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Kolumne

Entzückblick 2020

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Rückblicke haben immer etwas Wehmütiges. Viel zu oft konzentrieren wir uns nur auf das, was wirklich scheiße war. Denn gerade diese Momente bleiben uns im Kopf. Ich fand die typisch-wehmütigen Rückblicke schon immer doof. Überhaupt finde ich es seltsam, dass jedes Jahr so getan wird, als würde man mit dem Jahreswechsel in eine neue Welt rutschen. Als könne man genau dann die Weltherrschaft an sich reißen.

Statt mit Kloß im Hals auf all das Furchtbare zurück zu blicken, sollten wir uns Zeit nehmen, für die schönen Erlebnisse. Für all das, was uns in diesem Jahr entzückt hat. Sich das Positive noch einmal vor Augen zu führen kann nie verkehrt sein. Im Gegenteil. Es ist sogar wunderschön, voller Entzückung Revue passieren zu lassen.

Meine Entzückblicke der letzten Jahre findet ihr hier


So lautet seit 2015 die Einleitung meines „Entzückblicks“. Ich liebe es, sämtliche Situationen in meinem Leben aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und mich nicht nur auf das Negative, sondern vor allem auf das Positive zu konzentrieren. 2020 war für mich allerdings eines der schwersten Jahre überhaupt. Es fällt mir schwer bzw. fühlt es sich sogar falsch an, dieses Jahr voller Entzückung Revue passieren zu lassen und die unangenehmen Seiten außer Acht zu lassen.

Deshalb habe ich mich dazu entschieden, in diesem Jahr auch den weniger „entzückenden Momenten“ Raum zu geben. Dafür aber mit einer wichtigen Bedingung: ich möchte mir aus den schwierigen Momenten etwas Positives vor Augen führen und hier mit auf den Weg geben. Ich habe aus den letzten Jahren gelernt, dass selbst der Tod mich positiv beeinflussen kann. Also, los ;-)


Lieblings-Gedöns in 2020:

Lieblingssong: Solange du dich bewegst
Lieblingsbuch: Ich sehe den Himmel*“ und „Erziehung prägt Gesinnung*“
Lieblingsfilm:
Abgeschnitten*“
Lieblingsdoku:
Planet Erde: Eine Erde, viele Welten*“
Lieblingsvideo:
A Short Story Of Moria
Lieblingsartikel:
Mir geht es schlecht, du bist schuld!
Lieblingsrezept:
Meine „gesunden“ Schnitzel und die Eier Benedict Varianten
Lieblingsbegegnung: im Schwimmbad, siehe unten unter „Freundschaft“
Lieblingsausflug: unsere Wanderung durchs Hohe Venn
Lieblingsspiel: Dead by Daylight
Lieblingsbeschäftigung: mit Marius wandern, schwimmen und mit Mama im Wald räuchern
Lieblingsproduktentdeckung: die Sorion Creme*, weil sie mega hilft und das alkoholfreie Weinpaket*, weil es schmeckt!
Lieblingsgefühl: Geborgenheit
Lieblingserkenntnis: Ich bin MIR genug
Lieblingsbild:


2020 nach Bayern? – ein müdes Lächeln!

Meinen Entzückblick 2019 beendete ich mit den Worten: „Vor ein paar Jahren habe ich gesagt: “2020 ziehen wir nach Bayern, das ist unser Ziel.” Ich bin gespannt, ob das Leben diesem Ziel schon jetzt zustimmen möchte“. Nein, das möchte das Leben offenbar nicht. In einem Wutanfall habe ich mein Bayern-Visions-Bild inkl. meines Visionboards in diesem Jahr von der Wand gerissen und zerknüddelt … ein schlechtes Omen? Der Drops war da allerdings eh schon gelutscht.

Wir wohnen immer noch in Wuppertal. Das hat gleich mehrere, schwerwiegende Ursachen, die das Jahr geprägt haben. Eine dieser Ursachen ist sicherlich auch die aus der Corona-Krise resultierende schlechte, wirtschaftliche Lage gewesen. In einer solchen Zeit ein Haus zu kaufen kam für uns, als Sicherheits-Liebende-Menschen, nicht in Frage. Fernab dessen ist unser Umzugs-Ziel gefühlt meilenweit abgedriftet. Das tut weh. Insbesondere, wo wir 2019 irgendwie schon so weit waren. Aber es bleibt uns nichts, als es so hinzunehmen.

Was ich Positives daran sehen kann:

Mit etwas Abstand und meinem Herz dick in schützende Watte gepackt kann ich sehen und sagen: es gibt eine schwere Krankheit in meiner engsten Familie. Wäre ich in Bayern gewesen, hätte ich nicht „einfach mal so“ da sein können. Außerdem wäre der nun Folgende Punkt mir verwehrt geblieben und das wäre mehr als jammerschade gewesen.


Freundschaft

2019 schrieb ich in einem Artikel über Freundschaft: Ich vermisse für mich noch eine (nach meiner Definition) „Verbündete”. Aber ich habe schon das Gefühl, dass in Sachen Freundschaft, jetzt wo ich ich bin, noch mehr möglich ist.

In der 1. und 2. Rauhnacht zog ich 2019 für Januar und Februar jeweils die Karte „Zwei der Kelche“ und entschied mich für den „Lapislazuli“ bzw. „Granat“ als Edelstein. Symbole die u.a. für Freundschaft stehen. Es ist verrückt, dass „sowas“ ausgerechnet in einem Jahr wie diesem passiert ist, aber: Es fällt einem zu, was fällig ist. ?

Ende Januar schrieb mir eine „Followerin“ über Instagram: „Da ist Wuppertal wohl doch nicht so riesig, kaum verlasse ich meine ruhige Sicherheitszone hier am Rande, schwups…treffe ich auf dich (…)„. Übrigens im Schwimmbad.

Wir haben uns von diesem Tag an beinah täglich unterhalten, sind kurze Zeit später auch ein paar Mal gemeinsam schwimmen gewesen. Zumindest solange, bis Corona in Deutschland angekommen war (Spoiler: es hat nicht mehr sehr lange gedauert ?).

Ich habe mich seit dem oft ein bisschen so gefühlt, als wäre ich frisch verliebt. Nur eben auf platonische Art und Weise. Es hat SOFORT zwischen uns gepasst und ist so tief und „gleich“, dass es uns nicht selten unheimlich war bzw. sogar noch ist. Was ich schon jetzt sagen kann: Sie kennengelernt zu haben, ist mit die größte Bereicherung in diesem Jahr gewesen. Eine so weitreichende Bereicherung, dass mir der bloße Gedanke daran kitschige Glückstränen in die Augen treibt und ich mir sehr wünsche, dass diese Bereicherung bestehen bleibt. ?


Corona, Licht & Schatten

Anfang Februar dachte ich noch „Naja, China ist weit weg. Das betrifft uns nicht.“. Aber dann kam alles anders. Mit dem ersten Corona-Lockdown erlebte ich eines der schönsten Osterfeste als Erwachsene. Obwohl ich meine Familie nicht umarmen konnte und wir nicht gemeinsam feierten. Meine Mama hatte sich eine „Schnitzeljagd“ für uns „Kinder“ ausgedacht. Das war großartig!

Anfänglich habe ich meine Familie so oft virtuell gesehen, wie sonst (zumindest gefühlt) das gesamte Jahr über nicht (hier habe ich mehr dazu geschrieben). Überhaupt wurden die Treffen (virtuell wie offline) intensiver und weniger oberflächlich. Das gefällt mir sehr.

In Bezug auf meine persönlichen Erkenntnisse war bzw. ist Corona sehr hilfreich. Ich habe mich großartig damit gefühlt, dass so viele gesellschaftlich „normale Dinge“ weggefallen sind. Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, volle Städte – all das gab es (außer die vollen Städte vor Weihnachten) nicht mehr, so dass ich mich auch nicht damit auseinandersetzen musste, wenn mein „Nein“ jemanden kränkt oder ich mich mit einem „Ja“ in eine Situation zwänge, in der ich mich furchtbar unwohl fühle.

