Kategorien
Kolumne

Immer wieder Sonntags 184 – meine Woche im persönlichen Rückblick

|Gesehen| einen Grünspecht
|Gehört| meine Playlist*
|Getan| viel gearbeitet, gekocht, gegangen, gelernt, gebastelt, gewütet, demonstriert
|Gegessen| siehe Was essen wir heute
|Gefreut| über den Grünspecht, Fortschritte & Erkenntnisse
|Gelesen|Starkes weiches Herz*“ und ein Stück von „Drachenzeit*“
|Gekauft| das Buch „Magische Kräuterküche*“, buntes Stickgarn* und bunte Holzperlen* für meinen Traumfänger, außerdem zwei neue Hosen und zwei Pullover
|Geliebt| mein Coaching mit Jennifer Witte*, die Wut-Meditation am Dienstag
|Geklickt|Frag einen Mörder“ und „Frag einen Bankräuber
|Geschrieben|  schon wieder so viel! Zum einen über den Wildkochkurs im Landgasthaus Ickenmeyer als Veganerin, darüber Was Hanf alles kann, was drei Jahre hormonfreie Verhütung verändert haben und natürlich einen neuen Essensplan

Willkommen zu einem wunderschönen, sonnigen Sonntag! Zumindest hier in Wuppertal erwarten wir nochmal 24 Grad, bevor der Herbst richtig los legen soll. Ich kann es kaum erwarten. Wie jedes Jahr freue ich mich auf jede Jahreszeit, aber Frühling und Herbst, mag ich ganz besonders.

Der Herbst steht für mich für das Loslassen. Er zeigt uns, wie kraftvoll, sanft und wunderschön das sein kann. Mit der absoluten Gewissheit, dass es im nächsten Jahr mit dem Frühling einen Neuanfang geben wird. Wann immer etwas losgelassen wird, entsteht dafür was Neues. Ein Naturgesetz, das auch für uns Menschen gilt.

Fernab dieser tieferen Bedeutung des Herbst, mag ich vor allem auch das Farbspiel und den Mix aus Kälte & Wärme. Aber bevor ich mich in diesem Thema verliere: ich hab ja schon mal 10 Gründe den Herbst zu lieben mit Euch geteilt. Da steht alles, was ich fühle eh drin.


Wut & Weiblichkeit

Auf Facebook & Instagram schrieb ich diese Woche, dass ich eine Wut-Wegdrückerin bin. Viel treffender ist aber: ich bin eine Gefühle-Wegdrückerin. Meine Wut deckelt letzten Endes den Topf voller Gefühle, die ich nicht fühlen will.

Wut war schon immer ein großes Thema bei mir. Dass ich mich näher mit ihr beschäftige, geschieht aber erst seit einem Jahr. Früher habe ich die Wut & Unzufriedenheit vor allem durch meine Fäkalsprache zum Ausdruck gebracht. Seit ich damit aufgehört habe, aber auch seit ich mich weiter verändere, meine Gedanken beobachte, Gefühle fühle und immer besser verstehen lerne, was gerade mit mir los ist, ist meine Wut sehr präsent.

Zwar habe ich durch die Therapie & durch meine Coachings mit Jennifer ein paar Tools gelernt, wie ich sie für mich besser kanalisieren kann, aber am Dienstag im Kreis der Frauen* bei der Wut-Meditation gezielt auszuflippen, war grandios.

Ich habe, bewaffnet mit einer rosa Poolnudel, auf den Boden eingedroschen, wie wild geschrien und gewütet. Gedanklich habe ich auf alle Menschen eingeschlagen, denen irgendwas von mir „zu viel“ ist, aber auch auf mich selbst. Das darf sein und es tat gut, es zuzulassen.

Uns Frauen wird oft Gegenteiliges vermittelt. Wir sollen „brave Mädchen“ sein, uns nicht so aufregen und wissen alle, was mit Eva oder „Hexen“ passiert ist, die „böse“ waren. Überhaupt kommen nur brave Mädchen in den Himmel.

Diese gesellschaftlich-geschichtlich geprägten Strukturen zu durchbrechen ist eine Herausforderung. Sich bewusst zu machen, dass Wut sein darf. Dass alle „negativen“ Gefühle sein dürfen. Dass wir nicht ständig super lieb, gut drauf und angepasst sein müssen. Sondern im Gegenteil, gerade durch solche Gefühle, erst lebendig werden!

Der Abend hat mir vor Augen geführt, dass der Weg zu meinen Gefühlen, aber auch zu meiner Zartheit & Weiblichkeit, durch die Wut führt. Ich habe mich im Anschluss so weiblich, sanft und klar gefühlt, wie schon lange nicht mehr – vielleicht sogar wie noch nie.

Die gesamte Woche über hat mich dieser Abend getragen und ich fühle mich auch heute noch wie rein gewaschen. Die Traurigkeit, Enttäuschung und Wut der letzten Tage & Wochen ist geschrumpft und ich bin wieder ein Stück gewachsen. ❤️ Das genieße ich sehr und ich überlege noch, wie ich diese Form der Meditation 1 x im Monat in mein Leben einbauen kann.

Dazu fällt mir noch etwas zu einem Kommentar auf Instagram ein:

„(…) Nächster Schritt wäre zu lernen, Wut gleich zu kanalisieren. Sprich: weder wegdrücken noch komplett auszuticken, sondern eben für sich die Wut in für einen gut passende Bahnen zu lenken. (…)“

Paul__kat

Eigentlich habe ich dem zugestimmt, aber jetzt wo ich gerade nochmal darüber nachdenke glaube ich, dass ein „in gut passende Bahnen lenken“ auch eine Form des Wegdrückens ist. Was sind gut passende Bahnen? Ich denke dabei sofort daran, dass ein Wutausbruch zu laut/zu viel/zu böse ist und deshalb sanfte Bahnen rein müssen, damit es okay ist und man „gut“ mit der Wut umgeht.

Wenn wir traurig sind, weinen wir auch manchmal wie ein Schlosshund, werfen uns auf den Boden und verlieren uns ein paar Stunden in diesem schwarzen Loch – ich empfinde das als sehr loslösend und tröstend. Und genau so geht es auch mit Wut.

Eine Form der Kanalisation von Wut kann und darf sein, zu gewissen Zeiten die Wut in einem geschützten Rahmen raus zu lassen und ihr Raum zu geben. Für mich ist genau das der Weg zu lernen, die Wut zu kanalisieren. Wobei die Wege sicher für jeden anders aussehen können.


Interpretationen

Was mir in letzter Zeit vermehrt auffällt, ist wie unterschiedlich Menschen meine Artikel und das Geschriebene interpretieren. Gerade im „real life“ zeigt sich das sehr stark. Die persönliche Geschichte der Leser spielt eine große Rolle dabei, wie meine geistigen Ergüsse aufgenommen werden.

Ich war z.B. sehr erstaunt, dass eine Leserin das Gefühl hatte, dass ich die letzten Wochen außerordentlich glücklich war, während eine andere das Gefühl hatte, ich sei depressiv. Beide haben aber aus ihrer Perspektive gelesen was ich schreibe (die eine besonders glücklich, dachte ich sei depressiv, die andere besonders traurig, dachte ich sei glücklich) und nie mit mir persönlich gesprochen.

Darüber hinaus wird häufig vergessen, dass ich hier zwar authentisch und viel Persönliches schreibe, aber das ja dennoch nur ein Hauch aus meinem echten Leben ist. Der Großteil meines Gefühlslebens, dessen was mich beschäftigt, was ich erlebt habe, zu regeln habe etc. bleibt für meine Leser dennoch im Verborgenen. Intimitäten, Streitereien, Berufliches, Familiäres und auch alles, was mit Marius und mir zusammen hängt zum Beispiel, weil es meist mit anderen Menschen und ihren privaten Geschichten zu tun hat. Aber auch, weil ich es eben mit niemandem teilen möchte.

Mir ist dabei nochmal aufgefallen, wie viel alles immer mit uns selbst zu tun hat. Was ich „zu viel“ finde, ist in meinem Leben vielleicht gerade „zu wenig“. Was mich traurig oder wütend macht, fehlt mir vielleicht oder gelingt mir nicht so gut.

Die Erkenntnis hat mir geholfen, etwas besser mit der ewigen „das und das ist zu viel von dir“ Konfrontation und der Verabschiedung einiger Menschen in meinem Leben umgehen zu können bzw. es aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Ich hab im letzten „Immer wieder Sonntags“ hier unter „Authentizität“ viel dazu geschrieben und war die letzten Wochen wahnsinnig traurig deshalb. Aber nach der Wut-Meditation, im Gespräch mit Marius und auch bei genauem Hinhören der „Kritiker“ ist mir klar geworden, dass es nicht meine Geschichte ist und dass ich die Menschen ziehen lassen sollte.


Demonstration

Am Freitag hat Fridays for Future ja zum globalen Klimastreik aufgerufen und ich habe mich Mittwochabend spontan dazu entschieden, an der Demo in Wuppertal teilzunehmen. Meine erste Demonstration überhaupt und es hat mich absolut überwältigt.

Zu sehen, dass sich was bewegt. Dass Menschen jeden Alters, jeder „sozialen Schicht“, jeder Herkunft und nahezu jeder Überzeugung gemeinsam friedlich (!) demonstrieren, um etwas zu bewegen und zu zeigen, dass ihnen diese Welt nicht egal ist, hat mich wirklich die ganze Zeit zu Tränen gerührt.

Zu sehen, dass SO VIELE unterschiedliche Menschen in diesem Moment friedlich zusammen sind und in eine Richtung blicken, mit dem selben Ziel vor Augen. Die vielen hoch engagierten Kinder und Jugendlichen, denen immer nachgesagt wurde, sie würden sich nicht für die Umwelt und die Politik interessieren. Und all die Erwachsenen, die ihnen den Rücken stärken – das war unbeschreiblich schön. ❤️

Gleichzeitig sieht man auch hier bei den Kritikern wieder die eigene Geschichte. Viele regen sich darüber auf, dass Greta Thunberg mal mit einem Sandwich in Frischhaltefolie „erwischt“ wurde oder dass Demonstranten mit dem Auto zur Demo fahren oder mit dem Flugzeug in den Urlaub. Da solle man doch lieber ansetzen!

Lieber dort bei den anderen ansetzen, als auf meinem Teller, um mir ein Stück vom Kuchen zu klauen. Lieber sollen die ganzen Demonstranten bitte erst mal perfekte Menschen werden, bevor ich mich von meiner Couch bewege und versuche, in kleinen Schritten etwas zu bewegen. Solche Kritiken sind fast immer mit einer großen Angst verbunden. Angst vor Veränderung und Angst davor, auf Komfort und Luxus verzichten zu müssen (was man übrigens gar nicht muss!).

Aus der eigenen Unzulänglichkeit heraus, versucht man KRAMPFHAFT nach etwas suchen, dass man dem anderen vorhält, damit man sich wieder besser fühlen kann. „Aha, du isst vegan? Und was ist mit deiner Ledertasche?“. Als ginge es darum, wer besser oder schlechter ist. Als wäre eine gute Tat weniger wert, nur weil man an anderer Stelle nicht perfekt ist.

Wie kann man sich über Menschen aufregen, die ENDLICH aktiv werden? Wie kann man sich über Menschen aufregen, die Tieren kein unnötiges Leid antun wollen? Wie kann man sich über Menschen aufregen, die sich um unsere Umwelt sorgen? Menschen, die helfen und/oder Gutes tun wollen?

Das kann man nur, wenn man selbst Schiss hat. Und diesen Schiss haben immer noch sehr viele. Sie wollen nicht auf das „gute Stück Fleisch vom Metzger nebenan“, den jährlichen Malle-Urlaub, wöchentliche Shoppingtouren, billige Produkte oder vorgeschnibbeltes, Plastikumhülltes Obst & Gemüse verzichten. Es ist leichter, die zu kritisieren, die bereits etwas verändern, als sich an die eigene Nase zu packen oder zu schweigen.

Ich würde mir wünschen, wenn man insgesamt gemeinsame Sache machen würde. So wie eben auf der Demo. Da sind so viele, so unterschiedliche Menschen, die aktiv werden und in ihrem Rahmen der Möglichkeiten versuchen, irgendwas besser zu machen. Es macht weder Sinn, als Veganer den nicht veganen Demonstranten zu sagen, dass sie Heuchler oder Realitätsverweigerer sind, noch als nicht demonstrierender den Demonstranten, die vielleicht Fast Fashion tragen oder gerade in den Urlaub geflogen sind, Doppelmoral vorzuwerfen. Unser aller Ziel ist letzten Endes doch ein und dasselbe: wir wollen gut und in Frieden leben.

Familien-Spaziergänge & Anderes

Ansonsten war die Woche geprägt von viel Arbeit, aber auch schönen Auszeiten. Eine davon gab es Freitagabend mit meiner Familie im Wald. Wir sind zwei Stunden mit den Hunden raus und das hab ich sehr genossen.

Außerdem bastel ich gerade endlich mit meinen gesammelten Federn die geplanten Traumfänger. Ich liiiiebe es und freu mich schon jetzt auf die fertigen Ergebnisse.

Sonst gab es diese Woche noch das Coaching bei Jennifer, dass mir wieder viele neue Sachen offenbart hat. Hier bin ich gerade aber noch mitten im lernen und verstehen, deshalb gehe ich da noch nicht genauer drauf ein.

Wir düsen jetzt ins Heim zu Marius Mama, die heute Geburtstag hat und werden später zum Essen eingeladen. Euch einen schönen Sonntag!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert