Kategorien
Gedanken

Wie fühlt man sich als Mensch in einer scheinbar perfekten Welt?

Gestern schrieb ich bei Instagram etwas, über das ich schon seit einigen Wochen nachdachte und mit Freunden, Bekannten und Verwandten sprach. Den „deepen Shit“ muss ich ja immer erst selbst für mich verstehen, verarbeiten und verpacken, bevor ich ihn auf die Menschheit los lasse. So war es auch mit diesem Thema.

Auslöser waren unter anderem die im Posting erwähnten Situationen, die ich mit anderen erlebt habe. Ich war schockiert, dass man mir etwas ganz anderes erzählte oder ich etwas ganz anderes erlebte, als das, was später auf Instagram zu lesen war.

Warum macht man das? Warum blenden wir Probleme oft aus oder schwächen sie ab? Natürlich lässt sich das Ganze 1:1 auch außerhalb von Instagram übertragen: Warum antworten wir auf „Wie geht es dir?“ mit „Gut“, auch wenn es uns schlecht geht? Warum arbeiten wir in Jobs, die wir scheiße finden und sagen, dass es toll ist? Wir arbeiten hart daran, eine Fassade aufrecht zu erhalten, die so stabil gar nicht sein kann. Ich wollte wissen warum und suchte das Gespräch, wann immer mir auffiel, dass jemand nicht ehrlich ist.

Die Antworten waren eigentlich immer gleich. Es geht darum, dazu zu gehören. Bedürfnisse zu befriedigen. Gefühle zu vertuschen. Kein Mitleid zu erregen. Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen. Den Schein zu wahren. Wir wollen nicht negativ auffallen, sondern dazu gehören.

In einer perfekten Welt wollen wir nicht etwa Mensch mit Ecken und Kanten sein, sondern perfekt. Dieses Bedürfnis wiederum ist zutiefst menschlich. Es geht in meinem Beitrag nicht darum, Instagram zu bashen und alle perfekten Influencer zu haten, sondern um Bewusstsein. Darüber möchte ich hier etwas mehr erzählen :-)

Das perfekte Beispiel, um zu verstehen, was ich meine und worum es (mir) geht, liefere ich Euch aus meinem eigenen Leben (ungefähr Ende 2015, Anfang 2016):

Instagram ist voller perfekter Wohnungen und Häuser, voller perfekter Hausfrauen. Alles ist perfekt gestyled, farblich aufeinander abgestimmt, dekoriert, aufgeräumt und sauber. Einfach so. Die können das, ohne Probleme. Niemals meckert jemand darüber, dass er jeden Tag ne Stunde sauber machen muss.

Das war lange Zeit mein wunder Punkt. Ich habe mich bei diesem perfekten Anblick furchtbar gefühlt. Wie eine Versagerin. Weil es für mich immer ein Kraftakt war, sauber zu machen und aufzuräumen. Weil es bei mir nie so perfekt aussah. Weil meine gesamte Wohnung hässlich war. Jedes einzelne Möbelstück kotzte mich an. Ich wollte so sein, wie all diese perfekten Hausfrauen. Mit perfekter Wohnung, perfektem Haushalt und perfektem Aussehen.

Das Dilemma an der Sache: ich war und bin so nicht. Erstmal war das eine bittere, verletzende und deprimierende Erkenntnis. Entsprechend versuchte ich den Schein zu wahren. Wenn es etwas gab, das dem „White Living Perfektionismus“ nahe kam, dann musste ich es fotografieren und teilen. Getrieben von dem (gedanklich aufgebauten) gesellschaftlichen Druck. Denn: bist du keine perfekte Hausfrau, wirst du oft als unsauber, asozial oder faul abgestempelt. Dir wird sogar abgesprochen, eine gute Ehefrau/Partnerin sein zu können. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie oft ich gehört habe „Ja aber was sagt Marius denn dazu?“ oder noch früher „Wenn du so unordentlich bist, will dich niemand haben.“

Mein Befreiungsschlag kam erst vor 10 Monaten. Nachdem ich für mich selbst verarbeitet und verstanden hatte, dass ich so nicht bin und genau das auch bekannt gab. Darüber zu schreiben, dass ich ein Messie war (auf Youtube gibt es dazu auch ein Video KLICK!) und ehrlich von meinem Weg zu erzählen. Dass es ein täglicher Kampf ist, aber auch zu zeigen, was mir bei dem ehemaligen Chaos in der Wohnung hilft. Das nahm mir so unendlich viel Last ab. Plötzlich war für mich ganz klar, dass ich gar keine perfekte Hausfrau sein will und wollte. Ich will dazu gehören. Auch wenn ich nicht der Norm entspreche.


Der perfekte Sog auf Instagram aber auch generell im Leben ist groß. Man fühlt sich unweigerlich schlecht, wenn man sieht, dass überall Harmonie und Perfektionismus herrschen. Es wird offenbar täglich gesund gegessen, viel Sport gemacht, gelacht, alle sind den ganzen Tag unterwegs, haben brave Kinder, tolle Freunde, liebevolle Partner, wunderschöne Wohnungen oder Häuser und natürlich auch das Geld, um sich all das finanzieren zu können. Das führt bei vielen zu dem Gefühl, nicht dazu zu gehören und setzt uns oft unter Zugzwang. Es entstehen automatisch negative Gefühle. Wir fühlen uns alleine, minderwertig, falsch. Wir schämen uns, sind neidisch, eifersüchtig, wütend, traurig. Nicht selten entwickeln sich durch die sozialen Medien/den gesellschaftlichen Druck psychische Probleme, bis hin zu schweren Depressionen oder Essstörungen.

Wie fühlt man sich als Mensch in einer perfekten Welt? Die meiste Zeit erst mal Scheiße. Insbesondere, wenn man mit dem eigenen Selbstwertgefühl Probleme hat. Und genau deshalb, hören wir auf (oder fangen gar nicht erst an) in den sozialen Netzwerken Menschen zu sein. Wir passen uns häufig der Masse an, um nicht negativ aufzufallen. Dabei vergessen wir, dass die Masse nicht perfekt ist und das der Großteil von uns genau so fühlt und handelt, wie wir selbst.

DAS ist es, worum es mir geht und wofür ich ein Bewusstsein schaffen möchte. Perfektionismus ist nicht existent. Eine Welt in Frieden und Eintracht, voller Glückseligkeit und Liebe ist nicht real. Und das ist völlig okay so. Wir würden die Höhen ohne die Tiefen gar nicht zu schätzen wissen. Wenn immer alles super wäre, würde es irgendwann seinen Reiz verlieren.

Es darf schön sein und es ist super, wenn wir schöne Dinge teilen. Die Welt ist grausam genug! Aber wir sollten uns zuliebe damit aufhören, ein Leben oder eine Persönlichkeit darzustellen, das/die nicht existent sind. Damit meine ich nicht, dass wir anfangen, nur noch das Schlechte in unserem Leben zu teilen. Es geht darum, authentisch zu sein.

Wir können und dürfen uns zumuten. Mit all dem, was uns ausmacht und beschäftigt. Wir müssen nichts spielen. Wenn es uns nicht gut geht, dann ist das okay. Uns wird es aber potentiell eher nicht besser gehen, wenn wir auf Instagram posten, dass wir einen super Tag mit Freunden hatten, obwohl wir alleine zu Hause saßen.


Mir ist zu diesem Thema am Sonntag, bei dem Tagesseminar zum Thema „Schattengefühle„, noch etwas anderes klar geworden: Ich habe Probleme damit, in der „Offline-Welt“ authentisch zu sein. Genau das wurde mir bei einem der vielen Experimente an diesem Tag klar gemacht.

Mir fällt es viel leichter, meine Gefühle und Gedanken schriftlich zu Papier zu bringen. Wenn es mir schlecht geht oder mich etwas beschäftigt, dann poste ich darüber oder nehme mir Zeit, mich mit dem Gefühl auseinander zu setzen. Ich zeige mich in einigen Videos und Fotos sogar weinend. Real hat mich kaum jemand jemals weinen gesehen.

Offline bzw. von Angesicht zu Angesicht fällt es mir schwer, meine Gefühle/mich authentisch zu zeigen. Unzählige Male habe ich gelächelt und „Ja, stimmt. Ja, ist ok. Ja, du hast Recht.“ gesagt, obwohl ich eigentlich wütend und verletzt war. Häufig habe ich gelacht, getrunken und gefeiert, obwohl ich eigentlich am liebsten zu Hause im Bett gelegen und geweint hätte. Ganz oft habe ich gesagt „Ja klar habe ich Zeit!“, obwohl ich gar keine Zeit hatte. „Nein, das ist kein Problem.“ obwohl es ein Problem war. „Ja, mir geht es gut.“ obwohl es mir scheiße ging. „Das find ich super gut!“ obwohl ich es furchtbar fand. Die Liste könnte ich unendlich fortführen. Ich bin im realen Leben nicht authentisch. 