Die Leute halten beim Einkaufen ENDLICH (meistens) den Abstand, den ich mir schon immer gewünscht habe. Ich hörte das gesamte Jahr kein einziges Mal ein vorwurfsvolles „Wir müssen uns aber auch endlich mal wieder treffen“ (hier schreibe ich mehr zu dem „HACH“ und „ACH“ in Bezug auf Corona).

Aber Corona hat auch für mich/uns Schattenseiten. Das was wir lieben (nämlich die Natur) können wir aktuell nicht mehr genießen. Die Wälder sind voll mit Menschen, die die Natur gerade für sich entdeckt haben (indem sie mit ihren Autos alles zuparken, ihren Müll liegen lassen und alles zertrampeln …). Das finde ich gruselig.

Schwierig finde ich auch die Spaltung unserer Gesellschaft. Viele Menschen haben existenzielle Angst, manche fühlen sich in ihren Freiheiten beschränkt oder gar von „ganz oben bedroht“. Dazu kommen andere Menschen, die die Regeln nicht oder nur teilweise einhalten und damit wiederum alle anderen gefährden. Die Welt ist gerade ein brodelnder Wut-Kessel.

Die nicht einheitliche Linie und viele absolut unnachvollziehbare Regelungen der Politik tun ihr übriges. Ich glaube nicht daran, dass 2021 ein normales Jahr wird. Im Gegenteil wird uns Corona mit sehr großer Sicherheit das gesamte Jahr über begleiten. Das wird schwierig. Vor allem für die, die weiterhin den Ernst der Lage nicht sehen (wollen/können).


Weltschmerz

2020 war das Jahr, in dem ich den größten Weltschmerz spürte. Es gab und gibt so viele Situationen, in denen ich fassungslos darüber bin, wie Menschen agieren und wie egal ihnen andere Lebewesen (Mensch wie Tier) sind.

Erst kürzlich war ich völlig sprachlos über den aktuellen „Feuerwerks-Tourismus“ der Deutschen nach Polen und Frankreich. Die reisen in die Nachbarländer, weil dort der Feuerwerksverkauf erlaubt ist und sie sich die Freiheit der „Silvester-Böllerei“ nicht nehmen lassen wollen. Ich habe dafür gar keine Worte, die ich hier auf dem Blog frei äußern könnte. Es macht mich einfach nur sprachlos, fassungslos, wütend und traurig.

Aber auch der weiter aufkeimende Links- und Rechtsextremismus, der ignorante & egoistische Umgang mit Umwelt, Natur & Tieren, wie egal vielen die Zustände in Moria und anderen Flüchtlingslagern sind, wie die Menschen immer mehr auf andere Menschen scheißen. Das erzeugt in mir einen großen Weltschmerz.

Man kann sich noch so sehr aus den Medien zurück ziehen und Nachrichten lesen/gucken vermeiden (was ich weitestgehend tue): man sieht und spürt es an allen Ecken.

Für mich hat all das dazu geführt, dass ich mich noch weniger mit Belanglosigkeiten beschäftigen möchte und gerade online versuche, die Menschen weiterhin zu inspirieren. Auch wenn meine Inspiration immer wieder mit einem „erhobenen Zeigefinger“ interpretiert/aufgefasst wird.

Ich stehe dazu: ich halte Menschen tatsächlich für besser, die sich um andere Lebewesen (erneut meine ich: Menschen und Tiere) sorgen und die herrschenden Zustände nicht ignorieren, sondern versuchen dort etwas zu verändern, wo es SOFORT möglich ist: bei sich selbst.


Krankheiten, Verlustängste & Schmerzen

Das Jahr begann quasi mit einem schweren Schlaganfall meiner „Lieblings-Oma“, die fortan halbseitig gelähmt war. Meine Oma sah ich danach wegen Corona, sehr lange Zeit gar nicht mehr. Das war wirklich fies, weil man auf Grund der schwere ihrer Demenz auch nicht telefonieren konnte. Kurze Zeit später verstarb mein Stiefopa (der Mann meiner anderen Oma, zu der ich weiter unten mehr schreibe), von dem wir uns wegen des Besuchsverbobts im Krankenhaus nicht mehr verabschieden konnten.

Ab Mai ging es dann in meinem aller engsten Familienkreis um Leben und Tod. Ich fühlte mich so hilflos wie seit dem Tod meines Vaters nicht mehr.

Zu wissen, dass da jemand mutterseelenalleine im Krankenhaus liegt und man von Außen kaum etwas tun kann, das hat mich, in Kombination mit der markerschütternden Angst um diesen Menschen, wirklich beinah zerrissen.

Ich war so unendlich traurig und hatte so große Angst vor dem Verlust, dass ich teilweise richtige körperliche Schmerzen hatte. Diese Verlustängste sind so enorm. Es hat mir die Luft zum Atmen genommen, mein Herz zerdrückt und puh.

Gleichzeitig hat die schreckliche Diagnose uns wieder näher zusammen gebracht. Ich habe das Gefühl, dass wir die Zeit intensiver nutzen und verbringen. Es gab in jedem Fall das gesamte Jahr über schöne Momente, die wir gemeinsam geteilt haben und zum Ende des Jahres dann auch Hoffnung, dass wir das in den nächsten Jahren so fortführen dürfen.

Die Verbindung mit den Rauhnächten, ist auch bei diesem Thema spannend:

In der 4. Rauhnacht zog ich das Rad des Schicksals („Schicksalshafte Wende, Aufgaben müssen gelöst werden. Großer Wandel steht an.“) und die sechs der Schwerter („Wir können gewinnen, wenn wir unsere Ängste besiegen“), in der 5. Rauhnacht die acht der Münzen („Nichts geht mehr. Vertrauen, dass die Dinge kommen, wie sie für alle am Besten sind. Man kann nichts tun, außer geschehen lassen.“) und eine Buntspecht-Feder (hier mehr zur Symbolik, ich fand in diesem Jahr nämlich andauernd Buntspecht-Federn). In der 6. Rauhnacht zog ich den Prinz der Stäbe („Dem Herzen folgen und dem Leben hingeben“) sowie die Königin der Stäbe („tiefe ggf. schmerzhafte Transformationsprozesse, steht auch für eine starke Frau“) und in der 7. Rauhnacht die fünf der Schwerter („Angst davor, dass sich schmerzliche Erfahrungen wiederholen. Verlustängste, qualvolle Zeit, in der man sich auf positive Gedanken konzentrieren sollte.“).


Kontaktabbruch mit meiner Oma

In meinem „Entzückblick 2019“ habe ich, zu meiner Überraschung, über die besser werdende Beziehung zu meiner Oma und mir geschrieben. Die letzten Jahre habe ich hart daran gearbeitet, sie besser verstehen zu lernen und unsere Beziehung zu verbessern. Darauf war und bin ich sehr stolz. Meine Hoffnung, durch meine veränderte Haltung ihr Gegenüber, etwas verändern zu können war relativ groß.

Leider hat diese Entwicklung in diesem Jahr eine Wende genommen, mit der ich selbst nicht gerechnet hätte. Anfänglich lief es noch gut (zuletzt schrieb ich im Juni diesen Jahres darüber), dann ist die Situation allerdings eskaliert. Seit dem habe ich keinen Kontakt mehr zu meiner Oma.

Ich bin zutiefst verletzt, enttäuscht und regelrecht schockiert von ihrem Verhalten. Davon, dass sie über mich herzieht und Lügen verbreitet. Aber vor allem auch enttäuscht, dass all meine Bemühungen der letzten Jahre, mich ihr zu nähern, Verständnis für sie aufzubringen und das Gute in ihr wahrzunehmen, für unsere Beziehung völlig nutzlos scheinen.

Ich bedauere ein Stück die Zeit, die ich für sie opferte. Zeit, in der sie mich als faul, fett und schlecht gekleidet betitelte. Wie ein Penner würde ich aussehen und stinken. Zeit in der sie mich fragte, wann ich endlich mal richtig arbeite. Immer mein Äußeres schlecht machte und mir erzählte, wie schön und toll mein Bruder doch sei, besonders im Vergleich zu mir. Einmal sprach sie mir sogar ab, jemanden wie Marius verdient zu haben.

Dass ich so naiv war, kostbare Therapiestunden zu opfern, um sie besser zu verstehen und einen Funken Gutes in ihr zu finden. Entgegen all meiner Gefühle und Verletzungen habe ich seit meiner Jugend dafür gekämpft, so zu sein wie sie mich gerne hätte bzw. später dann zum Glück immerhin dafür, von meiner Oma akzeptiert zu werden, so wie ich bin. Und auch mit mir dafür gekämpft, sie so anzunehmen wie sie ist.

Nicht davon auszugehen, dass sie böse ist, sondern ihre Wunden zu sehen und das, was sie für mich als meine Oma besonders macht. Ich habe versucht, an das Gute in ihr zu glauben und es irgendwie freizulegen. Bis zuletzt.

In diesem Jahr hat sie mich allerdings so sehr verletzt und entsetzt, wie niemals zu vor. Irreparabel. Unwiderruflich. Unentschuldbar.

Aber ich bin ihr trotz allem dankbar. Weil ich durch sie wachsen konnte und üben durfte und darf, Grenzen zu setzen, für mich einzustehen und mir treu zu bleiben.

Der Kontaktabbruch fühlt sich für mich, trotz einer Mischung aus Enttäuschung, Wut und Schmerz, auch nach einem halben Jahr wie eine längst überfällige Befreiung an.


AD(H)S

Eine große Rolle spielte in diesem Jahr die AD(H)S Diagnostik und die daraus resultierenden Türen, die sich für mich geöffnet haben. Nachdem im November 2019 eine Folge Domian mein Leben veränderte, bekam ich im August, nach etlichen Arztbesuchen und Tests (hier mehr dazu), die Diagnose: AD(H)S vom vorwiegend unaufmerksamen Erscheinungsbild (Abkürzung in diesem Fall: ADS).

Für mich war das auf der einen Seite eine Erleichterung, weil ich nun ENDLICH weiß, wie ich mir selbst helfen kann. Auf der anderen Seite ist dieser riesige Berg an Problemen da. Ich weiß, wie ich ihn bezwingen kann, aber ich weiß auch, dass ich diese Probleme alle selber lösen muss.

In den letzten Monaten bin ich häufig an meine Grenzen gekommen und fühlte mich hilflos beim Anblick dieses Berges. Kann ich das überhaupt schaffen? Ich hatte die kindlich-naive Hoffnung, dass meine Probleme mit der Diagnose und ein paar Infos recht einfach zu lösen sind. Zu erkennen, dass es so einfach nicht wird, war sehr schwer für mich. Nicht, weil ich keinen Bock auf die Arbeit habe, sondern weil ich weiß, dass ich in einigen Teilen insbesondere Marius Leben mit belaste und ich Angst habe, dass er das irgendwann nicht mehr (er)tragen kann.

Das verschriebene Medikament hilft mir die Grundvoraussetzung zu schaffen, aber die Pläne muss ich selbst schmieden und in die Tat umsetzen. Gerade lerne ich beinah täglich Neues über mich. Neben all den Grenzen, an die ich stoße, sind da nämlich auch zahlreiche neue Möglichkeiten und Wege. Dinge, von denen ich glaubte, sie niemals zu können, werden langsam möglich. Das macht mir große Hoffnung und ist der Teil, der überwiegt. Ich mache Fortschritte und das fühlt sich gut an.


Mein neues Buch

In diesem Jahr, genauer gesagt am 13.12.2020, habe ich mein neues Buch „Mein Rauhnächte Journal*“ veröffentlicht. Für mich war die Veröffentlichung einer der wichtigsten Schritte in Bezug auf meine persönliche Entfaltung. Für Außenstehende mag das gar nicht so sichtbar sein, aber mit jedem Buch veröffentliche ich auch einen Teil von mir.

