätzen wie den oben genannten übrigens von „Skriptbotschaften„. Sie sind weit verbreitet und können unser Denken und Handeln, nicht nur in der Kindheit, massiv beeinflussen. Weitere Beispiele für solche Botschaften: „Immer musst du mich stören“, „Nicht weinen!“, „Das kannst du sowieso nicht“, „Dafür bist du zu klein“, „Das macht man nicht“, „Komm ich mach das für dich“, „Rosa ist was für Mädchen.“.


Prägende Worte Jugend bis heute

„Hast du wieder zugenommen?“ war DER Satz meiner Jugend. Meine gesamte Familie sprach mich bei (gefühlt) jedem Treffen und jeder „passenden Gelegenheit“ auf mein Gewicht an. Das Verrückte dabei: zu dieser Zeit war ich dünn. Sätze wie dieser oder auch „Du musst langsam mal ein bisschen aufpassen, nachher kriegst du einen dicken Hintern“ riefen in mir bereits früh eine enorme Unsicherheit hervor.

Ich fühlte mich damals SO dick, dass ich regelmäßig versuchte, meinen „dicken Bauch“ mit meinen Händen zu verstecken, tiefe Rucksäcke trug, die meinen Po verdecken sollten und am Strand in die Bredouille kam, weil ich Po und Bauch nicht gleichzeitig verdecken konnte. All diese Verhaltensweisen seht ihr auf den Fotos.

An das unwohle Gefühl in Bezug auf meinen Körper erinnere ich mich, als wäre es gestern. Ich war so überzeugt davon, viel zu dick zu sein, dass mich mein falsches Selbstbild von damals heute schockiert.

Aber auch als Erwachsene waren mein Körper und mein Aussehen eines der „Top Themen“ in meiner Familie. Ich erinnere mich an einen Auftritt mit meinem Opa, bei dem ich eine neue Hose trug, die etwas heller war. Ich bemerkte den „angewiderten“ Blick meines Opas, der kurz darauf fragte: „Hast du zugenommen?“ woraufhin ich „Nein“ entgegnete. Er fuhr fort „Dann zieh diese Hose lieber nicht mehr an. Das sieht nicht schön aus. Die macht dir so einen dicken Hintern. So zieht man sich als Frau nicht an.“.

Eine meiner Omas kommentierte mein Aussehen im Gesamten negativ. Ich konnte es ihr nie recht machen und war grundsätzlich zu dick, mit unvorteilhafter Kleidung („Ich habe zum Opa noch gesagt: mein Gott, was ist die Sandra abartig fett geworden. Aber jetzt sehe ich, dass ist dieses fürchterliche Kleid. Da hast du SO EINE KISTE drin, Sandra.“), unvorteilhaften Haaren + Haarfarbe („Du siehst aus wie ein Penner!“) und zu wenig oder falscher Schminke („So siehst du krank aus“).

Die Folge all dieser und vieler weiterer unbedachter Äußerungen (auch zu meinem großen Busen, meinem Kleidungsstil, meinen Frisuren usw.) war, dass ich mich in der Gegenwart meiner Familie unwohl fühlte und alles versuchte, um den Äußerungen zu entgehen. Ich versuchte so viel meines Körpers zu kaschieren, wie nur irgendwie möglich und das Thema Gewicht zu umschiffen oder zu ignorieren.

Heute habe ich manchmal noch Angst, wenn ich Personen längere Zeit nicht gesehen habe, dass jemand auch nur denken könnte, ich hätte zugenommen.

Meiner Familie waren (bzw. bezogen auf meine Großeltern SIND) die Auswirkungen dieser Sätze nicht bewusst und ich selbst konnte es damals auch nicht benennen. Zwar verletzte und verunsicherte es mich, jedes Mal auf mein Gewicht oder mein Äußeres angesprochen zu werden, gesagt habe ich dennoch nichts.

Ähnlich prägend, wenn auch nicht so verletzend, waren für mich Sätze in Bezug auf meine Arbeit. Lange Zeit wurde das, was heute meine Selbstständigkeit trägt, aber schon seit 2013 in Teilzeit von mir ausgeübt wurde, wortwörtlich belächelt.

Ich hörte immer wieder, was für ein laues Leben ich hätte (in „Wo hast DU denn Stress?“ schrieb ich 2014 ein wenig dazu). „Produkte umsonst bekommen ist doch super als Schülerin. Und wann arbeitest du mal was Richtiges?“. Meine Arbeit war anfänglich nicht greifbar für mein Umfeld, weil sie sich nicht in klassische Schubladen einordnen lässt. Ich bin kein „selbst und ständig“-Mensch, was für manche = faul und „nicht richtig arbeitend“ ist.

Genau dieses „Mindset“ habe ich oft mit eben solchen Sätzen zu spüren bekommen und ein Stück weit verinnerlicht. So sehr, dass ich manchmal selbst das Gefühl habe, meine Arbeit sei weniger wertvoll, weil ich nicht hart körperlich arbeite oder keine offizielle Ausbildung in meinen Bereichen absolviert habe.

Ein Satz, der mich in Bezug auf die Beurteilung meiner Arbeit sehr verletzt hat und bei dem meine Familie die Verletzung bzw. das Gewicht, das ich diesem Satz beimesse (der meinem Bruder gegenüber von einer anderen Person geäußert wurde), nicht nachvollziehen kann, war: „Das ist typisch Sandra, aus Scheiße Geld machen.“ (bezogen auf die Veröffentlichung meines ersten Buchs „100 Tage Selbstfindung*“ 2018).

Mein Bruder erzählte mir lustig erheitert davon, dass er die Aussage witzig und so passend fand. Als er bemerkte, dass ich diese Meinung nicht teilte, sagte er „Das ist nicht so gemeint gewesen, du kennst das doch. Das war lustig gemeint. Weil aus der Sicht anderer ist das was du machst ja auch anders, das macht ja nicht jeder. Aber die finden das ja alle cool. Das sagt ja auch, dass du voll kreativ bist und andere nicht auf so Ideen kämen.“

Als ich mit meiner Mama darüber sprach und das Thema später erneut aufkam sagte sie: „Och Sandra. Nimm dir das doch jetzt nicht so zu Herzen, Mensch. Das war doch nicht so gemeint. Du weißt doch, wie manche Menschen sind.“ Es ist völlig okay und richtig, sich sowas zu Herzen zu nehmen. Das Wort „Scheiße“ ist grundsätzlich negativ konnotiert und es ist egal, wie jemand etwas gemeint hat. Dieser Satz trifft mich und wertet meine Arbeit ab.

„Das ist doch lustig/nicht so gemeint“ zeigt, wie wichtig es ist, sich über die Macht unserer Worte bewusst zu werden. Auch Worte, die nicht so gemeint sind oder lustig sind, können andere Menschen verletzen oder gar diskriminieren. Das vergesse ich auch oft.

Sicherlich ist es im Sinne von „Mir geht es schlecht, du bist schuld“, nicht sinnvoll anderen in diesem Kontext die alleinige Schuld zuzuweisen. Die eigenen positiven Empfindungen zu Worten sollten allerdings grundsätzlich nicht der Maßstab für das Bewerten von individuell empfundener Verletzung/Diskriminierung sein (auch das vergesse ich selbst noch viel zu oft).

Grenzen setzen

In den letzten zwei Jahren habe ich, nicht zuletzt mit Hilfe der Problematik mit meiner Oma (hier, hier, hier, hier und hier nachzulesen), gelernt, öfter hinter die Fassade blicken zu können und die „Ich-Botschaften“ hinter vielen Aussagen sehen zu können. Das war wichtig.

Beispiele Ich-Botschaften

“Typisch Sandra, aus Scheiße Geld machen” -> beispielsweise “Ich würde auch gern so arbeiten können wie Sandra.” oder vielleicht auch “Ich kann nicht nachvollziehen, dass Menschen für sowas Geld ausgeben.” oder “Ich finde es faszinierend/unglaublich/seltsam/…, dass jemand auf diese Art und Weise Geld verdienen kann.
“Wann arbeitest du mal was Richtiges?” -> beispielsweise “Ich habe eine bestimmte Vorstellung davon, wie Arbeit auszusehen hat, die dieser Job aber nicht erfüllt.” oder “Ich habe gelernt, dass richtige Arbeit so und so abläuft. Ich arbeite so viel, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass diese Arbeit einen richtig fordert/finanzieren kann/…“.
“Hast du wieder zugenommen” -> beispielsweise “Ich mache mir Sorgen um sie.” oder “Ich lege großen Wert darauf, dass alle Menschen dünn sind.” oder “Ich finde dicke Menschen nicht schön.
“Du redest wie ein Wasserfall” -> beispielsweise “Ich kann/will gerade nicht zuhören.” oder “Ich will meine Ruhe.

Es ist harte Arbeit, mir bewusst zu machen, dass die Aussagen, die Menschen tätigen, mir vor allem etwas über sie mitteilen und weniger mit mir zu tun haben. Gleichzeitig merke ich aber auch, dass ich Worte dadurch weniger persönlich nehme und sie an Macht verlieren.

Noch wichtiger ist für mich aber , klare Grenzen zu ziehen und zu mir zu stehen. Meine Oma hat mir in 34 Jahren meines Lebens kein einziges mal „Ich liebe dich“ oder „Hab dich lieb“ sagen können. Dafür wurde sie nicht müde, mir klar zu machen, wie wenig sie von mir hält und wie unangenehm sie mein Aussehen findet.

Ich kann ihren Schmerz, die Überforderung und auch die Herkunft ihres Verhaltens sehen, wollte irgendwann aber nicht länger akzeptieren, wie sie mit mir umgeht. Nachdem ich ihr klar gemacht habe, dass sie so nicht mit mir umgehen darf und sie keinerlei Einsicht zeigte, habe ich deshalb den Kontakt abgebrochen. Eine Entscheidung, die aus heutiger Sicht längst überfällig war, die für mich aber schwer zu treffen war, da meine gesamte Familie weiterhin Kontakt zu ihr hat und ihr Verhalten akzeptiert.

Eigene unbewusste Worte (und ihre Macht)

Eigentlich wollte ich diesen Artikel schon beenden, aber dann fiel mir die Macht meiner eigenen Worte ein. Nicht nur in Bezug auf das, was ich zu anderen sage, sondern auch in Bezug auf das, was ich mir selbst sage.

Meine Kommunikation (und die der meisten anderen Menschen) ist oft gewaltvoll. Wer sich ein bisschen mit gewaltfreier Kommunikation* beschäftigt hat, wird diese Beobachtung auch gemacht haben. Wir schieben anderen die Schuld zu, manipulieren, bewerten, verurteilen und grenzen mit Worten aus.

In meinem alltäglichen Sprachgebrauch gibt es viele Abwertungen, gerade auch mir selbst gegenüber. „Wie dumm bist du eigentlich Sandra?“ ist nur eine von vielen vermeintlich harmlosen, automatischen „Floskeln“, die mir, mal mehr und mal weniger unbewusst, durch den Kopf huschen. Ich bewerte, verurteile und verletze mich andauernd unbewusst selbst mit meinen Gedanken.

Auch in der alltäglichen Kommunikation mit anderen benutze ich oft unbewusst Worte, die verletzend und/oder diskriminierend sein können bzw. sind. Ein schlimmer Klassiker, auf den meine Mama mich früher oft und zu Recht hingewiesen hat, ist die Nutzung von Worten wie „Behindert„Mongo“ oder „Spasti“, als vermeintlich „lustige“ Beleidigung. Warum solche Worte für andere massiv verletzend und entsprechend völlig unangebracht sind, erklärt „Leidmedien.de“ und bringt auch dieses Video auf den Punkt.

Insgesamt habe ich das Gefühl, dass die deutsche Sprache gerade in einem besonderen Wandel ist. Immer häufiger wird auf die Macht der Worte, sowie ihre Auswirkungen hingewiesen. Sprache wird zumindest teilweise diverser, inklusiver und gewaltloser. Das ist für uns Gewohnheitstiere noch ungewohnt, befremdlich und für manche regelrecht „lästig und albern“. Das sollte allerdings kein Grund sein, sich dagegen zu wehren, dass Sprache andere Menschen nicht mehr verletzen und diskriminieren kann.

Mir wird durch die Auseinandersetzung mit der Macht unserer Worte bewusster, was ich oben bereits schrieb: Meine Empfindungen zu Worten sind kein passender Maßstab für das Bewerten von individuell empfundener Verletzung/Diskriminierung. Auch Worte, die ich nicht so meine, die für mich eine andere „Bedeutung“ haben oder die ich lustig finde, können andere Menschen verletzen oder gar diskriminieren.

Abschließend glaube ich, dass wir alle noch viel zu lernen haben und gut daran tun, unsere eigenen Sprachgewohnheiten zu beobachten und zu hinterfragen. Auf mich trifft das auf jeden Fall zu und mein Artikel lässt die Gedanken in meinem Kopf umherschwirren. Es gibt SO VIEL zu diesem Thema zu sagen (z.B. das Schweigen als Teil gewaltvoller, verletzender Kommunikation oder die Macht der Worte in Form von Fake News ). Bei neun Minuten Lesezeit muss (auch so ein Wort ;-) ) sollte man dann, zumindest vorerst, einen Punkt machen.

Ich habe mich mit meinem Artikel jedenfalls auch selbst dazu motiviert, mir die Macht meiner Worte künftig bewusst(er) zu machen und in meinem Alltag mehr darauf zu achten, wie ich Sprache gebrauche und welche Auswirkungen das für mich und meine Mitmenschen hat.

Danke an alle, die den Artikel aufmerksam und interessiert bis zum letzten Wort gelesen haben :-)

Bücher rund um das Thema:

2 Antworten auf „Die Macht der Worte“

Liebe Sandra,
danke für diese, deine Geschichte und deinen Mut ! Ich verstehe jedes Wort und sehr viel davon könnte von mir stammen. Ich hoffe, dass viele deine Beschreibung lesen und sich Gedanken darüber machen.
Mit Wahrscheinlichkeit bin ich einiges Älter als du und habe leider erst vor ca. 15 Jahren „wirklich“ gecheckt, welche Einflüsse die Menschen in meiner Vergangenheit auf mich hatten und haben. Ich bin deiner Meinung, dass die wenigsten Menschen mutwillig andere Personen verletzen. Besonders die eigene Familie. Kinder werden immer unschuldig geboren und werden dann durch die Personen in seinem Umfeld geprägt. Das wenigste steckt in unseren Genen, sondern ist schlichtweg erlernt. Es ist ein großer Schritt dies zu erkennen und es beginnt die Möglichkeit das >innere Kind< langsam zu heilen. Ja, das "innere Kind" ist seit ein paar Jahren ganz aktuell, aber es beschreibt für mich eigentlich das, auf was es ankommt. Nicht nur aus der Kindheit.
Ich bin durch Zufall auf deine Seite gestossen. Wenn es Zufälle gibt ;).
Ich interessiere mich für Aromatherapie und alles was damit zu tun hat. Hole mir immer wieder neue Anregungen aus dem Netz. Meine Sammlung ist langsam schon fast zu umfangreich :). Aber zurück zu deinem Block – ich speicher mir ihn unter meinen Lesezeichen als einen meiner Favoriten.
Ich wünsche dir alles Gute !

Liebe Grüße
Karin

Ich fühle mich sehr verbunden in der Art und Weise, was dir passiert ist und wie du (darüber) denkst. Es fühlt sich so gut an, Gedanken zu lesen, die man selber kaum in Worte niederzuschreiben im Stande ist. Dankeschön.

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