Und genau deshalb geht es in meinem Beitrag eben auch um mich. Mittlerweile sind online und offline Welten ohnehin untrennbar miteinander verwoben. Wenn sich bei mir offline und online verbinden, indem ich mir z.B. einen wunderschönen Tag vorgestellt habe, der dann aber ganz anders lief, komme ich ins schleudern. Weil meine Mitmenschen den Tag vielleicht super fanden und ich mich nicht traue, das Gegenteil zu sagen, weil ich niemanden verletzen möchte. So manches mal führte das dazu, dass ich einen Teil der Wahrheit online verschwieg oder verschweigen wollte.

So gerade zu meinem Geburtstag geschehen. An meinem Geburtstag selbst habe ich allen gesagt, dass der Tag schön war. Das war eine Lüge. Zu „Immer wieder Sonntags“ habe ich erst genau dasselbe geschrieben. Bis mein Herz sich aufgebäumt hat und ich zulassen konnte, auszuschreiben (und später auch real auszusprechen), was mich WIRKLICH bewegt. Es war mein Geburtstag und es ging um MEINE Gefühle. Manchmal muss man andere verletzen, wenn man auf sich selbst acht geben und sich wert schätzen möchte. Genauso wie mich andere verletzt haben, weil sie sich um sich selbst gekümmert haben.

Die Erkenntnis, dass ich im realen Leben nicht authentisch bin, war sehr wertvoll für mich. Dass mir jemand direkt ins Gesicht gesagt hat: „Sandra, du bist gerade nicht authentisch. Du lächelst und versuchst die ganze Zeit glücklich auszusehen.“ das war wichtig. Etwas, mit dem ich arbeiten kann und das mich irgendwie auch total befreit hat. Ich bin dieser Frau unglaublich dankbar (und habe Sonntag auch die Stärke gehabt, ihr genau das zu sagen).

Seit dem versuche ich auszusprechen, was mich stört oder was ich nicht mag. Ich versuche ehrlich zu antworten. Noch viel mehr für mich einzustehen. Nein zu sagen, wenn ich nein meine. Online gelingt es mir die meiste Zeit gut, dann sollte es offline ja wohl ein Klacks sein, oder ;-)


Abschließend möchte ich nochmal klar machen, dass es nicht darum geht, irgendwen anzukreiden. Auch ihr solltet nicht sagen „Boah ja, diese ganzen Influencer/Blogger/blabla. ICH bin zum Glück nicht so.“. Denn darum geht es nicht. Es geht um den Menschen in der perfekten Welt. Es geht um Dich.

7 Antworten auf „Wie fühlt man sich als Mensch in einer scheinbar perfekten Welt?“

Jetzt ganz ohne ankreiden, aber das Leben ohne Instagram und Twitter kann so entspannend sein. Ja, ich habe und nutze Facebook, aber es darf auf keinen Fall die ganze Zeit irgendwelche Benachrichtigungen auf mein Handy schicken – das stört mich. Facebook (als einzige Plattform – kein Twitter, kein Instagram, kein Pinterest, kein Was-auch-immer!) muss zusehen, wie es in mein Leben passt und nicht anders herum. Ich habe auch kaum Facebook-Freunde. Wen ich auf Facebook adde, kenne ich wirklich (mit einer bis drei Ausnahmen). Wenn ich mit Freunden und Familie zusammensitze, hat das Handy weitgehend Sendepause. Achtsamkeit ist so wichtig – wie du es so oft in deinen Artikeln betonst – für sich selbst und für andere. Das hat etwas mit Seelenhygiene zu tun und gerade als Influencer sollte man daran denken, welchen Einfluss man nach außen hat.
Ich danke dir für deine immer sehr persönlichen Einblicke. Normalerweise bin ich ja stumme Leserin, aber heute musste ich mich mal zu Wort melden.

Dabei geht es in diesem Artikel doch um das echte Leben :-)
Schön, dass Du Dich zu Wort gemeldet hast! Das hat mich gefreut.

Hey du :-) erstmal muß ich sagen, dass du mir absolut aus der Seele schreibst!! Danke dafür!