Mein neues Buch ist für mich ein Symbol dafür, an mich zu glauben und meine Wahrheit zu leben. Meine Veränderungen (hier und hier und hier und hier und hier und hier habe ich in den letzten Jahren vieeel dazu geschrieben :-) ) zu leben, mich nicht für meine Interessen und Überzeugungen zu schämen und (mehr) an meine Stärken zu glauben, ist mir in diesem Jahr oft gut gelungen.

Jedes Jahr zu den Rauhnächten zu reflektieren, hat mir in den letzten vier Jahren auch dabei geholfen, mein Leben auf das auszurichten, was für mich wirklich wichtig und essentiell ist. Mein eigenes Journal zu diesem Thema rauszubringen hat mich viel Mut gekostet und ist für mich gleichzeitig ein Akt der Selbstliebe.

Mir zu vertrauen, dass ich zu diesem Thema etwas sagen und in die Welt bringen „darf“, gerade weil ich das Thema möglicherweise anders angehe, als es klassischerweise üblich ist. Ich habe beim Schreiben des Buchs erstmalig ein ganz tiefes Vertrauen zu mir und meinem Wissen gespürt. Der Prozess des Schreibens hat mir dabei geholfen meine Arbeit im Gesamtem mehr wertzuschätzen.


Ich bin anders und das ist gut so

War ein großes Thema in diesem Jahr. Vor allem in Bezug darauf zu erkennen, dass das gut so ist und ich stolz darauf sein kann und bin. Während ich mich früher als jemand wahr nahm, der nie dazu gehörte und nirgendwo rein passte, fühle ich mich in diesem Jahr im Gesamten deutlich häufiger wertvoll und richtig. Ich fühle mich durch genau diese Andersartigkeit „plötzlich“ (= durch harte Arbeit, die Früchte trägt) besonders.

Nicht zuletzt durch Corona und die Kontaktbeschränkungen habe ich mich in diesem Jahr sehr auf das Wesentliche konzentriert. Es gab fast ausschließlich Kontakt zu den Menschen, die mir WIRKLICH etwas bedeuten und wichtig sind. Die mich so nehmen wie ich bin. Das hat mir unwahrscheinlich gut getan und mich gestärkt.

Zusätzlich habe ich mich viel mit mir selbst auseinander gesetzt. Die Kombination hat dazu geführt, dass ich mich viel häufiger dafür liebe, so zu sein wie ich bin, als mich dafür falsch zu fühlen. So darf es gerne weiter gehen.


15 Wildmäuse

Insgesamt 15 Wildmäuse in Not zogen in diesem Jahr zur Pflege bei uns ein. Dieses Mal waren es zu einem Großteil Mäuschen, die maximal zwei Tage alt waren. Wir haben Tagelang um ihr Leben gekämpft. In der Hochzeit hatten wir acht Mäuse gleichzeitig hier. Man kann sich ausrechnen, wie es dann so um den Schlaf steht, wenn man bedenkt, dass sie spätestens alle zwei Stunden essen brauchen und das Füttern bei den ganz Kleinen durchaus mal 15 bis 30 Minuten pro Baby in Anspruch nimmt :-)

Geschafft haben es letzten Endes sechs Mäuschen, die wir dann gemeinsam ausgewildert haben. Die anderen zu verlieren war wirklich schwer für uns. Auf der anderen Seite ist es wunderbar, wenigstens sechs retten zu können. Ohne uns, hätten sie alle es nicht geschafft.


Bongo

Eine wirklich große Belastung war in diesem Jahr die Situation mit Bongo. Er hat in diesem Jahr nahezu jeden Tag fast ununterbrochen miaut, täglich erbrochen und mehrmals pro Woche so starken Durchfall, dass er teilweise die ganze Wohnung versaut und in jedem Fall den Po abgewischt bekommen muss, weil er sich nicht mehr richtig sauber macht.

Das alles zehrt an unseren Kräften und Nerven. Wir haben verschiedene Tierärzte aufgesucht und Bongo komplett auf den Kopf gestellt – ohne Ergebnis. Allergien, Tumore, FIP/FELV, Morbus Addison, Coronaviren, Bakterien & Parasiten, Bauchspeicheldrüse, Niere, Leber, Dickdarm und Dünndarm -> alles „in Ordnung“.

Wir haben in diesem Jahr sicherlich 2000€ für Behandlungen, Medikamente, Aufbaupräparate und spezielles Futter ausgegeben. Leider absolut vergeblich. Egal was er auch isst oder einnimmt, nach spätestens einigen Tagen ist es dasselbe Bild, aber vor allem dasselbe Geräusch: Miau. Mau. Brr. MAU! Fast 24/7. Es macht einen schier verrückt.

Aber wir tragen die Verantwortung für den alten Opa und lieben ihn. Eben auch dann, wenn er krank ist. Wir haben mittlerweile unser eigenes Set an Mittelchen, die zumindest einige Tage der Woche dafür sorgen, dass er nicht so starke Probleme hat. Im neuen Jahr werden wir einen neuen Versuch starten, um für Bongo und uns vielleicht doch eine Lösung zu finden.


Ein Ratten-Jahr

Ein Jahr sind Bella, Tilly und Pipp bei uns. Ein Jahr voller Bereicherung, voller Wärme, Liebe, Spaß und Lehren. Tilly und Pipp sind in diesem Jahr aufgetaut und haben immer mehr Vertrauen zu uns entwickelt. Bella lebt, entgegen der ärztlichen Prognosen, ein quietschfideles Leben mit ihrer Epilepsie – OHNE Medikamente.

Dass drei Ratten unser Leben mal so bereichern würden, hätte ich niemals für möglich gehalten. Mein Video dazu kam auch in diesem Jahr raus, wer es noch nicht kennt:


Und sonst so?

2020 war wirklich scheiße herausfordernd. Aber auch bereichernd. Ich habe viel ausprobiert (Kalimba* spielen und Twitch zum Beispiel, da finde ich mich aber noch :-) ), viel gelernt, viel geweint, viel gewundert, viel gelacht, viel gezweifelt, viel gewütet, viel geschaffen, viel geliebt, viel gehasst.

Ich habe das Jahr genutzt um, gerade in Bezug auf seine Schattenseiten, mich mit meinen Ängsten auseinander zu setzen und mich ihnen zu einem Teil zu stellen. Insgesamt habe ich mich viel mit Themen wie Krankheit, Tod, Verlustängsten, Abschied, Heilung, Trauer usw. auseinander gesetzt ( zu den Themen Tod/Trauer/Abschied gibt es schon seit letztem Jahr hier eine Ideenliste mit Büchern*), mich mit Kräutern & Pilzen (auch hier meine Ideenliste* und meine Buchempfehlungen zu essbaren Wildkräutern), Räuchern & Ritualen beschäftigt, aber mich auch beruflich weitergebildet.

Zum Ende des Jahres wird es nun ruhig werden. Morgen werde ich die Wintersonnenwende im Wald genießen und mich auf die Rauhnächte vorbereiten. Weihnachten verbringen wir in diesem Jahr zu zweit und Silvester, wie die letzten Jahre schon, ebenfalls. Darauf freue ich mich.

Dieser Artikel ist der Letzte für 2020 und ich verabschiede mich in eine Rauhnächte-Pause. Wir lesen uns am 10.01.2021 in (hoffentlich) alter Frische zu „Immer wieder Sonntags“ wieder.

Vielen Dank auch an euch, für eure Unterstützung, den regen Austausch und die Inspiration, die ich von euch erhalten.

Bis zu unserem Wiederlesen wünsche ich euch eine schöne Zeit!


Eine Antwort auf „Entzückblick 2020“

Danke, liebe Sandra. Danke, für diesen tollen entzückblick. Für dieses weitere Jahr, wo ich in vieler Hinsicht von dir lernen durfte, in dem ich oft lachen, schmulzen und du mich nachdenken angeregt hast. Wir kennen uns nicht persönlich, trotzdem fühle ich mich zu dir verbunden und bin dankbar seit ein paar Jahren, dass ich dich entdeckt habe. Ich wünsche dir ein schöne Zeit, tolle raunächte, ein besinnliches Weihnachtsfest. Ich freue mich im nächsten Jahr wieder von dir zu hören. Liebe Grüße Catharina

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