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Kolumne

Immer wieder Sonntags 173

|Gesehen| weitere Black Mirror Folgen, sonst nix
|Gehört| Phantomschmerzrauf und runter, mag ich sehr, sehr
|Getan| gearbeitet, geschwitzt, geweint, gelacht, gegangen, gemalt, geschrieben, gelesen, geübt, gesprochen
|Gegessen| siehe „Was essen wir heute?
|Gefreut| über Verständnis,  Erkenntnisse und drei Eichelhäher-Federn in sechs Tagen!
|Gelesen| Verdammnis*
|Geärgert| über mich und das reservierte Haus
|Gekauft| Nux Vomica* für Bongo, Euphrasia* für Bongo und mich, ne Knirscherschiene* (ich hab Knierscherschienen früher beim Zahnarzt selbst hergestellt und muss sagen: wenn man es richtig anpasst, sind diese billigen Schienen auf jeden Fall ne Sache mit der man erst mal überraschend gut klar kommt)
|Geliebt| die Federn und Marius
|Geträumt| von einem Zeckenbiss im Kopf
|Geklickt| etliche Häuser
|Geschrieben| über Gesellschaftsspiele für zwei Personen, über die Schwierigkeit Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, neue Antworten zu „Fünf Fragen am fünften Juli“ und einen neuen Essensplan


Begonnen hat die Woche damit, dass wir unsere Suche für ein Haus konkretisiert & ausgebaut haben und in Folge dessen das erste Haus fanden, das uns gefallen könnte. Wir sind bei all solchen Sachen immer sehr vorsichtig, haben erst mal ne Woche recherchiert, gecheckt ob Lage, Umgebung und Infrastruktur für uns in Frage kommen – als ich dann den Makler kontaktiert habe, war das Haus schon weg. Aber, Marius und ich waren uns sofort einig: dann soll es das halt nicht sein. Für uns war diese Greifbarkeit aber auf jeden Fall ein Ansporn, das Ganze jetzt auch wirklich mal anzugehen und intensiver nach einem möglichen Haus in Bayern zu schauen.

Dass ich nach Bayern ziehen möchte, ist ja quasi seit meiner Geburt klar für mich und je älter ich werde, desto weniger kann ich es erwarten. Momentan sind wir beide an einem Punkt, der perfekt ist für den nächsten Schritt. Die Aussicht darauf, möglicherweise sogar noch in diesem Jahr was zu finden, versetzt uns beide in leichte Euphoriestürme.

Interessant finde ich weiterhin die Reaktion anderer (hier hatte ich ja mal über die enttäuschende „Ja aber wer macht dann xyz für mich“ Sache geschrieben, aber ich meine noch eine andere Art der Reaktion). Es kommt so gut wie nie vor, dass jemand sagt: „Wie schön, Bayern ist doch toll!“. Manchmal ist es schon anstrengend bis frustrierend, dass kaum jemand etwas Positives oder zumindest Neutrales sagen möchte. Die typische Reaktion ist: „Bayern? Oh Gott, wieso DAS denn?““ oder „Und dann auch noch in so ein Kaff???“. Gefolgt von einer Litanei an schlechten Eigenschaften.

„Die Infrastruktur ist mies.“ „Bayern sind unfreundlich/arrogant/keine Deutschen/total konservativ“ „Die sind total Eigen.“ „Da brauchst du Ewigkeiten zum Einkaufen.“ „Da gibt es keine Discos.“ „Da kannste nicht mal eben abends einen trinken gehen“ „Zum nächsten Supermarkt/Arzt/… fährst du locker 10 bis 20 Minuten“ „Da haste gar keine Nachbarn die mal helfen können“ „Dieser Dialekt ist furchtbar“ „Da findest du aber keine veganen Restaurants.“ „Als Veganer hast Du da GAAAANZ MIIIESE Karten!“ „Da lästern aber dann alle übereinander.“ „Also für MICH wär das ja nix. Näää, Bayern!“ „Da hast du doch mit niemandem was zu tun“ und  natürlich mein Lieblingssatz „Wuppertal hat SO SCHÖNE Ecken“. Äh ja, stimmt!

Ich persönlich muss sagen, dass ich mit all diesen Vorurteilen und Verallgemeinerungen, in Bezug auf mögliche Charakterzüge der Einwohner von Städten, nichts anfangen kann. Sicher gibt es regionale „Eigenarten“ aber insgesamt hat man (in den meisten Fällen) selbst in der Hand, wie es läuft / was man daraus für sich macht. Lustigerweise waren die meisten, die solche Sachen von Bayern behaupten, noch nie dort (schon gar nicht öfter oder für längere Zeit). Gerade das, oft völlig missverstandene, „granteln“ mag ich sehr (hier zum Beispiel :-) ).

Fernab dessen ist es aber eben genau das, was wir uns vorstellen. Schon jetzt sind unsere liebsten Restaurants, Shopping-Möglichkeiten, Ärzte etc. grundsätzlich außerhalb von Wuppertal. Mit unseren Nachbarn haben und hatten wir nie eingehender zu tun (und finden das auch genau richtig so). Wir ziehen jedes Mini-Dorf einer Stadt vor (ja sogar wenn wir in den Urlaub fahren). Wir fahren nie mit dem Bus / der Schwebebahn, sind nie in Discotheken oder auf typisch überfüllten Wuppertaler Festen usw. Es ist halt nun mal nicht das, was wir uns vom Leben vorstellen und ich find das mehr als legitim. Insgesamt begrüße ich es sogar, dass die meisten das für sich gar nicht schön finden, weil so gesichert ist, dass für uns mehr Ruhe und Platz bleiben :-D

Aber dennoch geht es mir auf den Keks, dass man das so oft schlecht reden muss. Ich sag ja auch nicht: „OH MEIN GOTT, wie kannst du dich in diesem Loch wohlfühlen? Man kann sich echt alles schön reden. Die Wuppertaler sind asozial, die Stadt völlig verarmt, dreckig, marode und überfüllt.“ Weil es eben maximal mein subjektives Empfinden ist. Ist im Grunde dasselbe Thema wie gestern hier. Toleranz und Respekt gegenüber der Meinung, dem Verhalten, den Entscheidungen und Vorlieben anderer Menschen.


Gefreut habe ich mich diese Woche vor allem über die „Zeichen des Himmels“. Ich hab, an ganz unterschiedlichen Orten (einige vermuteten schon einen gerupften Eichelhäher … ), blaue Eichelhäher-Federn gefunden. Meine absolute Lieblingsfeder (neben allen farbigen Federn und Federn von großen Raubvögeln).

Eichelhäher Federn

Die spirituelle Bedeutung (zum Beispiel hier oder hier nachlesen) passt einfach so gut zu dem, was gerade in meinem Leben Thema ist. Über die Verantwortungs-Sache habe ich hier gestern geschrieben. Ich freu mich jedenfalls total und möchte aus all den gesammelten Federn später einen großen Traumfänger basteln (so wie hier, nur in groß).


Ansonsten befinde ich mich auch in dieser Woche in einer Wachstumsschmerz-Phase. Momentan gibt es einige, für mich sehr schmerzhafte, Erkenntnisse. Dinge, die ich nicht wahrhaben will, die aber mit einer solchen Vehemenz vor mir stehen, dass ich sie nicht nicht wahrnehmen kann. Für mich ist das mit vielen Tränen, Unsicherheit und negativen Glaubenssätzen verbunden. Ich fühle mich nicht richtig, nicht genug, in vielen Verbindungen als Belastung oder generell außen vor. Der Aphorismus der Woche oben beschreibt gut, was ich als nächstes lernen / tun will.

Ich hatte ja schon letzte Woche geschrieben, dass es Zeit wird los zu lassen. Aber es ist auch an der Zeit, gewisse Dinge zu zu lassen, da sein zu lassen, statt sie wegdrücken zu wollen. Das fällt mir sehr schwer, weil für mich etwas zu akzeptieren irgendwie auch bedeutet, dass es unveränderlich fest steht. Quasi in Stein gemeißelt. Meist mag ich es nicht, wenn Dinge fest sind und (vorerst) nicht verändert werden können. So auch bei diesen Dingen. Es bereitet mir ängstliches oder trauriges Unbehagen und ich find’s inakzeptabel, dass es offenbar so ist, wie es ist. Gleichzeitig seh ich mich aber auch nicht in der Lage das, was ich nicht annehmen will, zu verändern. Mal sehen, wie lange ich da noch wachse, bevor es heilt.


Diese Woche waren wir nochmal mit Bongo beim Tierarzt. Er wirkt einfach weiterhin so unzufrieden, miaut und schreit viel (gern auch mitten in der Nacht), hat unbändigen Hunger, will immer bei uns sein usw. Um nichts organisches zu verpassen, lassen wir ihn deshalb nochmal durchchecken, aber die Vermutung liegt nah, dass er eine Altersdemenz entwickelt und da insgesamt einfach große Probleme hat. Für seine Übelkeit und die tränenden Augen gab’s die Empfehlung zur Homöopathie. Mal schauen, was sich da ändert und wie wir ihn weiter unterstützen können.


Für diese Woche war es das eigentlich auch an „öffentlichkeitstauglichen Erzählungen“ :-) Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag!

8 Antworten auf „Immer wieder Sonntags 173“

Hallo Sandra.
Wir sind von Hessen nach Bayern gezogen. In ein Kaff. Zwar eher unfreiwillig, aber zurück möchte ich nicht mehr. Ja, der öffentliche Nahverkehr ist eher schlecht, ich bin auf mein Auto angewiesen, aber sonst ist es hier wirklich schön! Ich mag mein Dorf! Und im Supermarkt gibt es auch Produkte für Veganer. Wir wohnen zwar auf dem Dorf, aber nicht hinter dem Mond!?
Die Vorurteile kann ich also nicht bestätigen.
Viel Erfolg bei der Haussuche!
Liebe Grüße Melli

Hey Melli,
danke für deine Wünsche und deinen Kommentar. Im Grunde isses ja nahezu in jedem Kaff so, dass man auf ein Auto angewiesen ist (und im Supermarkt was für Veganer findet :-D ). Wie du schon sagst: Dorf ja, aber nicht hinter dem Mond.
So seh ich das auch :-)

Liebe Grüße zurück!

Liebe Sandra,
ach herrje.. da sind wir Bayern aber sehr viel offener als unser Ruf es anscheinend ist. Wir, mein Partner und ich, besuchen die unterschiedlichsten Orte in Deutschland und kämen nie auf die Idee solche Aussagen über andere Gegenden zu treffen (und wir sind Bayern äh Unterfranken .. du sollst Gott für alles danken, auch für einen Unterfranken ?)
Bayern ist wunderschön, ganz besonders das „tiefste Bayern“. Grundsätzlich gibt es überall schöne und weniger schöne Ecken. Tja Gott sei Dank kann man sich ja seine Ecke aussuchen. :)
In überfüllten und lauten Gegenden fühlen wir uns auch nicht wohl. Wer Ruhe sucht, der ist auf nem Dorf oder ner Kleinstadt sicher gut aufgehoben und findet trotzdem viele Möglichkeiten sich zu entfalten und zu bespaßen, denn meist ist nichts so weit weg dass es unmöglich wird.
Also viel Spaß in Bayern! Und lass die annern doch einfach schmarrn.
Grüß di
Kati

Liebe Katrin,

ich versteh solche Aussagen auch gar nicht (außer die Sache mit Unterfranken ?). Wie du schon sagst: es gibt ÜBERALL schöne und hässlich Ecken, jede Region hat ihre Eigenarten und in jedem Dorf haste Probleme, irgendwo hin zu kommen ohne Auto.
UND! ob die angeblich bayrische „Grummeligkeit“ oder der „deutsche Pessimismus“ -> kommt auch auf’s selbe hinaus.

Grüß di <3

Japp und das wird sich so schnell auch nich ändern. ? Trotzdem machen wir am Wochenende nen Trip in den Osten, nach Weimar, weils schee is.
LG

Das zweite Mal, dass mir heute „Verantwortung für das eigene Leben übernehmen“, über den Weg läuft…Sehr interessant ☺️ Meine Einstellung zum Thema Bayern/Haus kennst du ja- lieber heute als morgen? Obwohl mich die Zeit am Meer ins Grübeln gebracht hat und die Berge einen starke Konkurrenz bekommen haben. Finde ich übrigens sehr gut, dass ihr euch vorher so gut informiert und nicht unvorbereitet Hals über Kopf wegzieht!

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