In einer Welt, in der niemand mehr wirklich er /sie selbst ist, freut es mich immer wieder, Menschen zu erleben, die sich selbst leben. Auch wenn das ein Prozess ist, wir stehen nicht automatisch in dieser Erkenntnis. Sie wächst im Laufe der Zeit.

„Manchmal muss man andere verletzen, wenn man auf sich selbst acht geben und sich wert schätzen möchte. Genauso wie mich andere verletzt haben, weil sie sich um sich selbst gekümmert haben.“

Das sieht vielleicht im ersten Moment so aus, aber es ist ja auch immer eine Sache der Kommunikation. Ich finde das 3-Topf-System immer sehr wertvoll: Es kommt drauf an WAS ich sage, WIE ich es sage und WIE es bei dem anderen ankommt.

Wenn mir etwas nicht gefällt, wenn beispielsweise jemand was Neues gekauft hat, dann muß ich nicht in Begeisterungsstürmen ausbrechen, wenn es mir nicht gefällt. Dann kann ich auch sagen: „Du, mein Geschmack ist es nicht, aber ich freue mich sehr für dich, dass du was Passendes gefunden hast“. Das ist keine Wertung sondern meine ehrliche Meinung :-)

Klar fällt es immer schwer, Nein zu sagen. Aber ich finde, je offener man mit den eigenen Bedürfnissen umgeht, umso einfacher versteht es das Gegenüber.

Ich wünsche dir einen schönen Restsonntag :-)
Susanne

Ich glaube, das Thema Verletzlichkeit kommt bei mir auf diese Art und Weise auf, weil ich mich sehr schnell angegriffen/verletzt fühle und mein Umfeld sich sehr schnell angegriffen/verletzt fühlt und mich das auch spüren lässt. Dadurch fühle ich mich oft schuldig für die Gefühle anderer und habe umgekehrt das Gefühl, ihre Gefühle zu verletzen, wenn ich mich nicht mehr schuldig fühle und kümmere.

Ich stimme Dir auf jeden Fall absolut zu, dass es immer auch eine Frage von WIE und WAS ist. In meinem Fall ist das Problem aber (glaube ich) weniger im wie/was zu finden, sondern eher dieses tiefliegende Schuld- und Verantwortungsgefühl und die Tatsache, dass in meinem Umfeld kaum über Bedürfnisse/Wünsche/Hoffnungen/Gefühle etc. geredet wird. Sprich die von Dir angesprochene Offenheit fehlt auf jeden Fall auch.

Das muss ich erst noch lernen <3 Aber darauf hab ich große Lust! :-)

Ich wünsche Dir ebenfalls einen schönen Restsonntag und danke dir für deinen Input.

Verletzlichkeit ist etwas kostbares! Das zeigt, dass du ein sehr sensibler Mensch bist. Und die sind nunmal sehr leicht zu verletzen. Vielleicht findest du irgendwann die Balance zwischen „Gefühle empfinden“ und „Reflektieren, wo die Ursache für dieses Gefühl liegt“ :-)

Man muß auch keine Schutzmauern bauen, wenn man sensibel ist. Es reicht eigentlich voll und ganz, in den Verletzungsmomenten in sich hinein zu schauen. Sich zu fragen, welchen Punkt mein Gegenüber denn da gerade angetiggert hat. Denn dort liegt ja die Ursache.

Wir alle haben unsere dunklen Punkte. Aber wir dürfen sie annehmen und sie mit der Zeit in schöne und bunte Punkte verwandeln. Dazu sollten wir einfach genau hinschauen.

Und wenn du – ohne Angst oder Sorge – dein Gegenüber ansprechen kannst und einfach mal nachfragst, ob du ihn/sie gerade mit deinen Worten verletzt hast, kann das zu einem sehr interessanten Gespräch werden. ;-) Anders herum übrigens genauso. Ich finde man darf jederzeit sagen, was man gerade fühlt!

Ein „Hey, das hat mich jetzt echt getroffen“ wird beim anderen vielleicht ein erstauntes Gesicht hervorrufen. Denn wir verletzen ja (fast) immer, weil wir die dunklen Punkte des Gegenüber gar nicht kennen.

Hab einen schönen Tag und ich freu mich, deinen Blog weiter zu verfolgen :-)

Wow.. vielen lieben Dank für diesen Beitrag!! Dieses Thema hat mich seit langem beschäftigt. Ich benutzte zwar weiterhin Facebook, da es für mich wichtige Informationen ohne viel „Angeberei“ von dem Freundeskreis bereitstellt. Vor Kurzem habe ich meinen Instagram-Account gelöscht und selbst Instagram deinstalliert. Ich persönlich hatte immer wieder Glücksmomente (ja, nicht immer, aber ab und zu) und meine „Antenne“ zu den Glücksmomente hat relativ gut funktioniert. Bis auf einen Zeitpunkt.

Meine Einstellung gegenüber Instagram war stabil. Schöne Urlaubsfotos (Es sei denn, die Insta Storys wurden jeden Tag 10+ mal gepostet und immer fast nackt im Bikini) oder Abenteuererlebnisse haben mich wenig gestört, obwohl sie bei vielen Menschen „Trigger“ sind.

Und dann kommt sowas.

Eine Bekannte von mir wurde ungeplant schwanger. Ich kenne sie nicht so wirklich, aber laut der anderen Leute waren sie und ihr Freund am Anfang erschrocken. Irgendwann hat sie angefangen, bei Instgram zu posten, wie glücklich und gesegnet sie sich fühlt. Es ist ja total normal, dass eine Schwangerschaft viel Freude mit sich bringt. Aber irgendwann machten die ganzen Postings und Storys von ihr mich krank. Denn ich bin ein ganz normaler Mensch ohne Baby im Bauch und ich war nicht weder IMMER noch MEGA glücklich wie sie. Ich habe mich niedergeschlagen und minderwertig gefühlt und dachte sogar, dass man schwanger sein muss, um immer und so oberglücklich wie diese eine Bekannte zu sein. Ich weiß es natürlich nicht, ob sie so ständig glücklich und dankbar ist. Dafür habe ich keinen guten Kontakt zu ihr. Sie war meiner eigenen Wahrnehmung nach in der Realität auch immer oberflächlich. Zumindest mit mir. All diese Postings von ihr sahen manchmal sehr verkünstlicht und unauthentisch aus – natürlich gebe ich zu, dass meine Wahrnehmung sehr subjektiv sein kann.
Ich bereue es manchmal, dass ich Instagram gelöscht habe, denn ich bekomme nicht so viel mit von meinen Kommilitonen oder Kollegen, über dessen Postings ich mich gefreut habe. Aber diese Storys mit dem nackten Babybauch und oberglücklichen Momenten von ihr haben mich wortwörtlich zerstört und ich bin immer noch dabei, meine eigenen Glücksmomente zu empfinden und wieder mehr auf mich zu konzentrieren. Vor allem hatten mich kitschige Sprüche und Hashtags angekotzt (#loveofmylife, after all this time? Always, you make my life so much better blahblah). Das echte Leben kann NIE so schön wie ein Disney Märchen laufen, obwohl man sich so gern so ein Leben vorstellt. Eine Beziehung hat nicht IMMER Höhepunkte, aber wenn ich ihre Postings sehe, denke ich, dass irgendwas mit meiner Beziehung nicht stimmt. Warum ist sie IMMER zufrieden mit inzwischen ihrem Mann, mit ihrem Leben und mit allem drumherum? Vielleicht hat sie wirklich die perfekte Beziehung, die perfekte kleine Maus und ein perfektes Leben, was man sich nur wünschen kann.

Ich will aber so durchziehen, ohne Instagram zu leben. Und dein Beitrag hat mir noch mehr Klarheit über mein Problem und die Unsicherheit geschafft. Vielen Dank nochmal.

Viele Grüße
Sonja

Liebe Sonja,
danke für deinen ausführlichen Kommentar.
Ich verstehe sehr, was du meinst. Wobei ich glaube, dass die Ursache in deinem Fall, zumindest in Bezug auf die Bekannte, dennoch etwas anders ist. Da spielt deine eigene Geschichte eine sehr große Rolle. Zumindest fühlt es sich beim lesen deines Kommentar so an, als würde da noch mehr mitschwingen.
Ich freue mich aber auf jeden Fall, dass ich dir noch mehr Klarheit schaffen konnte und wünsche dir viel Erfolg dabei, Instagram zu meiden. Gerade in der jetzigen Zeit ist es ja doch relativ schwer, ohne soziale Medien in Kotankt zu bleiben.

Viele Grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert